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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition)
Autoren: Shannon McKenna
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und seine Frau, Liv, hatten vor ein paar Jahren selbst ein Erlebnis mit Dr. O.«
    »Wirklich?«
    »Ich werde dich mit den Details verschonen, denn wie du dir denken kannst, sind sie grauenvoll. Aber die beiden haben überlebt. Kurz darauf ist Sean ausgeflippt und abgehauen.«
    »Vor wem?«
    »Vor Liv. Er hatte Angst, dass er sie verletzen könnte. Weil Osterman über die Krone Zwang auf ihn ausgeübt und seinen freien Willen unterjocht hatte. Die Stress-Flashbacks haben ihn zu Tode erschreckt.« Kev strich mit den Knöcheln zärtlich über Edies Wange. »Darum frage ich mich, ob es dir vielleicht ähnlich ergangen ist.«
    Die Feinfühligkeit der Frage rührte sie. Er war so lieb, so behutsam. Unabhängig davon, wie aufgebracht und im Stich gelassen er sich fühlte.
    Edie legte die Stirn an seine. »Ja und nein«, flüsterte sie. »Anfangs stand ich einfach völlig neben mir. Alles tat mir weh. Ich wollte noch nicht mal mehr zurückkommen, und als ich es tat …« Sie verstummte.
    »Was?«, drängte er sie sanft. »Bitte. Erzähl es mir.«
    »Ava«, stieß sie hervor. »Ich fühlte mich schuldig. Sie tat mir leid.«
    Kev erwiderte nichts, sondern streichelte weiter ihr Gesicht, während er wartete.
    »Ich widersetzte mich der Dominanz der Krone, indem ich mein inneres Auge öffnete. So, als würde ich zeichnen. Dadurch erschuf ich einen blinden Fleck. Ava konnte keinen Zugriff auf meinen Willen nehmen, aber dafür musste ich … mit ihr verschmelzen.«
    Begreifen flackerte über seine Züge. »Herrje. Das muss schlimm gewesen sein.«
    »Sehr schlimm sogar.« Ihre Stimme bebte. »Ich habe mich selbst vergiftet. Ich wurde zu ihr, verstehst du? Mitsamt ihrem Schmerz, ihrer Entartung. Für eine kurze Weile
war
ich sie. Lange genug. Ich scheine nicht … oh, verdammt. Ich kann es noch nicht mal erklären.«
    Kev drückte sie fester an sich. »Ich habe sie auch gefühlt, als sie mir die Krone aufsetzte.«
    »Ich konnte sie nicht hassen«, flüsterte Edie. »Nicht, nachdem ich wusste, was sie empfand. Was sie durchlitten hatte. Es ging mir einfach zu nahe. Es hat mich innerlich zerbrochen. Ich weiß nicht, ob ich mich davon erholen werde. Darum hielt ich mich fern. Von jedem.«
    Er streichelte ihr Haar. »Ich bin nicht jeder, Edie. Ich bin ich, Kev. Erinnerst du dich? Ich kann damit umgehen. Ich fürchte mich nicht davor. Nicht, wenn ich dich habe.«
    Sie warf den Kopf zurück und blinzelte trotzig ihre Tränen weg. »Glaubst du? Ich bin ein Wrack, Kev. Ich weine die ganze Zeit. Ich schrecke schreiend aus dem Schlaf, so ich denn welchen finde. Ich habe jeden Tag Stress-Flashbacks. Und dann diese medialen Wahrnehmungen. Erinnerst du dich, dass sich dieses Auge nur öffnete, wenn ich zeichnete? Jetzt geht es nicht mehr zu.«
    Kev blinzelte beeindruckt. »Wow. Das muss interessant sein.«
    »Das ist die Untertreibung des Jahrhunderts.«
    Er wartete mehrere Sekunden. »Und? Ist das alles?«
    Sie lachte überrascht. »Reicht das nicht?«
    »Nein«, sagte er. »Es reicht nicht als Erklärung, warum du vor mir davongelaufen bist.«
    Edie vergrub das Gesicht in seiner Jacke. Sie fühlte sich noch immer von dieser Schlinge stranguliert, die verhinderte, dass sie die Arme nach ihm ausstrecken konnte. Von ihrer Angst, ihrer Beschämung, ihrer hoffnungslosen Erschöpfung. Alle ihre Grenzen waren eingerissen und niedergetrampelt worden.
    »Es ist, als hätte ich keine Haut«, erklärte sie stockend. »Ich werde die ganze Zeit mit Informationen torpediert. Ich muss allein bleiben und lernen, wie ich sie aussperre, aber wer weiß, ob mir das je gelingen wird? Vielleicht rührt es von der Sklavenkrone her, vielleicht von der Kopfverletzung. Ich habe mich versteckt, in der Hoffnung, dass es irgendwann besser wird. Doch das ist bisher nicht geschehen.«
    »Und? Kann ich dir nicht dabei helfen? Kann ich nicht bei dir sein, während du es lernst?«
    Edie zuckte die Achseln. »Du hast die Nachteile, die es mit sich bringt, eine medial veranlagte Freundin zu haben, erlebt. Du wolltest Abstand, oder? Den bekommst du nicht, wenn du in meiner Nähe bleibst.«
    Seine Augen blitzten vor Empörung. »Das kannst du mir nicht ankreiden!«
    »Ich kreide dir nichts an«, konterte sie. »Ich zitiere nur.«
    »Ja, und zwar völlig aus dem Zusammenhang gerissen! Ich habe versucht, dich von mir wegzutreiben! Um dich zu schützen! Dieser Abstand sollte dir das Leben retten!«
    Edie zog seinen widerstrebenden Körper wieder enger an ihren. »Danke, dass du es so
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