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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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war Sheriam auch da. Die rothaarige Behüterin der Chroniken saß neben Lelaine. In letzter Zeit war Sheriam sehr still gewesen und hatte kaum die Würde einer Aes Sedai zur Schau gestellt. Dumme Frau. Sie musste aus ihrer Stellung entfernt werden; das konnte jeder sehen. Sollte Egwene jemals zurückkehren - und Romanda betete darum, dass sie es tat, und sei es auch nur, weil es Lelaines Pläne vereiteln würde -, dann würde dazu Gelegenheit sein. Eine neue Behüterin.
    Die letzte Person im Zelt war Magla. Romanda und Lelaine hatten - gesittet - darüber diskutiert, wer Shemerin zuerst verhören sollte. Sie waren zu dem Schluss gekommen, dass das nur auf eine faire Weise geschehen konnte, und zwar, wenn sie es gemeinsam taten. Weil Shemerin eine Gelbe war, hatte Romanda die Zusammenkunft in ihrem eigenen Zelt veranstalten können. Es war eine böse Überraschung gewesen, als Lelaine nicht nur mit Siuan, sondern auch noch mit Sheriam im Schlepptau aufgetaucht war. Aber keiner hatte festgelegt, wie viele Begleiter mitgebracht werden konnten. Und so blieb Romanda nur Magla. Die Frau mit den breiten Schultern saß neben ihr und lauschte still dem Geständnis. Sollte sie noch jemanden holen lassen? Aber die Zusammenkunft auf diese Weise zu verzögern wäre zu offensichtlich gewesen.
    Doch eigentlich war es auch gar kein Verhör. Shemerin sprach frei heraus, widersetzte sich keinen Fragen. Sie saß vor ihnen auf einem Hocker. Ein Kissen hatte sie abgelehnt. Nur selten hatte Romanda eine Frau gesehen, die so entschlossen war, sich selbst zu bestrafen, wie dieses arme Kind.
    Sie ist kein Kind, dachte sie dann. Sie ist eine vollwertige Aes Sedai, ganz egal, was sie auch sagt. Sei verflucht, Elaida, eine von uns in das da zu verwandeln!
    Shemerin war eine Gelbe gewesen. Verflixt, sie war noch immer eine Gelbe. Sie sprach nun fast schon eine Stunde, beantwortete Fragen über die Lage in der Weißen Burg. Siuan war die Erste gewesen, die gefragt hatte, wie die Frau überhaupt von dort entkommen war.
    »Bitte vergebt mir, dass ich im Lager Arbeit suchte, ohne zu euch zu kommen, Aes Sedai«, sagte Shemerin mit gesenktem Kopf. »Aber meine Flucht verstieß gegen das Gesetz. Als Aufgenommene, die ohne Erlaubnis geht, gelte ich als Ausreißerin. Ich wusste, dass man mich bestraft, sollte man mich entdecken.
    Ich bin in der Gegend geblieben, weil sie so vertraut ist, und ich kann sie nicht loslassen. Als euer Heer kam, sah ich die Gelegenheit, eine Arbeit zu finden, und ich ergriff sie. Aber bitte, zwingt mich nicht, zurückzugehen. Ich werde keine Gefahr sein. Ich will das Leben einer normalen Frau führen und darauf achten, meine Fähigkeiten nie zu benutzen.«
    »Ihr seid eine Aes Sedai«, sagte Romanda und bemühte sich um einen gemäßigten Tonfall. Das Verhalten dieser Frau verlieh vielem zusätzliche Glaubwürdigkeit, was Egwene über Elaidas machthungrige Herrschaft in der Burg gesagt hatte. »Ganz egal, was Elaida gesagt hat.«
    »Ich …« Shemerin schüttelte bloß den Kopf. Beim Licht! Sie war nie die selbstbewussteste aller Aes Sedai gewesen, aber sie so tief gesunken zu sehen war erschreckend.
    »Erzählt mir von diesem Wassertor«, sagte Siuan und lehnte sich auf ihrem Stuhl vor. »Wo können wir es finden?«
    »An der südwestlichen Seite der Stadt, Aes Sedai«, erwiderte Shemerin. »Fünf Minuten Fußweg östlich von der Stelle, an der die alten Statuen von Eleyan al’Landerin und ihren Behütern stehen.« Sie zögerte, erschien plötzlich noch nervöser. »Aber es ist ein kleines Tor. Da kann man kein Heer hindurchführen. Ich kenne es nur, weil ich die Pflicht hatte, mich um die Bettler zu kümmern, die dort leben.«
    »Ich will trotzdem eine Karte«, beharrte Siuan, dann warf sie Lelaine einen Seitenblick zu. »Zumindest bin ich der Ansicht, wir sollten eine haben.«
    »Das ist ein weiser Vorschlag«, sagte Lelaine in einem widerwärtig großherzigen Tonfall.
    »Ich will mehr über Eure … Situation wissen«, sagte Magla. »Wie kommt Elaida nur auf die Idee, dass es klug sein könnte, eine Schwester zu degradieren? Egwene sprach von diesem Vorfall, und ich fand es schon damals unglaublich. Was hat sie sich nur dabei gedacht?«
    »Ich … kann nicht für die Amyrlin sprechen«, sagte Shemerin. Und zuckte zusammen, als die Frauen im Raum sie ziemlich unverhohlen finster anstarrten, weil sie Elaida als Amyrlin bezeichnete. Romanda verzichtete darauf. Da kroch etwas unter dem Segeltuchboden des Zeltes, bewegte sich
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