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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin
Autoren: Laura Walden
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vergangenen Abend hatte sie den Mut gefunden, Lucie zu berichten, was dort vorgefallen war.
    Lucie war der Meinung, Adrian stände unter Schock und hätte das nicht so gemeint. Eva glaubte nicht daran. Sie war tief verletzt, dass er sie so sang- und klanglos aufzugeben bereit war. Er hätte sich doch nur einmal in sie hineinversetzen und sich vorstellen müssen, wie sie gelitten hatte. Nein, Eva fand es ungerecht und gemein, wie er sich verhielt. Lucie aber war der Meinung, dass sie ihm bloß den Kopf zurechtrücken müsste … Und nun war sie gerade zum Hotel Windsor geeilt.
    Es war ein Samstag, und Eva lag wie betäubt auf dem Sofa. Draußen stürmte es, und der Wind klatschte gegen die Scheiben. Das Wetter war ein Spiegelbild von Evas Gefühlslage. Alles schien ihr so düster. Vor allem wusste sie nicht, wie es weitergehen sollte. Wenn sie ehrlich war, konnte sie sich nicht vorstellen, Daniel zu heiraten, jetzt, wo sie wusste, dass Adrian am Leben war. Seit fünf Tagen mied sie das Telefon.
    Sie schreckte zusammen, als es an der Haustür läutete. Adrian, was ihr erster Gedanke, doch dann fiel ihr ein, dass er ja mit der Großmutter verabredet war. Seufzend erhob sie sich vom Sofa und ging langsam zur Tür. Ein Blick in den Spiegel zeigte ihr, dass die quälenden Gedanken der vergangenen Tage Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen hatten.
    Als sie die Tür öffnete, spürte sie so etwas wie Erleichterung. Sie hätte diese Aussprache wahrscheinlich noch lange vor sich hergeschoben, aber jetzt stand er in voller Größe vor der Tür. Daniel sah gut aus, sehr gut sogar. Und doch verspürte sie keines der Zeichen großer Verliebtheit, die ihr bei Adrians Anblick in Strömen durch den Körper rieselten.
    »Bist du krank, mein Liebling?«, fragte Daniel besorgt.
    »Komm rein«, entgegnete sie, ließ ihn eintreten und nahm ihm seinen Regenmantel ab.
    Er musterte sie skeptisch. »Liebling, du hast mir meine Frage nicht beantwortet. Was ist los mit dir? Seit über zwei Wochen meidest du Gespräche mit mir und lässt dich am Telefon verleugnen. Und Großmutter Lucie versucht, unbeschwert zu klingen, aber das ist sie nicht. Was ist los?«
    Eva wusste, dass es keinen Zweck hatte, Daniel etwas vorzumachen, auf dem Flur allerdings wollte sie ihm nicht die Wahrheit sagen.
    »Lass uns ins Wohnzimmer gehen«, seufzte sie. Daniel folgte ihr.
    Als sie sich am Tisch gegenübersaßen, blickte er sie fordernd an.
    »Du willst wissen, was geschehen ist?«, fragte Eva, um Zeit zu gewinnen.
    »Deswegen habe ich mich auf den Weg gemacht, denn morgen früh muss ich zurück sein«, erwiderte Daniel ungerührt.
    Eva senkte den Kopf. »Ich war krank. Ich hatte eine Lungenentzündung.«
    »Ach, mein Liebling, warum habt ihr das verheimlicht? Ich wäre doch hergekommen, hätte mir freigenommen. Wie konnte das bloß geschehen?«
    »Ich bin ohne Mantel durch den Regen gelaufen«, erwiderte Eva schwach. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Nun war der Augenblick der Wahrheit gekommen. Länger konnte sie Daniel nicht hinhalten!
    Sie räusperte sich mehrmals, bevor sie heiser hervorstieß: »Er lebt!«
    Daniel starrte sie irritiert an.
    »Adrian lebt!«
    Daniel sprang von seinem Stuhl auf und lief ein paar Mal im Zimmer auf und ab, bis er vor ihr stehenblieb. »Was heißt das genau?« Er war grau im Gesicht geworden.
    »Bitte setz dich«, bat Eva und berichtete ihm dann in Kürze, wie sie von der Existenz des sogenannten Mister Grant erfahren und dann Adrian in der Stadt getroffen hatte.
    »Er hat euch nicht erkannt?«, unterbrach Daniel sie fassungslos.
    »Nein, er hat weder Lucie noch mich wiedererkannt.«
    »Aber was willst du unternehmen? Du kannst ihn doch nicht mit den MacAlister-Damen nach London gehen lassen, ohne ihm die Wahrheit zu sagen«, presste er heiser hervor. »Auch wenn es mir persönlich das Liebste wäre«, fügte er knurrend hinzu.
    Eva zögerte, doch dann erzählte sie ihm von ihrem Besuch bei den beiden. Daniel verzog keine Miene. Auch nicht, als er von Adrians Reaktion hörte. »Und wie siehst du die Sache?«, fragte er mit belegter Stimme, nachdem sie ihre Schilderung beendet hatte.
    »Ich weiß nicht«, erklärte sie ausweichend. »Es ist auch für mich eine völlig neue Situation.«
    Daniel musterte sie prüfend. »Eva, was sagt dein Herz?«
    Sie spürte förmlich, wie ihre Wangen zu glühen begannen.
    »Ich … ich weiß nicht, ich …«, stammelte sie. Eva wollte Daniel nicht verletzen. Sie liebte ihn doch auch. Auf eine andere
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