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Die Masken von San Marco

Die Masken von San Marco

Titel: Die Masken von San Marco
Autoren: Nicolas Remin
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haben es mit einem professionellen Killer zu tun», sagte Tron fachmännisch. «Diese Leute sind käuflich. Wir müssen ihm nur mehr bieten als die Kreise, die Crenneville vertritt.»
    Die Kaiserin hatte sofort verstanden. «Sie meinen, er nennt uns seine Hintermänner? Gegen Geld und Straffreiheit?»
    Tron nickte. «Es wird nicht zu einem Kampf kommen;
    höchstens zu einem Kampf mit Worten.»
    «Welche Sicherheit können Sie ihm bieten?»
    «Keine», sagte Tron. «Aber wir haben auch keine Garantie, dass er redet. Wir werden uns gegenseitig vertrauen müssen.»
    «Und was geschieht mit dem Mann, nachdem Sie ihn  verhaftet haben? Werden Sie ihn der Wachmannschaft des Palazzo Reale übergeben?» Die Kaiserin zögerte einen Moment, bevor sie weitersprach. «Die vielleicht dafür sorgt, dass er …»
    «Auf der Flucht erschossen wird?»
    «Eine Lösung, die auf der Hand läge. Tote können nicht reden.»
    «Deshalb», sagte Tron, «übergebe ich ihn auch nicht der Wachmannschaft, sondern der Kommandantura.»
    Die Kaiserin runzelte die Stirn. «Aber Sie müssen mit ihm am Wachpersonal des Palazzo Reale vorbei.»
    Tron schüttelte den Kopf. «Muss ich nicht. Ich bringe ihn in die Marciana.»
    «In die Marciana?»
    «Vor ein paar Jahren ist Silberbesteck aus dem Palazzo Reale verschwunden. Als die Militärpolizei nicht weiterkam, hat sie uns um Hilfe gebeten. Wir haben dann herausgefunden, dass es auf dem Dachboden eine Verbindung zwischen dem Palazzo Reale und der Marciana gibt. Es hatte sich um einen Einbruchdiebstahl gehandelt. Die Die be sind über den Dachboden der Marciana in den Palazzo Reale eingedrungen.»
    Königsegg hob den Kopf von seinem Kaiserschmarrn  und sah Tron überrascht an. «Es gibt eine Verbindung zwischen den beiden Dachböden?»
    Tron nickte. «Ich könnte den Mann in die Marciana  bringen und warten, bis die Soldaten, die während der kaiserlichen Ansprache den Zugang zur Bibliothek sperren, wieder abgezogen sind. Dann schaffe ich ihn in die Kommandantura. Toggenburg ist nicht in die Angelegenheit verwickelt.»
    «Und dann?»
    «Werden zu viele Leute Bescheid wissen. Toggenburg,
    sein Adjutant, der vernehmende Offizier und ich. Zu viele, um sie alle zu töten.»
    «Womit Crenneville erledigt wäre», sagte Königsegg mit einer gewissen Genugtuung.
    «Und auch die Leute, die hinter ihm stehen», fügte die Kaiserin hinzu. Sie aß einen weiteren Löffel Pistazieneis und trank anschließend wieder einen Schluck Kaffee. Dann zog sie einen zusammengefalteten Bogen aus ihrer Handtasche und reichte ihn über den Tisch. «Das ist das Dokument, um das Sie mich gebeten hatten. Sie müssen nur noch Namen, Regiment und Rang eintragen.» Sie wandte sich an Königsegg. «Was ist mit der Uniform für den Commissario?»
    Königsegg hatte sich unter den Tisch gebeugt, um mit Spartacus zu sprechen. Als er wieder hochkam, sah Tron, dass ein wenig Kirschtorte an seinen Lippen klebte. «Wegen der Uniform», sagte Königsegg, wobei er zur Serviette griff, um sich den Mund abzuwischen, «wenden Sie sich an Signor Carducci. Er erwartet Sie bereits.»
    «Der Uniformschneider in der Calle Gritti?»

    «Sie werden allerdings die Uniform nehmen müssen, die Ihnen passt. Carducci wird in der kurzen Zeit nicht viel ändern können.» Er bückte sich, um den Rest seines Kaiserschmarrns unter den Tisch zu stellen, was mit einem freudigen Wuff begrüßt wurde.
    «Hat er eine gewisse Auswahl?»
    Königsegg, wieder aufgetaucht, nickte. «Sie werden etwas finden, das Ihnen zusagt, Commissario.»
    «Dann suche ich mir etwas möglichst Schlichtes aus», sagte Tron.

52
    Tron trat einen Schritt von dem Ankleidespiegel zurück und machte einer Vierteldrehung nach rechts, um sich von der Seite zu betrachten. Die Sonne, die durch das geöffnete Fenster ins Schlafzimmer der Principessa schien, brachte das Karmesinrot der Uniform zum Leuchten und ließ die üppigen silbernen Stickereien auf Brust und Ärmeln aufblitzen.
    Aus Gründen, die Tron nicht kannte, war der Helm mit dunklem Fell überzogen. Darauf war rätselhafterweise eine Metallkugel befestigt, aus der eine große Straußenfeder ragte, die bei jeder Kopfbewegung heftig wippte. Tron vermutete, dass beim Entwurf dieser Uniform Alkohol im Spiel gewesen war.
    «Wir haben mindestens ein Dutzend Uniformen anpro biert», sagte er, indem er sich bemühte, den Kopf nicht zu bewegen. «Die einzige, die mir gepasst hat, war diese hier.
    Und zu der hatte Carducci auch noch ein Paar
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