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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman
Autoren: DeVa Gantt
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Leben genug!«
    »Wir können doch unmöglich nicht hier sein, wenn Rebecca ihren Sohn bekommt«, warf Jeannette ein.
    »Rebeccas Sohn! Ha!«, rief Yvette. »Du willst ja nur wegen Wade zurückkommen. Bestimmt ist er öfter hier, wenn das Baby erst geboren ist.« Jeannette lächelte bei der Aussicht, doch Yvette schüttelte sich. »Schnee in New York ist jedenfalls interessanter als er!«
    Rose schüttelte den Kopf. »Wir werden bald überhaupt niemanden mehr sehen, wenn Rebecca und Paul endgültig auf Espoir bleiben. Ich bin zu alt, um nach Espoir zu fahren und auf die Ankunft des Babys zu warten.«
    John nickte. »Es ist eine beruhigende Vorstellung, dass in ein paar Jahren eine neue Generation auf Charmantes herumtobt und Unsinn macht.«
    »Ich weiß nicht genau, was du meinst, John«, bemerkte George. »Du hast schließlich eine Tochter und keinen Sohn. Uns drei wird es so schnell nicht wieder geben.«
    »Zum Glück!«, stieß Rose hervor.
    »Wer weiß.« John grinste. »Marie wird vielleicht genauso wild wie Yvette. Jeder weiß doch, dass sie schlimmer ist als wir drei zusammen!«
    Der Raum hallte vor Lachen wider, und selbst Yvette musste grinsen, obwohl sie sich energisch gegen die Unterstellung verwahrte.
    Kurz darauf fuhr die Familie in drei Wagen zum Hafen und winkte Mercedes und Rose zu, die zu Hause blieben.
    In der Stadt herrschte große Geschäftigkeit, da zwei Schiffe gleichzeitig im Hafen ankerten. Paul eilte über die Gangway des kleineren Schiffes. »Zum Glück bin ich noch rechtzeitig gekommen«, sagte er, als die Gesellschaft gerade aus den Wagen kletterte. »Ich wollte mich unbedingt verabschieden.«
    Frederic war unglaublich stolz, als seine beiden Söhne einander die Hand schüttelten. »Pass auf dich auf, John, und bleib nicht zu lange weg.«
    »Das wird mir sowieso nicht gestattet. Und du, arbeite nicht zu viel, Paulie. Spar dir ein bisschen Kraft für deine hübsche Frau.«
    »Die meiste Kraft spare ich, wenn ich arbeite, fürchte ich.« Er lachte.
    Er drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um Charmaines gerötete Wangen zu bemerken. Dabei fiel sein Blick auf das schlafende Kind in ihrem Arm. »Bis Sie zurückkommen, haben wir vielleicht schon unser eigenes Kind«, sagte er.
    »Wir wollen versuchen, vorher zurückzukommen.« Sie lächelte zu ihm empor.
    Er trat einen Schritt auf sie zu, schloss sie in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Geben Sie auf sich acht, Charmaine. Sie werden uns fehlen.«
    »Ist ja schon gut«, beschwichtigte Yvette. »Du tust ja so, als ob ihr euch nie wiedersehen würdet. Na los, ich will endlich weg!«
    »Noch einen Augenblick Geduld, Yvette«, rief John. »Geh doch schon mit deiner Schwester an Bord und sucht eure Kabine.«
    Yvette stürmte los, aber Jeannette drehte sich, Tränen in den Augen, zu ihrem Vater um. Sie umarmte ihn und flüsterte: »Ich werde dich vermissen, Papa.«
    »Und ich dich erst, Prinzessin«, sagte er mit belegter Stimme. »Du wirst sehen, die Reise wird wunderschön, und wenn du nach Charmantes zurückkommst, kannst du mir viele Geschichten erzählen.«
    Bevor sie endgültig losheulte, lief Jeannette noch schnell zu Paul und gab ihm ebenfalls einen Kuss. Dann rannte sie ihrer Schwester nach.
    John beobachtete seinen Vater und überlegte, wie leer das Haus ohne sie sein würde. Er wurde nachdenklich. Unter allen Umständen wollte er einen rührseligen Abschied vermeiden. »Hör zu, Paulie, du bist also nur nach Charmantes gekommen, um uns Adieu zu sagen?«
    »So gesehen, nein.« Paul lachte in sich hinein. »Rebecca ist noch in der Kabine. Wir haben beschlossen, in Charmantes zu bleiben. Zumindest bis das Baby geboren ist. Außerdem will in dem Haus auf Espoir niemand arbeiten. Alle sagen, dass es dort spukt.«
    »Und was sagst du?«, fragte John, dem das Gelächter seines Bruders auf die Nerven ging.
    »Ich finde es zu Hause bequemer. Außerdem kocht keine so gut wie Fatima. Nicht einmal Rebecca. Sie fühlt sich auf Espoir einsam. Ihre Freunde leben schließlich alle hier auf Charmantes. Und hier hat sie Mercedes als Gesellschaft.«
    George war derselben Meinung. Mercedes vermisste Rebecca schon jetzt und würde noch einsamer werden, wenn nun auch noch Charmaine das Haus verließ. Rebecca und Mercedes hatten sich inzwischen angefreundet und schon mit dem ersten Unterricht im Lesen und Schreiben begonnen.
    »Nun gut« – John seufzte – »ich denke, es wird Zeit, dass wir aufbrechen.« Er sah seinen Vater an und
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