Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht des Geistes

Die Macht des Geistes

Titel: Die Macht des Geistes
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
erhalten, und herauszubekommen, wie ihre elektrischen Eigenschaften sich dabei jeweils verändern. Bis heute war alles in Ordnung, aber bei einer der üblichen Untersuchungen hat sich herausgestellt, daß sie sich alle verändert haben!«
    »Hmm«, meinte Corinth nachdenklich. »Sind die Apparate vielleicht nicht in Ordnung?«
    »Bis jetzt haben wir nichts feststellen können. Nur die Zellen haben sich verändert – nicht bedeutend, aber immerhin.« Lewis sprach rascher weiter. »Haben Sie eine Ahnung, wie die Neuronen funktionieren? Wie ein Digitalrechner. Die Nervenzelle wird angeregt, sendet ein Signal aus und bleibt dann kurze Zeit inaktiv. Der gleiche Vorgang wiederholt sich in den benachbarten Zellen. Aber heute ist alles ein bißchen komisch. Die Pause zwischen zwei Signalen ist erheblich kürzer – das ganze System reagiert also wesentlich schneller. Und die Signale sind stärker.«
    Corinth runzelte nachdenklich die Stirn. »Offenbar haben Sie etwas Wichtiges entdeckt«, meinte er dann.
    »Aber wie ist es zu erklären? Schließlich hat sich seit gestern nichts an unserem Versuchsaufbau geändert. Ich kann Ihnen sagen, ich schwanke noch immer zwischen einer nobelpreisverdächtigen Entdeckung und irgendeinem lächerlichen Fehler!«
    »Merkwürdig, daß das alles heute passiert ist«, sagte Corinth langsam. Er berichtete Lewis von seinen Erlebnissen an diesem Morgen.
    »Wirklich eigenartig«, stimmte der Biologe zu. »Dabei hat es in letzter Zeit gar keine Gewitter gegeben – Ozon regt den Verstand an –, und meine Kulturen sind ohnehin unter Glas versiegelt ...« Er stand plötzlich auf und winkte.
    Corinth drehte sich um und sah Helga Arnulfsen mit einem Tablett in der Hand herankommen. Sie war groß, sah sehr gut aus, aber irgend etwas in ihrer persönlichen Art – ihre ungeheure Energie, eine gewisse kalte Nachlässigkeit – ließ sie weniger attraktiv erscheinen, als sie wirklich war. Jedenfalls war sie die Sekretärin des Institutsleiters und füllte diese anspruchsvolle Position zur Zufriedenheit aller Beteiligten aus.
    »Puh! Ist das wieder ein Tag!« Sie fuhr sich mit der Hand über die Haare und lächelte dabei erschöpft. »Jeder Mensch im ganzen Institut hat irgendwelche Schwierigkeiten – und alle kommen damit zu mir. Gertie spielt ausgerechnet heute verrückt ...«
    »Was?« Corinth machte ein enttäuschtes Gesicht. Er hatte sich darauf verlassen, daß der Computer noch heute seine Gleichungen lösen würde. »Was ist denn los?«
    »Das wissen nur Gott und Gertie, aber beide halten den Mund. Allanbee hat heute morgen einen Routinetest gemacht, der mit einem falschen Ergebnis geendet hat. Nicht ganz falsch, aber doch so ungenau, daß alle betroffen sind, die genaue Antworten brauchen. Seitdem versucht er den Fehler zu finden, hat aber noch keinen Erfolg dabei gehabt. Und ich muß alle Termine ändern!«
    »Seltsam«, murmelte Lewis.
    »Außerdem beklagen die Physiker und Chemiker sich darüber, daß ihre Instrumente nicht mehr richtig anzeigen. Murchinsons Polarimeter arbeitet mit einer Abweichung von ... oh, irgend etwas Schreckliches wie ein Zehntelprozent oder so ähnlich.«
    »Wirklich?« Lewis beugte sich über den Tisch. »Dann sind also vielleicht nicht meine Neuronen, sondern die Instrumente in Unordnung? Nein, das ist ausgeschlossen. Die Abweichung ist zu groß. Die Zellen müssen etwas dazu beigetragen haben – aber wie soll ich das messen, wenn die Apparate spinnen?«
    »Heute ist alles wie verrückt«, klagte Helga. »Jeder zweite hat plötzlich ein neues Projekt und will irgendeine Maschine benützen, die für alle da ist – zum Beispiel die große Zentrifuge. Und dann bekommen sie Wutanfälle, wenn ich ihnen sage, daß sie warten müssen, bis sie an der Reihe sind.«
    »Alles heute, wie?« Corinth zündete sich eine Zigarette an. »Nat, ich frage mich wirklich, ob ...«
    »Eine Art Seuche?« Lewis nickte langsam. »Vielleicht. Durchaus möglich. Am besten machen wir uns gleich an die Arbeit.«
    »Wovon reden Sie eigentlich?« wollte Helga wissen.
    Corinth erklärte ihr, was er bisher beobachtet hatte. Lewis hörte schweigend zu.
    »Hmm«, meinte Helga schließlich, »das klingt alles ganz ... interessant. Werden alle Nervenzellen – auch die in unseren Gehirnen – plötzlich in ihrer Reaktionszeit beschleunigt?«
    »Wahrscheinlich handelt es sich sogar um noch tiefgreifendere Veränderungen«, antwortete Corinth.
    »Irgend etwas muß passiert sein – aber was?
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher