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Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Titel: Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
Autoren: Joss Stirling
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gemacht - na ja, soweit das möglich war. Jetzt wurde ich ins kalte Wasser geworfen. Ich hatte haufenweise amerikanische Highschool-Filme gesehen und war ziemlich verunsichert, was meine neue Schule anging. Bestimmt hatten gewöhnliche amerikanische Teenager doch auch ab und zu mal Pickel und trugen bescheuerte Klamotten, oder? Sollten sich die amerikanischen Filme bewahrheiten, würde ich niemals dort hinpassen.
    »Okay.« Simon wischte mit den Händen über seine Oberschenkel, die in einer verblichenen Jeans steckten, eine Angewohnheit, aufgrund derer jedes Kleidungsstück, das er besaß, mit Ölfarbe beschmiert war. Sally sah dagegen ziemlich schick aus mit einer neuen Hose und einem Blazer, Klamotten, die sie sich extra für die Reise gekauft hatte. Ich lag mit meinem leicht verknautschten Levis-Look irgendwo in der Mitte zwischen den beiden. »Lasst uns mal reingehen. Mr Rodenheim sagte, drinnen waren schon die Handwerker zugange. Er hat versprochen, dass sie sich so bald wie möglich die Fassade vorknöpfen.«
    Darum sah’s hier also aus wie auf einer Müllkippe.
    Simon öffnete die Haustür. Sie quietschte, fiel aber nicht aus den Angeln, was ich als kleinen Triumph für uns verbuchte. Die Handwerker waren ganz offensichtlich eben erst gegangen - und hatten uns ihre Malerplanen und Leitern, Farbeimer und halb fertigen Wände als Begrüßungsdekoration dagelassen. Ich sah mir die Räume im ersten Stock an und entdeckte ein türkisfarben gestrichenes Zimmer mit einem Doppelbett und Ausblick auf die Berggipfel. Das musste unbedingt mir gehören. Vielleicht war’s hier doch nicht so übel.
    Mit dem Fingernagel kratzte ich Farbreste von dem alten Spiegel über der Kommode. Das blasse, ernste Mädchen, das mir aus dem Spiegel entgegenblickte, tat dasselbe und starrte mich aus dunkelblauen Augen an. Sie sah in dem schummrigen Licht gespenstisch aus; das blonde Haar fiel ihr in ungebändigten Locken ums ovale Gesicht. Sie wirkte zerbrechlich. Einsam. Eine Gefangene im Raum hinter dem Spiegel; eine Alice, die es niemals wieder in die echte Welt zurückschaffen würde.
    Ich erschauerte. Der Traum verfolgte mich noch immer, zog mich zurück in die Vergangenheit. Ich musste dringend aufhören damit. Alle - Lehrer, Freunde - hatten mir gesagt, dass ich dazu neigte, in melancholische Tagträumereien abzudriften. Aber sie verstanden nicht, dass ich mich, wie soll ich sagen, dem Leben irgendwie nicht gewachsen fühlte. Ich war mir selbst ein Rätsel - ein Bündel von bruchstückhaften Erinnerungen und unerforschten dunklen Abgründen. In meinem Kopf verbargen sich jede Menge Geheimnisse, aber die Karte, die mich zu ihnen führen konnte, war mir abhandengekommen.
    Ich nahm meine Hände vom kalten Spiegelglas, drehte mich um und ging die Treppe nach unten. Meine Eltern standen in der Küche, eng aneinandergeschmiegt wie immer. Sie führten die Art von Beziehung, die so innig war, dass ich mich oft fragte, wie sie darin noch Platz für mich gefunden hatten.
    Sally umschlang Simons Taille und legte ihren Kopf an seine Schulter. »Nicht übel. Erinnerst du dich noch an unsere erste Bude am Earls Court, Liebling?«
    »Ja. Die Wände waren grau und alles rappelte, sobald die U-Bahn unter dem Haus entlangfuhr.« Er küsste ihr Haar. »Das hier ist ein Palast.«
    Sally streckte die Hand nach mir aus, um mich in diesen Augenblick mit einzubeziehen. Ich hatte mich in den letzten paar Jahren darauf getrimmt, ihren liebevollen Gesten nicht zu misstrauen, und so nahm ich ihre Hand. Sally drückte leicht meine Knöchel und erkannte damit stillschweigend an, wie viel Überwindung es mich kostete, nicht vor ihnen zurückzuscheuen. »Ich bin so aufgeregt. Das ist fast so gut wie Heiligabend.«
    Sie hatte schon immer eine Schwäche für Bescherungen gehabt.
    Ich lächelte. »Darauf wäre ich echt nie gekommen.«
    »Jemand zu Hause?« Es klopfte kurz an die Verandatür und schon kam eine ältere Dame hereinmarschiert. Sie hatte schwarzes, mit Weiß durchwirktes Haar, dunkle Haut und an ihren Ohrläppchen baumelten riesengroße dreieckige Ohrringe, die fast bis zum Kragen ihrer mit goldenem Stoff gefütterten Jacke hinunterreichten. Schwer beladen mit einer Auflaufform, warf sie mit einem gekonnten Fußtritt die Tür hinter sich zu.
    »Da sind Sie ja. Ich habe Sie ankommen sehen. Willkommen in Wrickenridge!«
    Sally und Simon tauschten leicht belustigte Blicke aus, als die Frau wie selbstverständlich die Auflaufform auf den Tisch in der Diele
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