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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe
Autoren: Paul Melko
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getrocknetem Blut verkrustet, die Augen blau-schwarz umrändert. Er sah todmüde aus, als ob ihn nur Visgraths fester Griff auf den Beinen hielt. Zu ihren Füßen lag Prime, die Hände mit Handschellen hinter dem Rücken gefesselt.
    »Keiner bewegt sich!«, brüllte Visgrath. »Ich will den Transporter. Sonst stirbt dieser junge Mann. Und der da als Nächster. Sie haben die Wahl!«
    Fünf Meter lagen zwischen John und Visgrath, der einen Laborkittel übergestreift hatte, und der Weg zwischen ihnen war frei.
    »Nur die Ruhe«, sagte John mit fester Stimme. »Ich habe das Gerät bei mir und bin zu einem Tausch bereit.« Er senkte die Pistole.
    »Ich bin ganz und gar ruhig«, erwiderte Visgrath. »Legen Sie die Waffe auf den Boden.«
    John legte die Pistole vorsichtig ab.
    Visgrath entspannte sich sichtlich, der Lauf seiner Waffe entfernte sich einen Zentimeter von Henrys Schläfe. »Eine weise Entscheidung. Und jetzt geben Sie mir das Gerät.«
    In diesem Moment trat Grace drei schnelle Schritte vor, bis sie Visgrath direkt gegenüberstand, und streckte den Arm mit der Pistole aus, so dass die Mündung dessen Nase berührte. John begriff, dass Visgrath überhaupt nicht auf Grace geachtet hatte – nicht einmal, dass sie eine Waffe trug, hatte sie in seinen Augen zur Bedrohung werden lassen.
    »Waffe fallen lassen«, sagte Visgrath, »oder ich erschieße Ihren Geliebten.«

    Grace lächelte. »Die Entscheidung liegt nicht mehr bei mir. Wenn Sie Henry erschießen, werde ich Sie erschießen. Wenn Sie ihn freilassen, werde ich Sie nicht erschießen. Die Entscheidung liegt also bei Ihnen.«
    John hob seine Pistole wieder auf. Er wusste nicht, wo das hinführen sollte. Grace hatte die Situation durch ihren Mut völlig auf den Kopf gestellt.
    »Grace?«, sagte Henry schwach. Sie ignorierte ihn.
    »Sie riskieren also tatsächlich das Leben Ihres Geliebten?«, fragte Visgrath betont gelassen, doch aus seinem Gesicht war alle Farbe gewichen.
    »Nein, ich riskiere nichts – Sie riskieren Ihr Leben.« Grace presste den Pistolenlauf gegen Visgraths Nase. »Wenn Sie die Waffe nicht sofort herunternehmen, werden Sie sterben. So einfach ist das.«
    »Und er stirbt mit mir.«
    »Nein. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Sie Zeit haben werden, auf den Abzug Ihrer Pistole zu drücken, während diese Kugel Ihr Gehirn durchdringt. Ich würde wetten, dass Sie Ihren Finger nicht krümmen werden, während die Kugel Ihr Nasenbein zertrümmert und Ihr Siebbein in tausend messerscharfe Splitter zerschlägt, die daraufhin in Ihr Hirn explodieren, direkt in Ihren Frontallappen, der Ihr abstraktes Denkvermögen, Ihre Aggression und Ihre Sexualität kontrolliert, und weiter in Ihre Medulla oblongata, die Ihren Blutkreislauf steuert, ebenso wie in Ihren Hypothalamus, der für Ihre Atmung zuständig ist. Nein, in diesem Bruchteil einer Sekunde, in dem Ihr Gehirn in alle Richtungen davonfliegt, werden Sie sicher keine Zeit finden, Ihren Finger zu krümmen. Ich bin überzeugt davon, dass Sie sich stattdessen einfach in die Hose machen und Ihre Shorts vollscheißen werden, da Ihr Körper Wichtigeres zu tun haben wird, als sich mit solchen Kleinigkeiten abzugeben. Und während Ihre Persönlichkeit implodiert
und Ihr Hinterhauptlappen aus dem Schädel austritt, wird ihr letzter Gedanke sein: ›Ich bin ein kleiner Teekessel‹ oder ›Ich will zu Mami‹, und Sie werden keinen, wirklich nicht den kleinsten Gedanken auf das Abdrücken verschwenden.« Graces Finger presste sich so auf den Abzug, dass sich die Haut weiß verfärbte. »Also, wie lautet Ihre Entscheidung?«
    Visgrath starrte ihr in die Augen, Grace starrte zurück. John sah Schweißperlen auf seiner Stirn glänzen.
    Langsam, ganz langsam ließ Visgrath die Waffe sinken. »Sieht nach einem Patt aus.« Seine Stimme zitterte.
    Henry befreite sich aus Visgraths Umarmung und wich zurück, während Grace kalt lächelte. »Schlechte Entscheidung«, sagte sie und drückte ab.
    »Grace!«, schrie John noch, aber es war zu spät. Visgraths Gesicht war ein einziger roter Matschklumpen. Er strauchelte, stolperte rückwärts gegen einen Labortisch und kippte schließlich nach hinten. Auf der anderen Seite des Tisches blieb er liegen.
    Johns Herz hämmerte. »Grace«, wiederholte er, leiser diesmal, doch ihr Blick war einzig und allein auf Visgrath fixiert. Erst als Henry sie sanft umdrehte und ihr die gefesselten Arme um den Hals legte, schaffte sie es, die Augen von dem Toten abzuwenden.
    Währenddessen
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