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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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jedenfalls soweit ich es erlebt habe. Aber die Zeit ist so knapp!«
    »Ich verstehe«, erwiderte Aviendha. »Und … danke.«
    Amys schnaubte. »Du hast uns gezwungen, sehr kreativ zu sein. Vergiss nie die Zeit, die du damit verbracht hast, und die Schande, die du verspürt hast, denn es ist die Schande, die jeder Da’tsang fühlen wird, solltest du sie zu diesem Schicksal verurteilen. Und sie können dem nicht einfach entfliehen, indem sie verlangen, dass es aufhören soll.«
    »Was macht ihr, wenn sich ein Lehrling während seiner ersten Ausbildungsmonate zur Weisen Frau erklärt?«
    »Ich vermute, ihr ein paar Mal den Riemen zu schmecken geben und sie dann losschicken, Löcher zu graben«, meinte Amys. »Ich wüsste nicht, dass das schon einmal vorgekommen ist. Die Einzige, die kurz davor stand, war Sevanna.«
    Aviendha hatte sich gewundert, warum die Weisen Frauen die Shaido ohne Widerspruch akzeptiert hatten. Sevannas Erklärung hatte ausgereicht: also waren Amys und die anderen gezwungen gewesen, sie zu akzeptieren.
    Amys zog das Schultertuch enger um den Leib. »Die Töchter, die das Reisegelände bewachen, haben ein Bündel für dich. Sobald du Rhuidean erreichst, gehst du zur Stadtmitte. Dort findest du die Glassäulen. Geh in der Mitte zwischen ihnen hindurch, dann komm zurück. Genieß die Tage, die du zur Stadt läufst. Wir haben dich so hart angetrieben, damit du diese Zeit zum Nachdenken hast. Vermutlich ist es für eine Weile die letzte Gelegenheit, die du haben wirst.«
    Aviendha nickte. »Die Schlacht kommt.«
    »Ja. Kehre schnell zurück, nachdem du die Säulen passiert hast. Wir werden besprechen müssen, wie wir am besten mit dem Car’a’carn umgehen. Er hat sich seit letzter Nacht … verändert.«
    »Ich verstehe.« Aviendha holte tief Luft.
    »Geh«, sagte Amys, »und kehre zurück.« Sie betonte die letzten Worte. Einige Frauen überlebten Rhuidean nicht.
    Aviendha erwiderte ihren Blick und nickte. In vielerlei Hinsicht war Amys ihr eine zweite Mutter gewesen. Sie wurde mit einem seltenen Lächeln belohnt. Dann wandte Amys ihr den Rücken zu, genau wie es die beiden anderen getan hatten.
    Aviendha holte noch einmal tief Luft und warf noch einen Blick auf das zertrampelte Gras vor dem Herrenhaus, wo Rand mit strenger Miene mit den Quartiermeistern sprach, den Arm mit der fehlenden Hand auf dem Rücken haltend, während er mit der anderen Hand lebhaft gestikulierte. Sie lächelte ihn an, auch wenn er nicht in ihre Richtung schaute.
    Ich kehre zu dir zurück, dachte sie.
    Dann lief sie zum Reisegelände, sammelte das Bündel ein und webte ein Wegetor, das sie ein gutes Stück vor der Kaltfelsenfestung absetzen würde, neben einer Felsformation namens Töchterspeer, von wo aus sie zur Festung laufen konnte, um sich vorzubereiten. Das Tor öffnete sich in die vertraute trockene Luft der Wüste hinein.
    Sie duckte sich in das Tor und jubelte endlich über das, was gerade geschehen war.
    Sie hatte ihre Ehre zurückgewonnen.
     
    »Ich kam durch ein kleines Wassertor, Aes Sedai«, sagte Shemerin und senkte vor den anderen Anwesenden im Zelt den Kopf. »Ehrlich gesagt war das nicht besonders schwer, nachdem ich die Burg verlassen hatte und in der Stadt war. Ich wagte es nicht, über eine der Brücken zu gehen. Ich durfte die Amyrlin nicht wissen lassen, was ich da tat.«
    Romanda sah mit verschränkten Armen zu. Ihr Zelt wurde von zwei großen Messinglampen erhellt, aus deren Spitzen Flammen tanzten. Sechs Frauen lauschten der Geschichte der Ausreißerin. Lelaine war da, obwohl sich Romanda doch so bemüht hatte, dass sie nichts von dieser Zusammenkunft erfuhr. Romanda hatte gehofft, dass die schlanke Blaue zu sehr damit beschäftigt sein würde, sich in ihrem Status zu sonnen, um sich für ein scheinbar so triviales Ereignis zu interessieren.
    Neben ihr stand Siuan. Die ehemalige Amyrlin hatte sich mit der Verbissenheit eines Flusskrebses an sie geklammert. Romanda war durchaus über die neu gefundene Fähigkeit erfreut, das Dämpfen wieder Heilen zu können - immerhin war sie eine Gelbe -, aber ein Teil von ihr wünschte sich, Siuan hätte nicht davon profitiert. Als wäre Lelaine nicht allein schon schlimm genug gewesen. Romanda hatte Siuans durchtriebene Natur keinesfalls vergessen, obwohl viele andere im Lager da anscheinend wesentlich nachsichtiger waren. Eine reduzierte Stärke in der Macht bedeutete nicht, dass man plötzlich keine vernünftigen Intrigen mehr schmieden konnte.
    Natürlich
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