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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe
Autoren: Paul Melko
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half John seinem Zwilling auf die Beine. »Wie geht’s euch?«, fragte er in die Runde.
    »Ging schon mal besser«, ächzte Henry. »Ich glaub, die Leiche da hat den Schlüssel.«
    Als John Visgraths Laborkittel durchsuchte, fand er einen Schlüsselbund, so dass er Henrys und Primes Handschellen lösen konnte. »Wir müssen hier abhauen.«
    Prime hob Visgraths Pistole auf und drückte sie Henry in die Hand, der die Waffe mit einem merkwürdigen Blick bedachte und sie schließlich achselzuckend einsteckte.

    John fasste ihn an den Schultern. »Bist du verletzt? Was haben die mit dir …«
    Henry wich seinem Blick aus. »Mir geht’s gut. Was habt ihr jetzt vor? Ich meine, der Plan muss doch irgendwie über die Parole ›Retten wir Grace und Henry!‹ hinausgehen, oder?«
    Sein ironisches Lächeln hätte bei John fast ein Lachen ausgelöst, aber er musste bei der Sache bleiben, und es war Eile angesagt. »Wir müssen hier raus, und zwar sofort.«
    »Offensichtlich«, bestätigte Grace. »Wir können uns ja schlecht in der Höhle des Löwen niederlassen.«
    »Stimmt«, sagte John. »Und wenn’s sein muss, können wir auch ganz aus diesem Universum verschwinden.«
    Grace blickte ihn mit großen Augen an. »John, du hast ein Gerät gebaut! Sonst hättest du ihn nicht holen können!« Sie zeigte auf Prime. John nickte und wollte etwas sagen, doch Grace war ihm bereits um den Hals gefallen. »Ich wusste, dass du es schaffst!«
    »Kommt schon, Leute!«, rief Prime. »Lasst uns etwas Abstand zwischen uns und diesen Ort bringen.«
    Nach dem Zufallsprinzip suchte John eine Tür aus und versetzte ihr einen Tritt, so dass sie aufschwang. Der Flur dahinter war leer. Langsam arbeiteten sie sich vorwärts, überprüften jede Tür, an der sie vorbeikamen. Die meisten waren verschlossen oder führten in kleine Labors – lauter Sackgassen. Doch hinter einer lag ein Gewächshaus, an dessen Ende eine Außentür wartete. Eine Tür ins Freie!
    »Hier entlang!« John vorneweg, liefen sie an zahllosen fremdartigen Pflanzen vorbei. Auf halber Strecke blieb er stehen und zeigte auf eine Kletterpflanze, die große, exotische Früchte trug. »Was ist das?«
    Niemand wusste es. John streckte die Hand aus und pflückte eine Frucht: Oben war sie rot und unten blau, mit einem schwächeren Farbverlauf in der Mitte. Ihr Durchmesser entsprach etwa dem eines Apfels, doch die gleichmäßigen
Einkerbungen verliehen ihr eine Form, die an einen sechszackigen Stern erinnerte. John ließ die Frucht in der Hosentasche verschwinden und rannte weiter.
    Durch die Tür gelangten sie in einen weitläufigen Garten. »Hier entlang!«, kommandierte John und führte die Gruppe nach Nordosten. Er hatte vor, sich von hinten auf den Parkplatz zu schleichen und ein Auto zu stehlen.
    »Au!«, schrie Grace. Erst jetzt bemerkte John, dass sie keine Schuhe trug. Henry fasste sie unterm Arm und half ihr über den stachligen Untergrund.
    Richtung Westen, in etwa fünfzig Metern Entfernung, sahen sie eine Verladerampe mit einem Traktoranhänger davor. Richtung Osten verschwand die Fassade des Gebäudes in der Dunkelheit.
    »Jetzt hier entlang«, sagte Prime und deutete nach Osten.
    Im Schatten der Betonwand liefen sie bis zur nächsten Ecke. John schob sich vorsichtig an den Rand – und musste blinzeln, als ihm plötzlich taghelle Scheinwerfer ins Gesicht strahlten. Der Parkplatz lag in grellem Licht.
    Drei Geländewagen vom Sicherheitsdienst standen vor dem Eingang zu Labor eins. Gerade betrat ein Trupp Männer das Gebäude, eindrucksvolle Waffen in der Hand.
    Drei der Sicherheitsleute schwärmten aus, direkt auf John zu. »Sie kommen«, flüsterte er, »geht in Deckung!«
    Sie drückten sich in die Finsternis neben dem Laborbau. John war bereit zu schießen, zu töten, falls nötig, doch die Wachen gingen drei Meter entfernt an ihnen vorbei, ohne in ihre Richtung zu schauen.
    Er wartete, bis die Wachmänner in dem Gewächshaus verschwunden waren. »Holen wir uns einen der Jeeps.«
    Geduckt huschten sie durch das Gras. Kaum hatten sie den ersten Geländewagen erreicht, zerriss das Rattern eines Maschinengewehrs die Luft. Kugeln prasselten auf die Motorhaube des Autos.

    Der Trupp, der eben das Labor betreten hatte, trat wieder ins Freie und schloss sich den Wachen an, die ohnehin dort ausgeharrt hatten.
    Unkontrolliert feuerte Henry in Richtung der Wachen, sein Gesicht eine Mischung aus Schrecken und unverhülltem Entzücken. John und die anderen warfen sich auf den Boden.
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