Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky

Titel: Die Macht der Seelen 1 - Finding Sky
Autoren: Joss Stirling
Vom Netzwerk:
nach der Pistole im Hosenbund, die Finger schlossen sich um den Griff und zogen die Waffe heraus. Dann schrie jemand - Maria Kelly stürzte zum Sicherheitswachmann und zeigte mit dem Finger auf mich.
    »Sie hat eine Waffe!«, kreischte sie.
    Ich blickte auf meine Hand hinunter. Tatsächlich. Ich sollte jetzt losrennen und mit dem Ding wahllos herumballern.
    Mach schon.
    Die Alten Meister. Gefälschte Erinnerungen. Kratze die Schicht herunter.
    Der Wachmann löste Alarm aus. Ich stand unschlüssig in der Mitte des Kasinos, während die Zocker ringsum in Deckung gingen. Ein Spielautomat spuckte einen Schwall Plastikmarken aus, aber keiner saß auf dem Hocker davor.
    »Mensch, Kleine, du willst doch nicht etwa mit dem Ding schießen!«, rief George zu mir herüber, der Schutz suchend hinter dem Flipper kauerte.
    Mein Hirn schrie mich an, endlich loszulegen. Ich konnte nicht anders - ich richtete die Mündung zur Decke und drückte den Abzug. Der Rückstoß war so heftig, dass er mein Handgelenk stauchte. Ein Kronleuchter zersprang. Wie hatte ich das tun können? Ich war in einem Albtraum gefangen und hatte weder meinen Körper noch mein Gehirn unter Kontrolle.
    Das reicht - jetzt ziele auf die Leute.
    Nein, das war falsch. Ich hasste Waffen. Ich starrte hinunter auf das große schwarze Ding in meiner Hand, als wäre es ein bösartiges Krebsgeschwür. Ich wollte sie fallen lassen, aber mein Verstand beschwor mich, das Feuer zu eröffnen.
    Dann stürmte das FBI das Kasino und die Wachleute mussten das Feld räumen. Ich gab bestimmt ein merkwürdiges Bild ab, wie ich da so allein in der Mitte des Raums stand, umgeben von zerstreuten Spielkarten und Jetons, mit dem Ticken eines Rouletterades im Hintergrund, ohne Anstalten zu machen, mich zu verteidigen.
    »Lass die Waffe fallen, Sky!«, rief Victor. »Du willst das nicht tun. Du bist nicht du selbst.«
    Ich versuchte, die Pistole loszulassen, aber meine Finger wollten sich nicht öffnen, mein Gehirn setzte sich über den Befehl hinweg.
    Richte die Waffe gegen dich selbst. Drohe, dich zu erschießen, wenn sie näher kommen. Daniel Kellys Worte zwangen die Mündung unter mein Kinn.
    »Nicht näher kommen!«, sagte ich mit zittriger Stimme.
    Links von mir ertönte ein Schrei. Wachleute hielten gewaltsam meine Eltern zurück, die versuchten, zu mir zu kommen.
    »Sky, was tust du da?«, rief Sally, alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.
    »Komm schon, Schatz, lass die Waffe fallen. Du brauchst Hilfe. Keiner wird dir wehtun - wir holen dir Hilfe«, bettelte Simon verzweifelt.
    Aber ihre Worte drangen nicht zu mir durch. Viel deutlicher war das Flüstern, dass ich der Sache ein Ende setzen und die Benedicts dafür bestrafen solle, wie sie mich benutzt hatten.
    »Zurück! Keiner kommt auch nur einen Schritt näher!« Mein Finger spannte den Abzug. Es schien keine andere Lösung zu geben.
    Dann trat Zed hinter Victor hervor und schüttelte seinen Bruder ab, als dieser versuchte, ihn zurückzuhalten.
    »Sie wird nicht auf mich schießen«, erklärte er ruhig, doch seine Aura loderte rot vor Zorn.
    War er wütend auf mich? Ich hatte doch gar nichts gemacht, oder doch?
    Nein, er war nicht wütend auf mich. Auf jemand anders. Die Kellys.
    Zed kam auf mich zu. »Jetzt stelle ich mich schon zum zweiten Mal für dich in die Schusslinie. Allmählich sollten wir uns mal einen anderen Kick überlegen.«
    Machte er sich über mich lustig? Ich drohte damit, mich umzubringen, und er riss Witze? So war es nicht geplant gewesen. Die Leute sollten in Panik auseinanderspritzen und ich sollte im Kugelhagel sterben.
    »Du solltest nicht hier sein, Zed.« Inmitten dieses Wahnsinns lechzte ich nach irgendetwas, das einen Sinn ergab, und sog seinen Anblick in mich auf: breite Schultern, markante Gesichtszüge, dunkle, blaugrüne Augen.
    »Sky, du musst einfach verstehen, dass ich jetzt, wo ich dich gefunden habe, nicht mehr fortgehen werde. Und ganz tief in deinem Inneren willst auch du, dass ich bleibe. Seelenspiegel verletzen einander nicht. Denn das wäre so, als würden wir uns selbst verletzen.«
    »Seelenspiegel?« Was tat ich hier eigentlich? Der innere Zwang, den Abzug zu drücken, schmolz dahin wie Eis in der Sonne. Der ganze Auftritt hier fühlte sich falsch an, denn er entsprang nicht meinem Drehbuch. Mein Schicksal, Zed, stand vor mir und seine Liebe zu mir war so stark, dass er sogar riskierte, von mir erschossen zu werden. Seelenspiegel. Die Kellys hatten nicht gewusst, dass ich über
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher