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Die Macht der Disziplin

Die Macht der Disziplin

Titel: Die Macht der Disziplin
Autoren: Roy Baumeister
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unsere Erfolge belohnen. Und wenn wir ein großes Ziel erreichen und beispielsweise mit dem Rauchen aufhören, verdienen wir eine große Belohnung – nehmen Sie das Geld, das Sie sonst für Zigaretten ausgegeben hätten, gönnen Sie sich einen außergewöhnlichen Luxus und laden Sie sich selbst in ein Fünf-Sterne-Restaurant ein. Aber genauso wichtig sind die vielen kleinen Belohnungen für kleinere Leistungen. Es braucht oft gar nicht viel, um uns zu motivieren. Wie bringen Sie jemanden dazu, sich gründlich die Zähne zu putzen? Drücken Sie ihm eine elektrische Zahnbürste in die Hand, auf der nach zwei Minuten ein Smiley erscheint. Auch wenn das nichts für Sie ist, finden Sie sicher etwas anderes, um sich zu motivieren. Esther Dyson erzählt beispielsweise gern, dass sie nie Lust hatte, Ihre Zähne mit Zahnseide zu reinigen, bis sie die richtige Belohnung fand. Vielleicht erinnern Sie sich, dass Dyson eine ausgesprochen disziplinierte Frau ist, die jeden Tag eine Stunde lang schwimmt. Eines Abends hatte sie eine Eingebung: »Wenn ich heute Abend meine Zähne mit Zahnseide reinige, muss ich morgen fünf Minuten weniger schwimmen. Das war vor vier Jahren, und ich habe seither fast jeden Abend Zahnseide verwendet. Es ist einfach und wirkungsvoll. Jeder kann eine Kleinigkeit finden. Aber die Belohnung muss einen gewissen Wert haben.«
    Die Zukunft der Disziplin
    Bis vor kurzem nutzten viele Menschen eine traditionelle Methode der Disziplinierung: Sie überließen die Aufgabe Gott. Oder zumindest ihrenGlaubensbrüdern. Göttliche Gebote und Gruppenzwang machten die Religion zum erfolgreichsten Instrument der Selbstdisziplin in der Geschichte. Obwohl der Einfluss der Religion heute weiter schwindet, lernen wir, dass wir unsere Selbstbeherrschung anderen überlassen können: Freunden, Smartphones, Internetanbietern, die unser Verhalten beobachten und Wetten annehmen, Nachbarn, die sich in Hinterzimmern von Kirchen treffen, soziale Netzwerke im Internet. Neue Instrumente messen fast jede unserer Tätigkeiten und teilen die Ergebnisse mit neuen Gemeinden. Außerdem erkennen immer mehr Menschen, dass Mangel an Disziplin die Wurzel persönlicher und gesellschaftlicher Probleme bildet. Wenn Gesellschaften an Wohlstand gewinnen, stürzen sich die Menschen zuerst auf die vormals verbotenen (oder unerschwinglichen) Früchte, aber irgendwann suchen sie befriedigendere Lebensweisen.
    Ziel der Disziplin ist nicht nur unsere Produktivität. Wir müssen heute nicht mehr so hart arbeiten wie die Menschen in früheren Jahrhunderten. Noch im 19. Jahrhundert hatten Arbeiter kaum eine Stunde Freizeit 209 am Tag und dachten nicht einmal an ihren Ruhestand. Heute verbringen wir über unser gesamtes Arbeitsleben hinweg durchschnittlich nur ein Fünftel des Tages mit Arbeit. Die verbleibende Zeit ist ein Geschenk – ein beispielloser Segen in der Geschichte der Menschheit –, aber es erfordert ein beispielloses Maß an Disziplin, wenn wir diese Zeit auch wirklich genießen wollen. Viele von uns schieben selbst das Glück auf 210 und tappen dabei in dieselbe Planungsfalle wie in der Arbeit. Wir meinen, dass wir auf wundersame Weise morgen mehr Freizeit haben werden als heute. Daher gehen wir heute eine Verpflichtung ein, die uns erst in drei Monaten trifft und die wir nie eingehen würden, wenn sie schon kommende Woche wäre – nur um dann zu spät festzustellen, dass wir keine Zeit dafür haben.
    Aber wir schieben auch das Angenehme auf, wir gehen nicht in den Zoo und unternehmen am Wochenende keinen Ausflug. Dieses Verhalten ist so weit verbreitet, dass Fluggesellschaften und Geschäfte jedes Jahr Milliarden von Euro sparen, weil wir unsere Flugmeilen verfallenlassen und Geschenkgutscheine nicht einlösen. Wie die krankhaften Knauser aus dem Märchen, die auf dem Totenbett ihren Geiz bereuen, weinen wir eines Tages den Reisen nach, die wir versäumt, und dem Spaß, den wir uns verkniffen haben. Ob in der Arbeit oder in der Freizeit: Sie finden mehr Glück und haben weniger Stress, wenn Sie nicht warten, sondern die Initiative ergreifen. Ihr Traum vom Paradies ist vielleicht drei Wochen Nichtstun auf einer Karibikinsel, aber die werden Sie nicht genießen, wenn Sie nicht vorher planen und Ihren Blackberry zu Hause lassen.
    Selbstdisziplin ist mehr als Selbstbestätigung. Sie ist der Schlüssel, um Ihre kurze Zeit hier auf Erden zu genießen und Ihr Glück mit geliebten Menschen zu teilen. Von all den Vorteilen, die Disziplin nach
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