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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero
Autoren: Andy McNab
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Taucher und Skiläufer und stiefelte immer so los, als hätte er unter jedem Arm ein Faß Bier, selbst, wenn’s steil bergauf ging. Der einzig dunkle Punkt in seinem Leben war, daß das Ende seiner 22jährigen Dienstzeit näherrückte. Er kam aus dem Artilleriekorps und sah genauso rauhbeinig aus, wie man sich einen aus unserem Regiment vorstellt, mit dichtem, lockigem Haar, Backenbart und einem großen Schnauzer. Da er länger beim Regiment war als ich, würde er bei der Planung sehr nützlich sein.
    Die Einsatzbesprechung fand in einem anderen Hangar statt. Wir wurden durch eine Tür mit der Aufschrift KEIN ZUTRITT FÜR UNBEFUGTE geführt. Als Regiment waren wir isoliert von anderen untergebracht, aber der Besprechungsraum lag wiederum völlig davon getrennt. OPSEC [operational security - Regeln für die militärische Sicherheit] ist überaus wichtig. Niemand im Regiment fragte jemals die anderen nach ihren Aufgaben. Von allen ungeschriebenen Regeln war dies wohl die allerwichtigste. Auf den Türen zu beiden Seiten des Ganges waren einfache DIN-A4-Blätter mit Heftzwecken angepinnt, auf denen stand: LUFTLAGEPLANUNG, GE-SCHWADER-D, INT. KORPS, KARTENLAGER.
    Die Atmosphäre in diesem Gebäude war deutlich anders. Alles wirkte sachlich und effizient. Im Hintergrund hörte man das ständige Zischen und Rauschen von Funksendungen. Angehörige des Aufklärungskorps, von den Kameraden »Schreibtischhengste« oder »grüne Schleimer« genannt, bewegten sich mit Papierstapeln unter dem Arm zwischen den einzelnen Zimmern hin und her und schlossen stets sorgfältig die Türen hinter sich. Alle sprachen sehr leise. Es war ein Bienenschwarm voll beeindruckend professioneller Aktivität. Es gab keine Fenster, und man hatte das Gefühl, das Gebäude habe ziemlich lange leergestanden. Irgendwie roch es nach Moder und Verfall. Darüber lagen die normalen Bürogerüche: Papier, Kaffee, Zigaretten.
    Der Raum der Abteilung B war etwa fünf mal fünf Meter groß. Die Decke war sehr hoch und hatte zur Lüftung einen Schlitz. In die Mitte hatte man vier Tische gestellt. Darauf lagen Fluchtkarten aus Seidenstoff und Kompasse.
    »Die gibt’s umsonst. Schnapp dir eine«, meinte Dinger.
    »Mal abgesehen von dem, was draufsteht, fühl mal, wie dick die sind«, sagte Bob, einer aus Vinces Trupp.
    Bob mit seinen einssechzig war schweizerisch-italienischer Abstammung und als der »Murmelzwerg« bekannt. Er war bei den Royal Marines gewesen, hatte aber etwas Besseres gewollt, dort gekündigt, alles auf eine Karte gesetzt und den Auswahltest bestanden. Trotz seiner geringen Körpergröße war er sehr stark, körperlich wie auch charakterlich. Er bestand immer darauf, das gleiche Gepäck zu tragen wie alle anderen, und das wirkte manchmal echt komisch. Von hinten sah man nur den riesigen Bergen [Rucksack der britischen Armee] mit zwei kurzen Beinen, die wie Kolben arbeiteten. In der Freizeit war er ein Fan von alten SchwarzweißSlapstickfilmen, er besaß eine beachtliche Sammlung.
    Wir sahen uns die Karten an, die aus dem Jahr 1950 stammten. Auf der einen Seite war Bagdad und Umgebung, auf der anderen Basra zu sehen.
    »Was meint ihr, Jungs?« fragte Chris, ein anderer aus Vinces Team, mit seinem breiten schottischen Akzent. »Bagdad oder Basra?«
    Da es in dem Raum keine Stühle gab, setzten wir uns auf den Fußboden und lehnten uns an die Wand. Chris öffnete seine Thermosflasche und reichte sie herum. Chris, der gut aussah und eine leise Stimme hatte, war als Zivilist bei der Territorial-SAS gewesen, bevor er sich entschloß, dem Regiment tatsächlich beizutreten. Da bei Chris immer alles perfekt sein mußte, verpflichtete er sich zuerst bei den Fallschirmjägern, denn er wollte eine solide Infanterieausbildung. Er zog von Aldershot nach Hereford, sobald er den angestrebten Rang eines Obergefreiten erreicht und den Auswahltest bestanden hatte.
    Wenn Chris einen Entschluß faßte, führte er ihn auch aus. Er war einer der entschiedensten, zielstrebigsten Männer, denen ich je begegnet bin. Körperlich war er genauso stark wie psychisch, ein fanatischer Bodybuilder, Radfahrer und Skiläufer. Im Einsatz trug er immer eine alte Mütze des Afrikakorps. Privat gab er ein ideales Opfer für jede Neuerung auf dem Gebiet der Radoder Skitechnik ab, und er hatte eine komplette Gucci- Ausrüstung. Als er noch neu im Regiment war, verhielt er sich sehr unauffällig, aber nach etwa drei Monaten war sein starker Charakter unübersehbar. Chris verkörperte
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