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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero
Autoren: Andy McNab
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sich hinein und machte sich dann über ein Steak her. Er schaffte nur ein paar Bissen.
    Der Chef war inzwischen richtig begeistert und bot Chris an, mit ihm einen Zug durch die Nachtlokale zu machen.
    »Tut mir leid«, sagte Chris, »aber ich glaube, es ist besser, wenn ich so schnell wie möglich zur britischen Botschaft komme.«
    Der Chef sah richtig enttäuscht aus, als er die Botschaft anrief und dafür sorgte, daß jemand Chris abholen kam. Er hatte sich wohl schon auf eine Sause auf Staatskosten gefreut.
    Als der Fahrer von der britischen Botschaft eintraf, verbeugte auch er sich vor dem Chef. Dann nahm er Chris ’ schmutzige Sachen und trug sie zum Wagen, während Chris seinem neuen Freund die Hand schüttelte.
    Die Botschaft verständigte umgehend die Hauptquartiere in High Wycombe und Riad und traf Vorkehrungen, daß Chris am nächsten Abend ausgeflogen wurde. Es war die erste Nachricht über Bravo Two Zero seit Beginn unseres Einsatzes.
    Chris hatte in den acht Nächten seiner Flucht insgesamt über 300 Kilometer zurückgelegt. In der ganzen Zeit hatte er außer zwei Packungen Kekse, die er sich mit Vince und Stan geteilt hatte, nichts gegessen und praktisch nichts getrunken. Er hatte enorm an Gewicht verloren und wohl nur deshalb überlebt, weil sich sein Organismus vom eigenen Fleisch ernährt hatte.
    Es dauerte zwei Wochen, bis Chris wieder richtig gehen konnte, und sechs Wochen, bis er wieder Gefühl in Zehen und Fingern hatte. Die Stelle, wo er das Wasser gefunden hatte, das ihm den Mund verbrannte, entpuppte sich als Uranverarbeitungsanlage. Er hatte sehr schlechte Blutwerte und Leberprobleme, weil er schmutziges Flußwasser getrunken hatte, doch schon bald danach war er wieder im Dienst. Es war einer der außergewöhnlichsten Fluchtmärsche, die je einer vom Regiment absolviert hatte, und er übertraf meines Erachtens sogar den legendären Marsch, den Jack Sillitoe im Jahr 1942 durch die Wüste Nordafrikas bewältigt hatte.
    In der Gegend waren weitaus mehr Truppen gewesen, als wir erwartet hatten. Tatsächlich erfuhren wir jetzt, daß wir in ein regelrechtes Militärlager geraten waren: Zwischen der Grenze und unserem ersten LUP waren zwei irakische Panzerdivisionen stationiert. Und als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, hatte man jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in der Gegend angewiesen, nach uns Ausschau zu halten. Die Kinder hatten sogar einen Tag schulfrei bekommen, damit sie bei der Jagd mitmachen konnten. Trotz allem hatten wir eine respektable Bilanz vorzuweisen: Laut Ermittlungen des Nachrichtendienstes hatten wir 250 Iraker getötet oder verwundet.
    Die Einsatzleitung hatte unseren Lagebericht vom 23.
    Januar empfangen, doch so zerstückelt, daß sich niemand einen Reim darauf machen konnte. Am 24. um 16 Uhr Ortszeit - dem Zeitpunkt unserer Entdeckung - wurden weitere unverständliche Signale empfangen. Später schnappten sie ein schwaches TACBE-Signal auf und wußten, daß wir in Schwierigkeiten steckten. Danach war Funkstille, bis Chris am 31. Januar in Syrien auftauchte.
    Nach Abbruch der Verbindung zu uns und den fragmentarischen Signalen wurden zwei Rettungstrupps aufgestellt. Der erste, am 26. Januar, mußte nach Überqueren der Grenze umkehren, da der Chinook-Pilot schwer erkrankt war. Wir wären ohnehin nicht mehr dagewesen. Ein zweiter Versuch wurde am 27. gestartet, und diesmal mit vereinten Kräften der Briten und Amerikaner. Durch das schwache TACBE-Signal irregeführt, flogen sie den südlichen Korridor ab, was natürlich erfolglos blieb. Außerdem berichtete der
    amerikanische Nachrichtendienst von einem israelischen Angriff an der syrischen Grenze, aber da man annahm, daß wir in südlicher Richtung gingen, brachte man ihn nicht mit Bravo Two Zero in Verbindung.
    Was war mit unserem Funkgerät schiefgelaufen?
    Nichts. In jeder Gegend der Welt kann man nur auf bestimmten Frequenzen senden, und selbst die müssen tagsüber immer wieder den Veränderungen der Ionosphäre angepaßt werden. Die Frequenzen, die man uns gegeben hatte, waren falsch - äußerst bedauerlich. Man kann nur hoffen, daß derlei menschliches Versagen in Zukunft nicht wieder vorkommt.
    Und was war mit den AWACS-Flugzeugen und der vielgepriesenen 15-Sekunden-Reaktionszeit? Aus unerfindlichen Gründen waren wir 300 Kilometer außer Reichweite gewesen. Irgendwo in der Kommunikationsleitung war ein kleines Problem aufgetreten, und auch das galt es in Zukunft zu vermeiden. Der amerikanische
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