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Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Titel: Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
Autoren: Joss Stirling
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übrig. Die meisten Schüler machten einen großen Bogen um sie, wie Schiffe, die den gefährlichen Küstenabschnitt mieden; der Rest beäugte sie neidisch, hörte den Ruf der Sirene und war verlockt, sich zu nähern.
    Ein Teil von mir wünschte, ich könnte das auch - so selbstsicher dastehen und dem Rest der Welt den Stinkefinger zeigen, weil alle so verdammt uncool waren. Wenn ich doch bloß endlos lange Beine hätte, schlagfertig wäre und eine Erscheinung, nach der sich die Leute die Köpfe verdrehten. Männlich zu sein war ebenfalls hilfreich: Ich könnte niemals diesen ultralässigen Look so rüberbringen, Daumen in die Gürtelschlaufen gehängt, mit den Stiefelspitzen den Straßenstaub wegkickend. War das ihr natürliches Verhalten oder eine kalkulierte Pose? Übten sie vor dem Spiegel? Ich verwarf diesen Gedanken schnell wieder - so etwas würden nur Loser wie ich machen; ihre Coolness war sicher angeboren, in ihnen herrschte Eiszeit. Der Latino-Typ faszinierte mich besonders - seine Augen waren hinter einer Sonnenbrille verborgen, während er am Sitz seines Motorrads lehnte, ein König mit seinen Rittern. Er hatte sicher nicht mit dem Gefühl zu kämpfen, unzulänglich zu sein.
    Ich schaute zu, wie er seine Maschine bestieg und den Motor auf Touren brachte wie ein Krieger, der ein monsterähnliches Schlachtross anspornte. Er verabschiedete sich von seinen Kumpels, dann schoss er vom Parkplatz und die umherstehenden Schülergrüppchen stoben auseinander. Ich hätte viel dafür gegeben, nach einem langen Schultag hinten auf diesem Motorrad sitzen zu können und von meinem Ritter nach Hause kutschiert zu werden. Oder noch besser: die Fahrerin zu sein, die einsame Superheldin, die in ihrer hautengen Ledermontur gegen das Unrecht kämpfte und alle Männer schwachmachte.
    Ein selbstironisches Lachen ertönte und würgte meine Gedanken ab. Hör dir doch nur mal selbst zu! Ich schalt mich für meine überbordende Fantasie. Krieger und Monster - Superhelden? Ich hatte wohl zu viele Manga-Comics gelesen. Diese Jungs spielten in einer ganz anderen Liga als ich. Ich war noch nicht mal ein Pünktchen auf ihrem Radar. Ich sollte dankbar sein, dass niemand in meinen Kopf hineingucken und sehen konnte, wie überspannt ich war. Manchmal hatte ich eine ziemlich verzerrte Wahrnehmung der Realität und driftete in Tagträumereien ab, die meinen Blick trübten. Ich war einfach nur die gute alte Sky; sie waren Götter: So war die Welt nun mal.

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    Kapitel 3
    I n den folgenden Tagen lernte ich die Schule besser kennen, füllte ganz allmählich die blinden Flecken auf meiner Übersichtskarte und fand Schritt für Schritt heraus, wie man hier alles so handhabte. Als ich erst mal den Unterrichtsstoff, der mir fehlte, nachgelernt hatte, stellte ich fest, dass ich mit allen Kursen gut klarkam, auch wenn ein paar Lehrmethoden ungewohnt waren. Es ging wesentlich förmlicher zu als in England - die Schüler durften die Lehrer nicht beim Vornamen nennen und alle saßen separat in langen Reihen hintereinander statt in Paaren -, aber alles in allem hatte ich mich gut eingefunden. Und so wiegte ich mich in vermeintlicher Sicherheit und war vollkommen unvorbereitet auf den Schock, den meine erste Sportstunde für mich bereithielt.
    Mrs Green, unsere heimtückische Sportlehrerin, bereitete uns Mittwochmorgen eine kleine Überraschung. Es sollte ein Gesetz geben, das Lehrern so etwas verbietet. Wir hätten wenigstens die Chance kriegen müssen, uns eine Krankschreibung besorgen zu können.
    »Ladys, wie ihr wisst, haben wir sechs unserer besten Cheerleader ans College verloren, darum bin ich auf der Suche nach neuen Talenten.«
    Ich war nicht die Einzige, die dastand wie vom Donner gerührt.
    »Na kommt, das ist jetzt keine angemessene Reaktion! Unser Team braucht eure Unterstützung. Wir können nicht zulassen, dass Aspen lauter singt und besser tanzt als wir, richtig?«
    Yes we can, sang ich leise den Obama-Refrain.
    Sie betätigte eine Fernbedienung und der Taylor-Swift-Song »You belong with me« dröhnte aus den Lautsprechern.
    »Sheena, du weißt, wie’s geht. Zeig den anderen Mädchen die Schritte des ersten Teils.«
    Eine hochaufgeschossene, honigblonde Gazelle schritt anmutig nach vorne und begann eine Choreografie vorzutanzen, die für mich höllisch kompliziert aussah.
    Seht ihr, ganz einfach«, erklärte Mrs Green. »Jetzt bitte alle aufstellen.« Ich schlich mich in die letzte Reihe. »Du da, die Neue. Ich kann dich nicht
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