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Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Titel: Die Mafia kommt zur Geisterstunde
Autoren: Stefan Wolf
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seiner Beule oder aus seelischer Pein, blieb unbekannt.
    Die Pistolenmündung war jetzt auf
Tarzan gerichtet.
    „Dir würde ich gern die Kniescheibe
abschießen, du Mistmacker“, zischelte sie. „Kommst dir wohl schlau vor, was?
Wer mir folgt, dem zersiebe ich die Laufwarzen, klar? Ja, Lothar. So ist das.
Freiwillig hättest du mir die Steinchen niemals gegeben, du Geizknochen. Bist
mir eine Menge schuldig. Jetzt sind wir quitt. Adieu!“
    Rückwärtsgehend setzte sie sich ab.
    Im Wohnraum riß sie das Telefonkabel
aus der Wand. Mit einem Ruck. Sie nahm ihre Lederjacke. Ohne nervöse Hast
verließ sie die Hütte.
    „Ich wußte nicht, daß sie bewaffnet ist“,
sagte Tarzan. „Sonst hätte ich meinen Verdacht nicht in den Raum gestellt,
sondern mich ihr erstmal auf Judo-Griff-Nähe genähert. Aber recht habe ich,
wie? Jetzt können wir nur...“
    Er schrak zusammen. Draußen peitschte
ein Schuß auf.
    Flöpp... flöpp... flöpp... entwich
irgendwo geballte Luft.
    „Das... das ist mein Auto“, stotterte
Heinz. „Sie hat einen Reifen zerschossen. Damit wir sie nicht verfolgen können.
Ein nagelneuer Reifen. Der kostet... Den ersetzt du mir, Lothar. Du bunkerst ( sparen )
Juwelen, aber ich lebe von meinem Paukergehalt. Und du hast Nicole eingebracht.
Also bist du verantwortlich für den Schaden, den sie macht.“
    Das darf nicht wahr sein! dachte
Tarzan.
    Vor der Hütte wurde der Mercedes
gestartet. Er fuhr ab.
    Tarzan und der Assessor rannten zur
Tür. Sie sahen gerade noch, wie der Wagen hinter der Kurve verschwand.
    „Weit kommt sie nicht“, rief Voss.
    Dessen war Tarzan sich nicht sicher. In
fieberhafter Eile wechselten er und Heinz Voss den zerfetzten Reifen. Sie luden
Bruder Lothar auf den Rücksitz. Er mußte gestützt werden, ächzte und hatte sich
in einen Trenchcoat gehüllt. Sie fuhren zum nächsten Dorf, dort erstmal zum
Arzt. Das war jetzt am wichtigsten, denn Lothar klagte über Übelkeit und taubes
Gefühl in den Zehen. Aber seiner Mitteilsamkeit schadete das nicht.
    Unentwegt schimpfte er während der
Fahrt. Auf Nicole natürlich, in der er sich so gründlich getäuscht hatte.
    „Kannst du dir vorstellen, Heinz“,
sagte er zu seinem Bruder, „daß sie mich seit langem hintergeht! Du schnallst
es nicht, mit wem. Mit so einem Kerl, der ein Bodybuilding-Studio hat. Er heißt
Dieter Manowsky. Tja, aber happy wird sie mit dem nicht. Es sei denn, hinter
Gittern.“
    Dieter Manowsky. Den Namen prägte sich
Tarzan ein. Die Polizei würde dort nachforschen.
    Und TKKG auch, dachte er, falls die
Dame bis nachher nicht gefaßt wird.
    „Daß Nicole sich so entpuppt, wundert
mich gar nicht“, meinte Heinz. „Habe ich dich nicht gleich gewarnt.“
    „Jaja“, knurrte Lothar. „Du hast mich
gewarnt. Du warst vorher schon klüger. Ich bin ‘s erst hinterher.“
    „Und ihretwegen hast du Gertrud
verabschiedet.“
    „Das bereue ich nun gar nicht. Lieber
mit Nicole ein schreckliches Ende als mit Gertrud sich langweilen.“
    „Dein Dickschädel. Jetzt kostet er dich
200 000 Mark.“
    „Ach was! Die Juwelen kriege ich
zurück. Ihr Plan fußte darauf, daß sie, wie ich, als Opfer dasteht. Aber jetzt
ist sie Täterin. Dank Tarzans Scharfblick. Überhaupt, Tarzan, was hat dir den
flash ( Erleuchtung ) gebracht? Was Bestimmtes? Oder bist du immer so
mißtrauisch?“
    Tarzan lachte. „Ihr Benehmen machte
mich stutzig. Als sie sich unbeobachtet glaubte, habe ich durchs Hinterfenster
gespäht.“
    Er erzählte. Die Voss-Brüder nickten
verständig. Zum Glück verzichteten sie auf weiteres Gezanke wegen Nicole.
    Im Dorf klingelte Heinz Sturm beim
einzigen Arzt. Er hieß Ferrobart und sah eher aus wie ein Schmied. Lothar wurde
seiner Obhut unterstellt.
    Einen Polizeiposten gab ‘s nicht, weder
hier noch im nächsten Kaff. Heinz telefonierte mit den Ordnungshütern in der
Kreisstadt. Die Fahndung begann — aber nur, was Nicole betraf. Denn der
Terrorist, wie jetzt zu erfahren war, befand sich seit zehn Minuten wieder in
Gewahrsam. Hinter Gernsrode war er einer Streifenwagen-Besatzung in die Arme
gelaufen. Sie hatten ihn überwältigt, obwohl er um sich schlug und mit der
Rache Gleichgesinnter drohte.
    „Bis jetzt war ‘s ein aufregender
Nachmittag“, meinte Heinz, als er wieder im Wagen saß. „Wenn jeder Samstag so
wäre, bliebe ich nur noch zu Hause. Fahren wir zurück?“
    „Zurück?“ rief Tarzan. „Ich wollte nach
Ahrbach!“
    „Himmel, das hätte ich beinahe
vergessen. Du willst deinem
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