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Die Männer der Raumstation

Die Männer der Raumstation

Titel: Die Männer der Raumstation
Autoren: Hans Kneifel
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Job innerhalb eines Jahres zu einer Platinader gestalten.«
    »Wieviel?« fragte Ion lauernd.
    »Zehntausend Dollar monatlich für uns beide. Netto. Dafür kann ich garantieren.«
    »Zehntausend Dollar ...«, flüsterte Ion ergriffen. Für diese Summe bemühte er sich etwa zwei Jahre lang, mäßig begabten Kindern ebensolcher Eltern die Mysterien der Prozentrechnung beizubringen. »Das sind die Vorteile«, sagte er fest, nachdem er die Höhe der Geldsumme verdaut hatte. »Die Nachteile?«
    »Ein Jahr absolute Einsamkeit. Nur wir beide, die sich gegenseitig auf die Nerven gehen. Einschränkungen: Nichts als abgestrahlte terranische Funk- und Fernsehsendungen. Abgesehen von Bändern, die wir mitnehmen können. Keine Damen. Nur mäßiger Alkoholgenuß. Statt Lorca und Hemingway die Handbücher der verschiedenen Schiffstypen. Keine manikürten Finger, sondern Schwielen und Entzündungen vom Treibstoff und Verbrennungen von hochgespanntem Dampf. Gefahren genug, aber insgesamt nicht mehr als hier unten auf der Erde. Nichts anderes – dreihundertfünfundsechzig Tage lang.«
    »Ich verstehe nur eines nicht«, sagte Ion und legte einen Schülerbogen zur Seite, auf dessen Rückseite er einen niederschmetternden Text niedergeschrieben hatte.
    »Was verstehst du nicht, Freund?« fragte Peer.
    »Daß sich außer uns beiden niemand findet, der die Station besetzen soll oder kann.«
    »Bringe Cuiper, dem Personalleiter, einen ausgebildeten Raumschiffsmechaniker, der alles kann, was wir können und darüber hinaus auch die Zeit auf dem Satelliten übersteht. Er wird in Uran aufgewogen.«
    »Warum?«
    »Sie müssen alles das können, was die Arbeit dort oben erfordert. Und sie müssen psychisch so stabil sein wie ein Stück Kurbelwellenstahl.«
    »Und außer uns ist niemand so stabil?« fragte Ion mißtrauisch.
    Peer schüttelte wortlos den Kopf.
    Dann begann er zu erklären. Beide konnten sie ein Raumschiff steuern und selbständig Kurse ausrechnen. Beide besaßen sie physikalische Kenntnisse. Beide waren darauf aus, schnell und viel Geld zu verdienen. Beide würden die Belastungen aushalten, die der Aufenthalt von ihnen forderte.
    Durch den pausenlosen Wechsel mußte die Verwaltung die Reparaturkosten erhöhen. Die unmittelbare Folge dieser Maßnahme war, daß sich jeder Frachterkapitän an den Kopf griff, wenn er an eine Reparatur im All dachte. Lieber riskierte er, als wohlsortiertes Paket von Blechfetzen, Nieten und Drähten, vermischt mit atomar verseuchtem Treibstoff – alles glühend und qualmend – durch eine Lufthülle zu rasen und einen Krater zu hinterlassen.
    Die Häufung der Totalverluste brachte mit sich, daß sich die Weltöffentlichkeit erregte und die Polizei der Unfähigkeit bezichtigte, außerdem wurden Steuergelder vergeudet. Immer mehr Männer bezahlten ihren Aufenthalt mit nachhaltigen Schäden ihrer Psyche: Sie brachen zusammen. Die Polizei mußte dafür sorgen, daß die Station bemannt blieb und nahm jeden, der sich bewarb. Dann detonierte während unsachgemäß durchgeführter Reparaturarbeiten ein Schiffsmotor. Die Folge davon war eine der kostspieligsten Rettungsaktionen der Raumfahrtgeschichte. Man feuerte den überlebenden Mann und suchte die beiden letzten Todesmutigen.
    Schlug dieser Versuch fehl, würde man die Station einziehen.
    Die Chancen der beiden Außenseiter Ion Sandage und Peer VanCarbon waren groß. Sie durften nicht versagen, alle Raumschiffe zwischen Saturn und Sonne hingen an der Station und daran, daß sie funktionierte.
    »Wie wird das Geld der Einnahmen aufgeschlüsselt?« fragte Ion.
    »Fünfzehn Prozent der Gesamteinnahmen behält die Polizei als Pachtgebühr. Dafür garantiert sie Treibstoffzufuhr und Materialnachschub. Alles andere behalten wir, aber wir müssen davon unsere Verpflegung bezahlen.«
    »Das klingt nicht schlecht«, erwiderte Ion langsam und nachdenklich, dann gab er sich einen Ruck. »Da die Ferien nahen, die Eltern langsam einzusehen beginnen, daß die Erbmasse ihrer Kinder zu dürftig ist, meine Bezahlung katastrophal ist, ein normaler Mensch Abwechslung braucht, meine derzeitige Freundin bedenklich oft den größeren Sportwagen nachblickt – ich mache mit.«
    Schlagartig wurde Peer ernst und verlor jeden Anschein von überlegenem Sarkasmus. Er blickte Ion an und sagte kalt:
    »Überlege es dir. Wenn du einschlägst, werde ich dich mit einem geschwungenen Vierunddreißiger-Schlüssel an die Arbeit treiben. Wir haben eine gewaltige Chance. Dafür, daß wir
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