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Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Titel: Die Mafia kommt zur Geisterstunde
Autoren: Stefan Wolf
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er ihr tief in die Augen. „Bisher war Willi nur
im Schokoladeessen meisterlich. Hat Sport abgelehnt und immer das Faultier
rausgekehrt.“
    Karl, der seinen dicken Freund
beobachtete, kämpfte an gegen Mutlosigkeit. War das nicht niederschmetternd?!
Er mühte sich ab, daß ihm der Schlund kochte, schaffte aber mit viel geringerem
Gewicht nie mehr als zwölf Wiederholungen. Und bei Willi ging ‘s unterm Strich
in die Hunderte. Er bewegte die gewaltigen Hanteln wie der Frühlingswind
Wolken.
    „Puhhhh...!“ machte er jetzt und
blickte triumphierend in die Runde, wo Kraftmaschinen und Zugapparate
herumstanden, Drückerbänke und Eisengewichte, tonnenweise. „Insgesamt habe ich
jetzt 450 Übungen gemacht. Jedesmal mit 30 Pfund in den Fingern. Das sind...“
    Sein Gehirn hatte nicht mittrainiert.
Es streikte.
    „...135 Zentner“, sagte Karl. „Ist
ungeheuerlich. 135 Zentner hast du innerhalb einer halben Stunde bewegt. Sogar
für Tarzan wäre das viel.“
    „Erstmal stärke ich mich“, grinste
Klößchen und stampfte auf stämmigen Beinen zu seiner Schokolade. „Ich sag ‘s ja
immer: Sauerlichs Schokolade macht stark.“
    Während dieses starken Spruchs kam er
an seinen Hanteln vorbei. Versehentlich trat sein Stampfschritt-Fuß gegen die
eine.
    Verbog es ihm die Zehen? Jaulte er auf,
weil es unter den Nägeln blau anlief?
    Nichts dergleichen.
    Stattdessen flog die Füllhantel
meterweit — anmutig wie ein Luftballon.
    „Oh... Äh...“, gab Klößchen Laute von
sich. „Hab’ ich einen Tritt, was! Das würde kein Fußball aushalten. Platzen
würde der.“
    „Moment mal!“
    Karl befand sich in der Kniebeuge, ließ
jetzt seine Langhantel fallen wie ein glühendes Eisen und richtete sich auf.
    „Ach, laß nur!“ rief Klößchen. „Meine
Hanteln sammle ich selber ein.“
    Aber Karl war schneller, beugte sich
über die getretene und hob sie auf. Dabei hielt er sie zwischen Daumen und
Zeigefinger.
    „Donnerwetter, ist die schwer! Die
wiegt ja fast soviel wie ein Eilbrief. 50 Gramm? 100 Gramm? Höchstens. Du
Betrüger! Du Angeber! Du Null-Athlet! Luft hast du gestemmt. Hast heimlich das
Wasser wieder rausgelassen. Wovon schwitzt du eigentlich! Ist das der
Angstschweiß, weil wir dich entlarven könnten? Ich dachte schon, ich wäre eine
totale Flasche. Aber ich stehe wenigstens zu den Muskeln, die mir fehlen. Du
hast meinen Mut untergraben. Das ist unkameradschaftlich.“
    Klößchen sah aus, als hätte er Sonnenbrand.
    „Habe ich... äh, nicht erwähnt, daß ich
ohne Wasser stemme? Wußtet ihr nicht, nein? Mit der Füllung fange ich erst im
Herbst an. Die 30 Pfund habe ich mir nur eingebildet. Damit ich mich dran
gewöhne. Zur Zeit übe ich noch den Bewegungsablauf. Erst kommt die Technik,
dann bolze ich Kraft. Dann wird geklotzt mit Wasser, Sand und später mit Blei.
Jawohl! Herr Strong meint, so wäre es richtig.“
    „Was meine ich?“

    Werner Strong hatte sich draußen, an
seiner Fruchtsaftbar, eine Erfrischung gegönnt und kam jetzt herein.
    Er sah nicht aus wie 52, eher wie 42,
hatte Naturbräune im Gesicht, auf der Brust und den Armen, behielt trotz
Rückgratverletzung eine sehnige Figur und war an mindestens fünf Tagen pro
Woche gut gelaunt.
    Gaby kringelte sich auf der Matte. Sie
bog sich im Liegen, was aber keine aerobische Übung war, sondern ein
Lachanfall. Auch Frau von Flopp kicherte so laut, wie es in Adelskreisen erst
neuerdings üblich ist. Über dem Zwerchfell, wo bekanntlich der Lachmuskel
sitzt, knirschte ihr Trikot.
    „Willi stemmt Luft“, rief sie, „nämlich
leere Hanteln. So ein Schlauberger! Ist das nicht lustig, lieber Strong.“
    Strong lächelte. „Ich bin schon froh,
Willi, daß du dich überhaupt bewegst. Das Gewicht steigern wir später. Aber
ehrlich bleiben, Sportsfreund. Nichts Vortäuschen, was nicht ist. Hier sollen
sich alle weiterentwickeln in ihrer Leistung. Keinem den Mut nehmen. Das wäre
unsportlich.“
    Klößchen grinste. „Nächste Woche mache
ich einen Sprung nach vorn. Einen Liter Wasser fülle ich in jede Hantel. Und
wieder 450 Übungen. So werde ich von Liter zu Liter der stärkste Mann der Welt.“
    „Aber jetzt speckst du ab!“ gebot
Strong. „Setz dich aufs Standfahrrad. Zwei Kilometer fährst du bergan. Ich
stelle die Steigung ein. Acht Prozent. Los, los!“
    Alle machten weiter. Am Ende seiner
Strecke krähte Klößchen, er sei auf dem Berg angelangt, und die Aussicht wäre
herrlich.
    „Andere schaffen das nicht mal zu Fuß.
Und ich mach ‘s
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