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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese
Autoren: Martin Krist
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lächelte. Tränen rannen über ihre Wangen.
    »Mama …«, hörte Lisa sich sagen. Trotz der Anstrengung, die ihr das Sprechen bereitete, glitt ein schwaches Lächeln auch über ihre Lippen. »Ich … bin zurück.«

Epilog
    Alex blieb vor der Tür zur Kombüse stehen. Es waren erst wenige Tage vergangen, seit man ihn in das Vernehmungszimmer verfrachtet und des mehrfachen Mordes beschuldigt hatte. Heute war er freiwillig aufs Präsidium gekommen. Trotzdem krampfte sich sein Magen zusammen. »Er will nicht reden?«
    »Nein, nicht mit mir«, erklärte Theis, der hinter ihm wartete. »Er verlangt ein Gespräch mit Ihnen. Aber … Sie müssen das nicht tun.« Er ließ einige Sekunden verstreichen. »Die Aussagen der beiden Frauen, von Nina und meiner Nichte, außerdem die Spuren, die die Kriminaltechniker sowohl in dem Bunker als auch bei ihm zu Hause sichergestellt haben, reichen der Staatsanwaltschaft für eine Anklage.«
    Alex drehte sich zu ihm um. »Ich glaube, ich möchte mit ihm reden.«
    Theis lächelte gequält. Er hielt eine dünne Akte hoch. »Vielleicht sollten Sie die hier vorher lesen.«
    »Was ist das?«
    »Das haben wir in seiner Wohnung gefunden.«
    Alex starrte den Hefter an. Das ungute Gefühl in seinem Magen nahm zu. Dann griff er nach der Akte und wandte sich der Tür zu. Theis gab zwei Beamten, die zu beiden Seiten postiert waren, ein Zeichen, worauf sie die Tür öffneten. Mit einem leisen Klick fiel sie hinter Alex zurück ins Schloss.
    Ben saß aufrecht an dem zerschrammten Holztisch. Er trug Handschellen.
    »Alex, schön dich zu sehen. Bist du wieder im Dienst?«
    »Nein, das hier ist nur ein Besuch, den man mir zugesteht.«
    »Ein Besuch unter Freunden«, sagte Ben lächelnd.
    Alex wunderte sich, wie ruhig und besonnen Ben wirkte. Aber was hast du erwartet? , fragte er sich. Einen wild grinsenden Verrückten, der Gehässigkeiten ausstieß und die ganze Welt bedrohte? Die wenigsten Killer entsprachen diesem Klischee. Sie waren meist intelligente Männer, die verbargen, wie es in ihrem Innern um sie bestellt war. Alex legte die Akte auf den Tisch.
    Ben lächelte noch immer. »Ihr habt sie gefunden?«
    »Wie bist du daran gekommen?«
    »Wie gesagt, ich kenn’ mich damit aus. Hast du sie gelesen?«
    »Nein«, erwiderte Alex.
    »Keine Ahnung, was drinsteht?«
    »Sag du es mir!«
    Ben lehnte sich zurück. »Mein Vater, Ferdinand Kirchberger, wurde damals aus Finkenwerda fortgeschafft. Man hat ihm kurz vor der Wende eine neue Identität gegeben. Als Arthur Steinmann lebte er einfach so weiter. Ich habe ihn trotzdem ausfindig gemacht.«
    »Hat er den Brief an mich geschrieben?«
    »Ich hab’ ihm den Brief diktiert, kurz bevor ich ihn umgebracht habe. Seine Leiche treibt jetzt in einem der Kanäle im Spreewald.«
    »Du hast ihn getötet?«
    »Er war mein Vater und in vielen Dingen mein Lehrer. Trotzdem war er ein Niemand. Er hat Fehler begangen, die ihm zum Verhängnis wurden. Er verdiente es nicht weiterzuleben.«
    Und was ist mit dir? , wollte Alex fragen. Du hast auch Fehler gemacht! Du hast dich auch erwischen lassen! Aber er zögerte. Eine ganz andere Frage brannte ihm auf der Seele. »Und warum? Was sollte das alles?«
    Ben lächelte wieder. »Hättest du die Akte gelesen, wüsstest du es.«
    Alex schwieg.
    Ben nickte, als hätte er nichts anderes erwartet. Die Kette rasselte, als er der Akte einen Stoß verpasste. Sie glitt über den Tisch bis an den Rand. »Willst du nicht jetzt einen Blick hineinwerfen?«
    Alex betrachtete den Hefter, als würde er sich an ihm verbrennen, wenn er ihn in die Hände nahm.
    »Du weißt, was drinsteht, richtig?«, fragte Ben.
    Alex spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Aber mein Mann war regelmäßig in Berlin gewesen, jeden Tag in der Arbeit – und wahrscheinlich nicht nur dort, nicht nur alleine. Mit anderen Frauen? , hallte die Stimme der alten Kirchberger durch seinen Verstand.
    Plötzlich grinste Ben. »Ferdinand Kirchberger war auch dein Vater. Und ich bin dein Stiefbruder.« Zum ersten Mal bekam Bens Gesicht einen gehässigen Ausdruck. »Nur dass du Glück mit deiner Mutter hattest. Oder Pech. Sieh es, wie du willst. Zumindest hat sie dich schon wenige Monate nach der Geburt zur Adoption freigegeben. Du hast nicht mehr viel von deinem Vater, unserem Vater, gehabt.«
    »Und deshalb dieses … dieses ganze Spiel ? Deshalb hast du Gizmo umgebracht?« Ein weiterer Gedanke kam Alex in den Sinn, und er fragte sich, warum er nicht früher darauf gekommen
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