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Die Macht der Dunkelheit

Die Macht der Dunkelheit

Titel: Die Macht der Dunkelheit
Autoren: Jack Williamson
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Der Strick schnellte in die Höhe – und Begeisterungsschreie erklangen aus den Zuschauerreihen.
    Der Herausforderer stand aufrecht und wirbelte den Strick. Das Ei kreischte im Sand. Der Tly war vorbeigeflogen. Mit einem schrillen Schrei schoß er in die Höhe und kreiste, um erneut hinabzutauchen.
    »Der Bursche hat eiserne Nerven!« Champ blickte sich kurz nach seiner atemlosen Herde um. »Er weiß, daß sie instinktiv alles sich Bewegende angreifen. Er hat den Stachel von sich auf den Strick gelenkt.«
    Als der Tly aus einer anderen Richtung zurückkam, tänzelte der Herausforderer ein wenig vor dem Ei herum, dann stand er still. Wieder kam der Tly auf ihn zugeschossen. Wieder schnellte der Strick in die Höhe. Wieder traf der Stachel nur leere Luft, und das Tier brauste weiter. Die Schwarzen in ihren grellfarbigen Kilts hüpften auf ihren Plätzen. Begeistert jubelten sie dem Herausforderer zu, und ihre Spitzhüte in allen Farben segelten auf den kreisenden Tly zu und kehrten wie Bumerangs zu ihren Besitzern zurück.
    »Nein«, stöhnte Champ plötzlich. »Nein ...«
    Entsetzt angehaltener Atem folgte dem Begeisterungsschrei. Der zurückkehrende Tly war diesmal tiefer getaucht und schoß nun nicht wie bisher mit dem Stachel, sondern mit dem gepanzerten Rachen auf den jungen Mann zu.
    Alles weitere ging so schnell und war noch dazu halb von den wütend schlagenden Flügeln verdeckt, daß die Zuschauer nur ahnen konnten, was vor sich ging. Die Andersweltler sahen flüchtig den Herausforderer auf dem schuppenglatten Rücken des Tiers, und den Strick, der auf den Stachel zuschnellte. Dann rollten Mann und Tly in den Sand.
    Atemlose Stille herrschte auf den Tribünen, bis eine der Trommeln einmal kurz aufdröhnte. Der Herausforderer stolperte aus dem sichtraubenden Staub. Den zischenden Tly hatte er gebunden über den Rücken geworfen, der Stachel hing gebrochen herab. Die Trommeln wirbelten jetzt laut, und unzählige der bunten Bumeranghüte segelten wie fremdartige Vögel über dem Kopf des Siegers.
    »Ich glaube, wir haben einen neuen Champion«, freute sich der Führer. »Der Junge hat sich einen Namen verdient ...«
    Da erstarben die Trommelschläge. Die Menge schien zu erstarren. Der Herausforderer war erneut gestolpert und taumelte rückwärts in den verbotenen schwarzen Kreis, in dem das Ei lag. Er glitt aus und der Tly zuckte auf dem Sand. Die letzten bunten Hüte kehrten zu ihren Besitzern zurück. Das Ei kreischte schrill.
    »Der Junge ist gestochen worden!« keuchte der Führer. »Man hat den Giftbeutel des Tlys nicht gut genug gemolken.«
     
    Er stand schwankend vor Schmerz, den die vergiftete Kratzwunde an seinem Oberarm verursachte. Dieser Schmerz schien ihn in unerträgliches Feuer zu tauchen, Übelkeit würgte ihn, und ein stumpfer roter Schleier schob sich vor seine Augen.
    Trotzdem wußte er, was um ihn vorging. Er hörte das Ei vergnügt zirpen, bemerkte, wie der Tly sich aus dem sich lösenden Strick befreite und mit dem Ei, sicher in die Greifzunge gehüllt, davonflog.
    Er sah das Mädchen, dessen Namenssymbol Saphir war. Sie war bereits auf dem Weg zu ihm gewesen, als er zu stolpern begann. Ihr langes rotes Haar war hinter ihr hergeflattert, ihre grünen Augen hatten ihn angestrahlt und ihre Arme sich ihm entgegengestreckt. Jetzt war sie stehengeblieben. Ihr Gesichtsausdruck wechselte von der bisherigen Bewunderung zu Schock, Mitleid und schließlich Verachtung. Dann zuckte sie die Schultern und eilte zu ihrem Platz zurück.
    Sein Waffenträger und der Arzt rannten an ihr vorbei. Der Arzt betrachtete seine Wunde, blickte ihm ins Gesicht und griff nach dem Gnadendolch.
    Nein! Ich brauche ihn nicht – noch nicht ...
    Er dachte die Worte, aber kein Laut drang aus seiner wie zugeschnürten Kehle. Verzweifelt bemühte er sich, den Kopf zu schütteln. Die Anstrengung ließ die ganze Arena unter seinen Füßen schwanken, aber er war nicht sicher, ob sein Kopf sich überhaupt bewegt hatte. »Warte ... Oberflächlich ... Überlebenschance ... Amputation ...« Endlich drangen Wortfragmente über seine Lippen.
    Sie stützten ihn und wollten ihm aus der Arena helfen, aber er wehrte sich. Er konnte immer noch nicht verständlich reden, doch gelang es ihm, sie zu den Sitzen zu ziehen. Er mußte ganz einfach sehen, was als nächstes geschah. Falls der Champion vielleicht den Dolch nehmen mußte, würde doch er zum Sieger ernannt.
    »Komm, Junge«, drängte der Arzt. »Wenn du deinen Arm behalten willst
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