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Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Titel: Die Maschen des Schicksals (German Edition)
Autoren: Debbie Macomber
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dieses Angebot gern an. Nur für eine Übergangszeit, hatte sie sich geschworen. Doch inzwischen waren es bereits sechs Monate …
    Nein – Elise weigerte sich, noch eine einzige Sekunde länger über ihr finanzielles Fiasko nachzudenken. Es deprimierte sie nur. Durch ihren Eifer, ein eigenes Heim zu bekommen, hatte sie praktisch alles verloren. Wenigstens war sie körperlich und geistig gesund, hatte ihre Tochter und die Enkelkinder.
    „Oma, Oma!“, rief der sechsjährige John, während er wild gegen ihre Schlafzimmertür klopfte. „Bist du wach? Ich will reinkommen, darf ich?“
    Elise stand auf und öffnete die Tür. Ihr sommersprossiger Enkel stand davor und grinste sie verschmitzt an. Sein volles karottenrotes Haar stand nach allen Seiten ab, genauso wie Mavericks früher. Die Haarfarbe ihres jüngsten Enkelkindes erinnerte sie oft an ihren Exmann. Sie hatte ihn in den vergangenen dreißig Jahren immer nur für kurze Zeit gesehen. Wie sie es jemals fertiggebracht hatte, einen Spielsüchtigen zu treffen, ganz zu schweigen davon, ihn zu heiraten, konnte sie sich immer noch nicht erklären. Ihre Liebesbeziehung war
die
wilde, impulsive Geschichte ihres Lebens.
    Aber … wie hatte sie ihn geliebt. Sie war Hals über Kopf in diesen Mann verknallt gewesen. Nur Wochen nachdem sie sich kennengelernt hatten – ausgerechnet in einem Lebensmittelladen –, waren sie verheiratet gewesen. Kurz darauf wurde Aurora geboren, doch die Probleme hatten bereits angefangen. Zu jener Zeit arbeitete Marvin „Maverick“ Beaumont für eine Versicherungsfirma, doch er war abhängig von Kartenspiel und Wetten. Das hätte sie fast beide kaputtgemacht. Letztendlich wusste Elise, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als ihn zu verlassen. Immer, wenn sie ankündigte, die Scheidung einzureichen, bat er sie, es sich noch einmal zu überlegen. Er flehte sie an, ihm noch eine Chance zu geben. Doch dann verlief sein so genannter Besserungsversuch jedes Mal nach dem gleichen Muster. Bis ihr klar wurde, dass sie ihn aus ihrem Leben ausschließen musste. Es tat immer noch weh. Nie hatte sie einen Mann so sehr geliebt wie Maverick. Sie hatte es versucht, doch keiner konnte solche intensiven Gefühle in ihr hervorrufen wie er.
    In der Hoffnung, noch einmal zu heiraten, hatte sie sich ernsthaft bemüht, wieder am sozialen Leben teilzunehmen. Am nächsten war sie diesem Ziel gekommen, als Aurora fünfzehn wurde. Doch Elise fand heraus, dass Jules, ein Orchestermusiker, mit dem sie sich traf, in San Francisco eine Frau und zwei Töchter hatte. Völlig verzweifelt war sie seitdem nicht mehr dazu bereit, sich auf eine Beziehung einzulassen.
    Mit beunruhigtem Gesichtsausdruck kam Elises Tochter um die Ecke. „John, ich habe dir doch gesagt, du sollst deine Großmutter in Ruhe lassen“, schimpfte sie, während sie ihn am Arm packte und von der Tür wegzog. „Tut mir leid, Mom, ich habe den beiden gesagt, sie sollen dich heute ausschlafen lassen“, fügte sie mit einem entschuldigenden Blick hinzu.
    „Ist schon in Ordnung, ich war bereits wach.“ Mit ihrer Tochter zusammenzuwohnen – einer Mutter, die keinen Beruf ausübte, sondern zu Hause blieb – gehörte nicht unbedingt zu Elises Traumvorstellung für ihr Rentnerdasein. Doch im Moment passte ihnen beiden dieses Arrangement. Elises Möbel befanden sich in einem Lagerraum, und ihre Wohnsituation war improvisiert. Aber sie hatte ein Dach über dem Kopf.
    Solange sie darauf wartete, dass ihre Klage vor Gericht zum Abschluss kam, wohnte sie bei Aurora und David zur Miete. Die beiden hatten darauf bestanden, dass sie nicht so viel zahlte, doch ihr Beitrag stellte für das knappe Familienbudget trotzdem eine Aufbesserung dar. Elise half ihrer Tochter außerdem mit den Kindern. David, Elises Schwiegersohn, war Computerspezialist und installierte Software-Systeme für Firmen im Norden Amerikas, sodass er oft für eine oder zwei Wochen unterwegs war. Elise und Aurora, die schon immer ein enges Verhältnis zueinander gehabt hatten, leisteten sich gegenseitig Gesellschaft. Und Elise wusste die Aufmunterung und Unterstützung ihrer Tochter zu schätzen.
    „Gehst du heute Nachmittag mit uns in den Park?“, fragte John.
    „Vielleicht“, erwiderte Elise, die ihm schwer eine Bitte abschlagen konnte. „Ich muss heute ein paar Besorgungen machen und weiß nicht, wie lange das dauert.“
    „Kann ich mitkommen?“ John war so ein lieber Junge, der immer begierig darauf war, etwas Neues zu sehen oder zu
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