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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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des Hauses. Min Farshaw hatte die Arme verschränkt und trug einen kobaltblauen Mantel mit silbernen Stickereien. Und ein Halstuch.
    Aviendha entspannte sich, ließ das Messer los. Jetzt konnten sich schon Feuchtländer an sie anschleichen? »Mir geht es gut«, sagte sie und kämpfte dagegen an, nicht zu erröten.
    Ihr Ton und ihr Verhalten hätte ein deutlicher Hinweis sein müssen, dass sie nicht durch eine Unterhaltung beschämt werden wollte, aber Min schien das nicht zu bemerken. Die Frau drehte sich um und betrachtete das Lager. »Hast du … hast du nichts zu tun?«
    Dieses Mal vermochte Aviendha ein Erröten nicht zu unterdrücken. »Ich mache das, was man mir aufträgt.«
    Min nickte, und Aviendha zwang sich, ihre Atmung zu kontrollieren. Sie konnte es sich nicht leisten, auf diese Frau wütend zu werden. Ihre Erstschwester hatte sie gebeten, nett zu Min zu sein. Sie entschied sich, sich nicht beleidigt zu fühlen. Min hatte ja keine Ahnung, was sie da sagte.
    »Ich dachte, ich könnte vielleicht mit dir reden«, sagte Min und betrachtete noch immer das Lager. »Ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden könnte. Ich vertraue den Aes Sedai nicht, und er auch nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob er jetzt überhaupt noch jemandem vertraut. Vielleicht nicht einmal mehr mir.«
    Aviendha wandte den Kopf und sah, dass Min Rand al’Thor beobachtete, der durchs Lager ging. Er trug einen schwarzen Mantel, sein rotes Haar leuchtete im Nachmittagslicht. Er schien die Saldaeaner, die ihm dienten, hoch zu überragen.
    Aviendha hatte von den Geschehnissen in der vergangenen Nacht gehört, als er von Semirhage angegriffen worden war. Von einer der Schattenbeseelten selbst; sie wünschte sich, sie hätte die Kreatur mit eigenen Augen sehen können, bevor sie getötet wurde. Sie erschauderte.
    Rand al’Thor hatte gekämpft und gewonnen. Auch wenn er sich meistens wie ein Narr verhielt, war er ein geschickter Krieger, dem das Glück zur Seite stand. Welcher lebende Mensch konnte sonst von sich behaupten, eigenhändig so viele von den Schattenbeseelten besiegt zu haben wie er? Er hatte viel Ehre errungen.
    Sein Kampf hatte ihm auf eine Weise Narben zugefügt, die Aviendha noch nicht richtig verstand. Sie konnte seine Schmerzen fühlen. Sie hatte sie auch während Semirhages Angriff gefühlt, auch wenn sie es zuerst fälschlicherweise für einen Albtraum gehalten hatte. Aber sie hatte schnell erkannt, dass das ein Irrtum war. Kein Albtraum konnte so schrecklich sein. Noch immer konnte sie den Widerhall dieses unglaublichen Schmerzes fühlen, diese Wogen der Qual, diese Raserei in ihm.
    Sie hatte Alarm geschlagen, aber nicht schnell genug. Für ihren Fehler schuldete sie ihm Toh; darum würde sie sich kümmern, sobald sie das mit ihren Strafen erledigt hatte. Falls sie jemals damit fertig wurde.
    »Rand al’Thor wird seine Probleme lösen«, sagte sie und tropfte mehr Wasser.
    »Wie kannst du so etwas sagen?«, fragte Min und sah zu ihr herüber. »Fühlst du seinen Schmerz denn nicht?«
    »Ich fühlte ihn jeden Augenblick«, erwiderte sie durch zusammengebissene Zähne. »Aber er muss sich seinen eigenen Prüfungen stellen, so wie ich mich den meinen. Vielleicht kommt der Tag, an dem er und ich uns ihnen gemeinsam stellen können, aber dieser Zeitpunkt ist nicht jetzt.«
    Zuerst muss ich ihm ebenbürtig sein, fügte sie in Gedanken hinzu. Ich werde nicht als Unterlegene an seine Seite treten.
    Min musterte sie, und Aviendha verspürte einen Schauder und fragte sich, welche Visionen die Frau sah. Angeblich trafen ihre Vorhersagen über die Zukunft immer ein.
    »Du bist nicht das, was ich erwartet habe«, sagte Min schließlich.
    »Ich habe dich getäuscht?«, fragte Aviendha stirnrunzelnd.
    »Nein, das nicht«, erwiderte Min mit einem leisen Lachen. »Ich meinte, dass ich dich wohl falsch eingeschätzt habe. Ich war mir nicht sicher, was ich nach dieser Nacht in Caemlyn denken sollte, als wir … nun, die Nacht, in der wir zusammen mit Rand den Bund eingingen. Ich fühle mich dir nahe und zugleich schrecklich fern.« Sie zuckte mit den Schultern. »Vermutlich habe ich erwartet, dass du sofort nach deiner Ankunft zu mir kommst. Wir hatten Dinge zu besprechen. Als du nicht kamst, machte ich mir Sorgen. Vielleicht habe ich dich ja beleidigt.«
    »Du schuldest mir kein Toh«, versicherte Aviendha. »Gut«, sagte Min. »Manchmal befürchte ich, dass wir … dass es zu einer Konfrontation zwischen uns kommen könnte.«
    »Und was
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