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Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Titel: Die Maschen des Schicksals (German Edition)
Autoren: Debbie Macomber
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sich als äußerst schwierig dar, in der Nähe einen Parkplatz zu finden. Die Kundinnen, die sich letztendlich in meinem Laden eingefunden hatten, mussten ständig Staub und Krach ertragen. Ich weigerte mich, mir meine Freude an dem Geschäft durch diese Unbequemlichkeit verderben zu lassen. Und glücklicherweise ging es meinen Kundinnen genauso. Ich war überzeugt, dass ich das mit dem Geschäft schaffen würde.
    Von meiner Familie erhielt ich nicht die Unterstützung, die man vielleicht hätte erwarten können. Mom versuchte, mich zu ermutigen. Doch nachdem sie Dad verloren hatte, schienen ihre Kräfte nicht mehr auszureichen. Sie befindet sich seither in ihrer ganz eigenen Welt, eingehüllt in eine Wolke von Trauer und Hoffnungslosigkeit. Als ich ihr von meinem Vorhaben erzählte, versuchte sie nicht, es mir auszureden. Aber sie ermutigte mich auch nicht. Das Positivste, das sie zu mir sagte, war: „Sicher, mein Liebling. Mach du nur, wenn du unbedingt musst.“ Von meiner Mutter war das die stürmischste Ermunterung, die ich mir vorstellen konnte.
    Meine Schwester Margaret dagegen hatte keine Skrupel, mir meine geschäftliche Zukunft in den düstersten Farben auszumalen. An dem Tag, als ich meinen Laden eröffnete, kam sie hereinmarschiert, um mir ihre aussichtslosen Prognosen mitzuteilen. Die Wirtschaftslage sei schlecht, so meinte sie, und die Leute würden kein Geld ausgeben. Ich sollte mich glücklich schätzen, wenn ich mich in den nächsten sechs Wochen über Wasser halten könne. Nachdem ich mir ihre Litanei zehn Minuten lang angehört hatte, war ich nahe dran, den Pachtvertrag zu zerreißen und die Tür wieder abzuschließen. Dann erinnerte ich mich daran, dass es mein erster offizieller Verkaufstag war. Ich wollte nicht aufgeben, bevor ich nicht wenigstens mein erstes Wollknäuel verkauft hatte.
    Wie Sie sich denken können, haben Margaret und ich eine komplizierte Beziehung. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich liebe meine Schwester. Bevor die Krankheit ausgebrochen war, hatten wir ein ganz normales Verhältnis, mit allen Hochs und Tiefs, die Geschwister nun mal durchlaufen. In der ersten Zeit nach der Diagnose verhielt sie sich großartig. Ich erinnere mich daran, wie sie mir einen Stoffteddy schenkte, den ich mit ins Krankenhaus nehmen sollte. Ich muss ihn immer noch irgendwo haben, wenn Whiskers ihn nicht inzwischen in der Mache hatte. Whiskers ist mein Kater, und er besitzt die Angewohnheit, alles Pelzige mit seinen Krallen zu bearbeiten.
    Es war während meines ersten Rückfalls, als Margarets Verhalten sich auffallend veränderte. Sie tat so, als
wollte
ich krank sein. Als würde ich dermaßen nach Aufmerksamkeit hungern, dass ich mir dieses schreckliche Leiden selbst ausgesucht hätte. Während ich nun meine ersten anstrengenden Versuche startete, auf eigenen Beinen zu stehen, hatte ich gehofft, dass sie meine Bemühungen unterstützen würde. Stattdessen machte sie mir nur Schwierigkeiten. Doch im Laufe der Zeit änderte sich ihr Verhalten wieder, und ich konnte sie durch meine harte Arbeit schließlich doch von meinem Laden überzeugen.
    Margaret, um es einmal milde auszudrücken, ist nicht gerade der warmherzige, spontane Typ. Ich hatte nie geahnt, wie viel ich ihr bedeute, bis bei mir noch einmal der Verdacht auf Krebs bestand. Das war nur wenige Monate, nachdem ich „A Good Yarn“ eröffnet hatte. „Verdacht auf Krebs“ kann nicht beschreiben, was in mir vorging, als Dr. Wilson seine beängstigenden, wohlbekannten Tests anordnete. Es war, als würde meine Welt zusammenbrechen. Tatsächlich glaube ich nicht, dass ich diesen Kampf ein weiteres Mal hätte durchstehen können. Mein Entschluss stand bereits fest. Ich würde jede Art von Behandlung ablehnen, sollte ich tatsächlich wieder einen Rückfall haben. Ich wollte nicht sterben. Aber wenn man schon einmal so kurz davor gewesen war, verliert es seinen Schrecken.
    Mein Verhalten ärgerte Margaret, und sie konnte meine rigorose Einstellung nicht akzeptieren. Über das Sterben zu reden macht sie nervös, so wie die meisten Leute. Doch wenn man sich bereits so intensiv mit Krankheit und Tod hatte auseinandersetzen müssen, kommt es einem fast so normal vor wie das Licht auszuschalten. Nein, ich möchte nicht sterben, aber ich fürchte mich auch nicht mehr davor. Glücklicherweise ergaben die Tests, dass der Tumor gutartig war. Ich erzähle davon, weil mir damals klar wurde, wie sehr meine Schwester mich liebt. In den letzten siebzehn
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