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Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Titel: Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
Autoren: Joss Stirling
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dafür sind sie nämlich viel zu cool. Wahrscheinlich hängen sie zusammen mit ihren Groupies auf dem Parkplatz rum und vergleichen, keine Ahnung, ihre Vergaser oder so. Aber nur, wenn sie ausnahmsweise mal nicht suspendiert sind. Wen habe ich vergessen? Es gibt noch ein paar Außenseiter, die in keine Schublade passen.« Sie zeigte auf eine kleine Gruppe in der Nähe der Essensausgabe. »Und dann haben wir natürlich noch unsere Skifahrerfraktion, ganz typisch für die Rockys. Meiner Ansicht nach sind das die Coolsten.« Sie musste meinen besorgten Gesichtsausdruck gesehen haben, weil sie hastig hinzufügte: »Du kannst aber mehreren Gruppen angehören - Skifahren und Baseball spielen, man kann in der Theater-AG sein und trotzdem Spitzennoten haben. Niemand muss sich nur auf eins festlegen.«
    »Außer die Außenseiter.« Ich warf einen Blick zu den Schülern, auf die sie gezeigt hatte. Es war nicht wirklich eine Gruppe, eher eine Ansammlung schräger Vögel, die ansonsten niemanden hatten, zu dem sie sich setzen konnten. Ein Mädchen brabbelte leise vor sich hin -zumindest konnte ich nichts erkennen, was darauf hindeutete, dass sie gerade die Freisprechanlage ihres Handys benutzte. Ich spürte, wie mich plötzlich Panik überkam, dass ich irgendwann zu ihnen gehören könnte, falls Tina mich satthätte. Ich hatte seit jeher das Gefühl gehabt, irgendwie anders zu sein; es war nur ein schmaler Grat zwischen mir und den Sonderlingen.
    »Ja, lass dich nicht von ihnen stören. Die gibt’s an jeder Schule.« Sie zog den Foliendeckel von ihrem Joghurt. »Also, wie war deine alte Schule so? Hogwarts? Stinkreiche Kids in schwarzen Gewändern?«
    »Ähm, nein.« Ich verschluckte mich fast vor Lachen. Hätte Tina miterlebt, wie die zweitausend Schüler meiner Gesamtschule in ihrer 45-minütigen Mittagspause versuchten, in der proppevollen Mensa etwas Essbares zu ergattern, hätte sie weniger an Hogwarts als eher an einen Zoo denken müssen.
    »Da war es mehr so wie hier.«
    »Super. Dann wirst du dich ja bald ganz wie zu Hause fühlen.«
    Bevor Sally und Simon mich adoptierten, war ich immer wieder irgendwo neu dazugekommen. Damals war ich von Heim zu Heim gereicht worden wie ein Wanderpokal, den niemand haben wollte. Und jetzt war ich also mal wieder die Fremde. Ich hatte das Gefühl, dass mir das jeder auf den ersten Blick ansah, wenn ich mit dem Übersichtsplan in der Hand durch die Flure tapste, ohne den leisesten Schimmer, wie die Dinge an dieser Schule funktionierten. Aber wahrscheinlich bildete ich mir das bloß ein und die anderen Schüler bemerkten mich noch nicht mal. Klassenräume und Lehrer wurden zu Orientierungspunkten und Tina war der sprichwörtliche Felsen, an den ich mich festklammerte, wenn es mich hin und wieder in ihre Nähe verschlug. Allerdings versuchte ich das geschickt zu überspielen, denn sie sollte nicht aus Angst, dass ich ihr zu sehr auf die Pelle rücken könnte, vor einer Freundschaft mit mir zurückschrecken. Ich brachte viele Stunden zu, ohne mit jemandem zu sprechen, und musste mich dazu zwingen, meine Schüchternheit zu überwinden und mit meinen Mitschülern zu reden. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass ich zu spät gekommen war; die Schüler der Wrickenridge High hatten bereits viel Zeit gehabt, ihre Cliquen zu bilden und sich kennenzulernen. Ich jedoch stand außerhalb des Kreises und schaute von draußen hinein.
    Als sich der Schultag dem Ende zuneigte, fragte ich mich, ob mich denn bis in alle Ewigkeit dieses Gefühl verfolgen würde, dass mein Leben ein klein wenig unscharf war, wie die verwaschenen Bilder eines raubkopierten Filmes. Entmutigt und auch ein bisschen deprimiert trottete ich zum Hauptausgang, um mich auf den Heimweg zu machen. Als ich mir einen Weg durch die aus dem Gebäude strömenden Schülermassen bahnte, erhaschte ich einen Blick auf die Bad Boys, von denen Tina beim Mittagessen gesprochen hatte. Sie standen in einem Fleckchen Sonne auf dem Parkplatz zusammen und sahen tatsächlich so aus, als ob sie schon einiges auf dem Kerbholz hätten. Es waren fünf Jungen, die alle lässig an ihren Motorrädern lehnten: zwei Afroamerikaner, zwei Weiße und ein dunkelhaariger Latino. Man hätte den Typen jederzeit und überall auf den Kopf Zusagen können, dass sie Arger machen würden. Für die Bildungswelt und ihre Vertreter - wir, die braven Schüler, die pflichteifrig erst nach Unterrichtsende aus dem Gebäude marschierten - hatten sie nur ein höhnisches Grinsen
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