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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese
Autoren: Martin Krist
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das überprüfen?«
    Norman brach in Lachen aus. »Na klar, und morgen bin ich es, den du verdächtigst, oder wie?« Er wurde wieder ernst. »Ich kann dir nur raten, komm zurück, und dann …«
    »Dann was?« Alex kappte die Verbindung und sah Paul an. »Hat er dir gesagt, wo Lisa ist?«
    »Im Sana-Klinikum Lichtenberg. Warum?«
    Alex rief die Telefonauskunft an und ließ sich mit der Zentrale des Sana-Klinikums verbinden. Es dauerte eine Weile, bis er mit einer Krankenschwester sprach, die über Lisa Theis Bescheid wusste.
    »Geben Sie mir bitte die Mutter, Laura Theis«, bat er. »Es ist dringend.«
    »Wer ist denn da?«
    »Ihr Bruder!«, log Alex.
    Es klickte, dann hörte Alex leise Warteschleifenmusik. Minuten vergingen, bis Lauras zaghafte Stimme erklang. »Hallo?«
    Sam hing in Bens Armen, ohne dass er sich daraus befreien konnte. Der Betreuer schleppte ihn durch den Wald. Sam begann zu strampeln.
    »Hör auf damit«, zischte Ben.
    Sam zappelte weiter.
    »Willst du wie deine Schwester enden?«
    Augenblicklich hielt Sam inne. »Wo ist Lisa?«
    »Halt den Mund!«
    »Was hast du …?« Er rang nach Atem, als Ben den Druck auf seine Brust erhöhte. Die Welt verschwamm vor Sams Augen. Er hatte keine Ahnung, wohin sie liefen. Auch nicht, wie lange Ben ihn schon mit sich schleifte. Die Gegend war ihm nicht mehr vertraut. Es musste tief im Spreewald sein. Sam schlotterte vor Angst. Tränen trübten seinen Blick.
    Irgendwann erreichten sie eine Anhöhe. Ein finsteres Loch öffnete sich in deren Mitte, wie ein Zugang zu einer Höhle. Ben ging darauf zu. Dann umfing sie Dunkelheit. Und Stille. Nein, nicht ganz. Da war ein Geräusch. Weit entfernt.
    Sie stiegen Stufen hinab. Je tiefer sie kamen, umso klarer hörte Sam das Geräusch. Es war ein Wimmern. Eine Lampe flammte auf. Vor Sams Augen tauchte ein langes Kellergewölbe auf – und Gittertüren. Wie die von Gefängniszellen.
    Ben zückte einen Schlüssel und entriegelte eine der Türen. Er warf Sam in den Raum. Es gab keine Fenster. Nur eine karge Deckenleuchte. Die Gittertür krachte zurück ins Schloss.
    »Wir sehen uns später wieder«, sagte Ben. »Vorher muss ich noch etwas zu Ende bringen.« Dann verschwand er, und die Lichter gingen aus.
    Ein leises Schluchzen drang durch die Dunkelheit des Bunkers. Sam brauchte eine Weile, bis er begriff, dass nicht nur er es war, der heulte. Er tastete sich vor bis zur Zellentür und klammerte sich an die Gitterstreben. »Lisa?«
    »Lisa ist nicht da, sie ist weg.« Ein Schluchzen folgte den geflüsterten Worten.
    »Du verdammter Psychopath!« Noch ehe er ein Wort gesprochen hatte, wusste Laura plötzlich, wer sie an den Apparat gelockt hatte. Mit dieser Gewissheit entluden sich schlagartig ihre ganze Verzweiflung und Wut. »Du feiges, krankes Arschloch!« Die Krankenschwester, die auf der Türschwelle wartete, starrte sie entgeistert an. Laura kümmerte es nicht. »Hast du mich verstanden?«
    »Glaubst du wirklich, ich wäre fähig dazu?«, fragte Alex Lindner mit besänftigender Stimme.
    Aber Laura wollte sich nicht beruhigen. Es fühlte sich viel zu gut an, dem Zorn endlich freien Lauf zu lassen.
    »Frank wird dich erwischen. Und er …«
    »Er hat den Falschen im Visier«, schnitt er ihr das Wort ab. »Auch Polizisten können sich irren. Oder …« Er räusperte sich. Laura wünschte, er würde an seiner Spucke ersticken. »… einen Fehler machen.«
    »Mein Fehler ist es, dass ich dir vertraut habe!«
    »Laura, bitte … du musst mir glauben, ich habe mit den toten Mädchen nichts zu tun.«
    »Was willst du?«, spie sie hervor. »Mich weiter quälen? Hat dir nicht gereicht, was du meiner Tochter angetan hast?«
    »Sie ist gerettet, oder? Ich hab’ davon erfahren. Geht es ihr gut?«
    »Als wenn du das nicht wüsstest!«
    »Wenn ich es wüsste, würde ich danach fragen?«
    Sie schwieg, noch immer schockiert. Sie durfte sich von ihm nicht einlullen lassen, so wie er seine Opfer um den Finger wickelte. Er war die Bestie. Er war an allem schuld. Er war es, der ihre Tochter entführt, gefoltert und so übel zugerichtet hatte. Der Lisa um ein Haar –
    »Ich muss wissen, was sie dir erzählt hat«, sagte er.
    »Du möchtest wissen, ob Lisa der Polizei von Nina erzählt hat?«
    »Wer verdammt noch mal ist Nina?«
    Laura hörte sich selbst kichern. Die Krankenschwester kam besorgt einen Schritt näher. »Wir wissen, dass du sie in deinem Bunker …«
    »Bunker? Laura, was für ein … Autsch, verdammt!« Er
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