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Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane

Titel: Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
Autoren: Terry Brooks
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Geheimnis. Er hatte sie erlangt, da seine Rivalen auf mysteriöse Weise beide am gleichen Tag gestorben waren, ein Zufall, den man unmöglich übersehen konnte. Hatte er früher oft im Glanz der Öffentlichkeit gestanden, so trat er inzwischen nur mehr selten auf; genau genommen lediglich dann, wenn es unvermeidlich war. Seine durchtriebene und herablassende Art hatte sie mehr als einmal erleben müssen. Dennoch schien er inzwischen unsicherer geworden zu sein. Vermutlich, so glaubte sie, höhlten seine finsteren Geheimnisse das einst so unerschütterliche Selbstvertrauen aus.
    Trotzdem war er ein wertvoller Verbündeter. Auch wenn er sich in Arishaig versteckte, spielte das keine Rolle, solange seine Unterstützung für sie offen erkennbar war. Der Trick bestand darin, ihn irgendwie dazu zu bringen, ihr eine Gefälligkeit zu erweisen. Im Augenblick jedoch musste sie sich zunächst um das kümmern, was das Glöckchen angekündigt hatte. Sie erhob sich von ihrem Schreibtisch und ging zu dem Erkerfenster, das nach Norden lag. Auf dem Sims vor dem Rahmen hatte sie eine Plattform für die Drahtkörbe ihrer Briefvögel angebracht, die gleiche Art im Übrigen, die früher Grianne Ohmsford benutzt hatte. Das Glöckchen verriet ihr, dass der Bote, auf den sie wartete, endlich zurückgekehrt war.
    Sie öffnete das Fenster und spähte in den Korb. Der Pfeilsegler mit seinem wilden, dunklen Gesicht starrte sie ebenfalls an, die schlanken Flügel hatte er entlang des schmalen Körpers eingefaltet, und an das rechte Bein war ein winziges Röhrchen mit einer Nachricht gebunden. Sie griff in den Käfig, streichelte den Vogel und sprach beruhigend auf ihn ein. Die Vögel wurden auf ihren Besitzer geprägt und blieben diesem ein Leben lang treu. Deshalb hatte sie die Vögel ihrer Vorgängerin töten müssen, da sie für sie selbst nutzlos waren. Die Treue dieser Tiere war legendär, und wie andere Geschöpfe, die in Einehe lebten, würden sie einen neuen Herrn nie akzeptieren.
    Kurz darauf nahm sie dem Segler das Röhrchen vom Bein und ging zum Licht. Sie zog die Kappe ab und holte ein winziges Stück Papier hervor, das sie vorsichtig entrollte.
    Die vertraute Blockschrift bestätigte ihr, was sie schon seit Tagen vermutete:
    G
ALAPHILE
ZERSTÖRT . T EREK M OLT UND Ä HREN E LESSEDIL TOT . I CH SPÜRE DEN J UNGEN AUF .
    Das Scrye-Wasser hatte ihnen längst die Zerstörung der
Galaphile
verraten, und sie hatte deshalb ebenfalls angenommen, Terek Molt sei tot, vor allem da sie seitdem keine Nachricht von ihm erhalten hatte. Dass Ähren Elessedil tot war, stellte die erste gute Neuigkeit in dieser Angelegenheit dar. Sie war überaus zufrieden, Grianne Ohmsfords mächtigsten Verbündeten aus dem Weg geräumt zu haben.
    Ich spüre den Jungen auf.
    Bei diesen Worten überlief sie ein Schauder der Erregung. Aphasia Wye jagte weiterhin Penderrin Ohmsford. Das Schicksal des Jungen war besiegelt. Wenn Aphasia sich einmal auf die Jagd gemacht hatte, gab es kein Entrinnen mehr vor ihm. Sein Erfolg war lediglich eine Frage der Zeit. Sie hatte befürchtet, der Meuchelmörder sei in dem Brand umgekommen, der die
Galaphile
zerstörte, und nach einigen Tagen ohne Kontakt hatte sie den Pfeilsegler ausgeschickt, um ihn zu suchen. Für sie spielte es keine Rolle, wie er überlebt hatte, nur die Tatsache an sich war von Belang.
    Sie trug die winzige Nachricht zu ihrem Schreibtisch und hielt sie an die Flamme der Kerze. Das Papier wurde schwarz, rollte sich auf und verwandelte sich in Asche. Die verkohlten Überreste brachte sie zum Fenster, blies den Staub hinaus und schaute zu, wie der vom Winde verweht wurde.
    Aphasia Wye.
    Entdeckt hatte sie ihn, den Ausgestoßenen, der ein zurückgezogenes Leben am Rande eines heruntergekommenen, belebten Viertels von Dechtera führte, durch einen Zufall. Sie absolvierte ihr letztes Jahr im Dienste der Föderation und war eine große starke Frau mit wenig Angst und glühendem Ehrgeiz. Auf Aphasia Wye stieß sie, während sie auf der Suche war nach einem bestimmten Deserteur aus der Armee, einem Mann, den sie gut genug kannte, um ihn zu verabscheuen, und dem sie unter anderen Umständen aus dem Weg gegangen wäre. Aber da das Gerücht kursierte, dieser Mann sei in den Randgebieten der Stadt aufgetaucht, sollte sie ihn auftreiben und zurückbringen. In dieser Angelegenheit ließ man ihr keine Wahl. Aphasia Wye hatte ihn allerdings zuerst aufgestöbert. Er war ein Straßenkind unbekannter Herkunft, der in den düsteren
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