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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero
Autoren: Andy McNab
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es keine Rolle spielt, wie gut oder wie stark man ist; wenn der Körper einmal unterkühlt ist, kann man nicht mehr viel tun. Ich denke, daß jeder Mensch anders mit seiner Trauer umgeht, und ich hoffe, daß Vince’ Angehörige irgendwann die Wahrheit akzeptieren können.
    In der Woche darauf nutzte ich das Angebot der British Airways für Soldaten, die im Golf eingesetzt waren, und kaufte »zwei Tickets zum Preis von einem«. Jilly und ich flogen nach Kalifornien zum Camping. Es war ein wunderschöner Urlaub, und in dieser Zeit schaffte ich es, zu allem etwas Abstand zu finden.
    Zwei Wochen später ging ich wieder zur Arbeit. Mark war in einer Reha-Einheit, wo er, wenn auch mit Unterbrechungen, sechs Monate lang behandelt wurde, bevor er seinen Dienst im Bataillon wiederaufnehmen konnte. Chris ging als Ausbilder für Rekruten zur Trainingseinheit. Dinger war bereits zu einem einjährigen Auslandseinsatz abkommandiert. Auch Stan war nach zwei Monaten schon wieder irgendwo draußen, und sobald die Sanitäter meine Hände und Zähne in Ordnung gebracht hatten, war auch ich wieder unterwegs.

EPILOG
    Seit meiner Rückkehr haben wir horrende Heizungsrechnungen. Wärme ist etwas Wunderbares. Wenn es regnet und ich zu Hause bin, mache ich mir eine ordentliche Tasse Tee, setze mich ans Fenster und denke an all die armen Teufel, die irgendwo auf einem Berg festsitzen.
    Mein Streßtest hat ergeben, daß ich durch die Geschehnisse keinen psychischen Schaden davongetragen habe. Ich habe keine Alpträume. Wir sind große Jungs, und wir kennen die Regeln, nach denen wir spielen. Es war nicht das erste Mal, daß wir dem Tod ins Auge geblickt haben. Du akzeptierst es einfach. Du willst natürlich nicht, daß es passiert, aber manchmal passiert es eben - Berufsrisiko.
    Es ist merkwürdig, aber in gewisser Weise bin ich froh, daß ich im Irak gewesen bin. Ich möchte es nicht noch einmal erleben, aber ich bin froh, die Erfahrung gemacht zu haben.
    Einige Dinge jedoch werden mich wohl mein ganzes Leben begleiten.
    Das Klirren von Schlüsseln.
    Das Krachen eines Riegels.
    Das Klappern von Wellblech.
    Haß auf alle Zoos.
    Der Geruch von Schweinefleisch.
    Ich bin damals zur Armee gegangen, weil ich Ärger mit der Polizei hatte, aber ich hatte nie die Absicht, die ganzen 22 Jahre zu bleiben. Ich habe großes Glück gehabt. Doch jetzt ist es an der Zeit, etwas anderes zu machen. Ich bin jetzt 33 und seit fast 17 Jahren in der Armee, weil ich immer alle Hände voll zu tun hatte, Soldat zu spielen. Nun möchte ich die Sachen machen, die ich schon immer machen wollte.
    Unser Lieblingsspruch während der Gefangenschaft war: »Naja, wenigstens können sie uns nicht schwängern«, und ich habe gelernt, daß nichts so schlimm ist, wie es zuerst scheint. Dinge, die mich früher genervt haben, nerven mich heute nicht mehr so sehr - das Auto, das nicht anspringt, Rotweinflecke auf unserem hellen Teppich, die Waschmaschine, die ausläuft, verlorene Wertsachen. Ich kenne meine Grenzen heute besser und bin optimistischer und selbstbewußter geworden. Für mich ist nichts mehr selbstverständlich. Ich weiß einfache, alltägliche Dinge viel besser zu schätzen; statt mit dem Wagen in die Stadt zu fahren, gehe ich heute lieber zu Fuß durch den Park.
    Früher stand für mich die Truppe an erster Stelle, die Arbeit kam immer zuerst. Heute bin ich dabei, wenn an Katies Schule ein Sportfest stattfindet, und feuere meine Tochter an.
    Während meiner Zeit in Bagdad und auch nach meiner Rückkehr habe ich immer wieder darüber nachgedacht, ob ich die richtigen Entscheidungen getroffen habe. Ich kam zu dem Schluß, daß einige gut waren, einige schlecht und einige irgendwo dazwischen. Aber letzten Endes mußten sie einfach getroffen werden. Du stehst vor einem Problem, du wägst ab, und du entscheidest dich. Tust du das nicht, bist du tot. Hätte ich zur Grenze gehen sollen, statt mich zu verstecken? Die Antwort darauf lautet eindeutig ja. Hätte ich den Irakern zeigen sollen, daß ich aufgab, als ich es tat? Wieder ein klares Ja - ich weiß, es war richtig. In taktischer und moralischer Hinsicht.
    Was die Frage betrifft, ob der Krieg richtig oder falsch war - nun, damit habe ich mich nie befaßt. Ich war Soldat, und dafür wurde ich bezahlt.
    Und was die Leute betrifft, die mich verhört haben: Wenn ich einem von ihnen morgen auf der Straße begegnen würde und wüßte, ich würde ungestraft davonkommen, ich würde ihn
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