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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero
Autoren: Andy McNab
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verrückt, rannten schreiend in alle Richtungen und zerrten die Kinder fort. Sechs Burschen in leichter Montur wollten gerade in den Wagen steigen. Wir erwischten sie, wie sie sich gerade mit ihren Masken vor der Menge in Positur stellten und die Gewehre und die geballten Fäuste in die Luft streckten. Später fanden wir heraus, daß sie aus dem Süden kamen; ihr Plan war gewesen, an unserer Patrouille vorbeizufahren und eine Granate hineinzuwerfen.
    Als ich meine Warnung schrie, verschwanden zwei über der Ladeklappe. Vier standen noch auf der Straße. Ein Junge hinten auf dem Lastwagen zielte auf uns. Ich traf ihn mit meinem ersten Schuß. Die anderen erwiderten unser Feuer, und daraus wurde ein schwerer Zwischenfall. Einer bekam sieben Schüsse ab und saß von da an im Rollstuhl.
    Ich war wieder Held des Tages, und das nicht nur bei der britischen Armee. Ein Ladenbesitzer hatte bei dem Schußwechsel ein paar durch sein Schaufenster abbekommen, und die Windschutzscheibe seines Autos war zertrümmert worden. Als ich etwa einen Monat später auf Streife bei ihm vorbeifuhr, stand er hinter seiner neuen Kasse in einem renovierten Laden; vor der Tür parkte ein glänzendes neues Auto. Er grinste von einem Ohr zum anderen.
    Als wir im Sommer 1979 wieder nach Tidworth zurückkehrten, war ich völlig armeeverrückt. Man hätte mich wohl nicht mal mit einer Brechstange da wieder wegbekommen. Im September nahm ich an einem Unteroffizierskurs teil. Ich bestand mit sehr gut und wurde noch am selben Abend zum Unteroffizier befördert. Damit war ich der jüngste Infanterist mit diesem Dienstgrad in der ganzen Armee, mit gerade 19. 1980 folgte ein Nahkampfkurs für Truppführer. Den bestand ich mit Auszeichnung, aber mein Preis war eine Fahrkarte zurück nach Tidworth.
    Dieses Garnisonsstädtchen in Wiltshire war und ist ein deprimierender Ort. Dort waren acht Infanteriebataillone, ein Panzerregiment und ein Aufklärungstrupp stationiert, es gab drei Kneipen, eine Fischbraterei und einen Waschsalon. Kein Wunder, daß es meiner jungen Frau auf die Nerven ging. Auch für die Soldaten war es das Letzte. Wir waren nichts weiter als bessere Schlagbaumbediener. Eines Sonntags wurde ich sogar herausgerufen, um bei der Schneehuhnjagd des Kommandierenden die Treiber, ebenfalls Soldaten, zu unterstützen. Belohnung dafür sollten zwei Dosen Bier sein - und da fragten sie sich, warum sie einen so hohen Durchlauf an Kameraden erlebten. Im September hatte meine Frau die Nase voll. Sie stellte mir ein Ultimatum: Entweder es ginge zurück nach London, oder sie ließe sich scheiden. Ich blieb, sie ging.
    Ende 1980 wurde ich auf weitere zwei Jahre als Ausbildungsoffizier beim Rifle Depot stationiert. Da ging’s mir wirklich mal gut. Ich machte den Unterricht für die Rekruten gern, auch wenn es bei vielen erst mal um die Anfangsgründe in Hygiene und im Gebrauch der Zahnbürste ging. Etwa um diese Zeit hörte ich auch zum ersten Mal die Geschichten über die SAS.
    Dann lernte ich Debbie kennen, eine Ehemalige der RAF, und wir heirateten im August 1982. Ich heiratete sie, weil wir wieder zum Bataillon zurückversetzt wurden, das nun in Paderborn stationiert war, und wir wollten nicht getrennt werden. Meine schlimmsten Befürchtungen hinsichtlich des Lebens in Deutschland wurden bestätigt. Es war wie in Tidworth, nur ohne die Fischbraterei. Wir brachten mehr Zeit damit zu, die
    Fahrzeuge zu polieren, als sie zu fahren, und die Männer arbeiteten sich für nichts und wieder nichts die Finger wund. Wir nahmen an riesigen Übungen teil, bei denen keiner wirklich wußte, um was es ging. Aber nach einer Weile war es auch allen egal.
    Ich war gekränkt, daß man die Green Jackets nicht auf die Falklands geschickt hatte. Doch jedesmal, wenn es Action gab, schien die SAS im Spiel zu sein. So etwas wollte ich auch. Was hatte es sonst für einen Sinn, bei der Infanterie zu sein? Hereford [Standort der SAS] war offensichtlich auch ein netter Ort, weil es keine Kaserne gab. Damals fühlte man sich immer wie ein Bürger zweiter Klasse, wenn man in den typischen Kasernenstädten lebte, denn als einfacher Soldat konnte man nicht einmal einen Fernsehapparat kaufen oder mieten, ohne daß ein Offizier für einen den Antrag unterschrieb.
    Vier von uns Green Jackets bewarben sich im Sommer 1983 für den Auswahltest, und zwar alle aus dem gleichen Grund: um aus dem Bataillon herauszukommen. Ein paar hatten den Test in den vergangenen Jahren schon bestanden. Einer war
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