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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition)
Autoren: Shannon McKenna
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ein Megafon. »Sonst eröffnen wir das Feuer!«
    Das durfte nicht wahr sein. Aber egal. Seine Pistole war sowieso nutzlos. Kev hob sie hoch und ließ sie fallen. Dann streckte er die Hände in die Luft –
    Zisch, bäng
. Eine Kugel fräste ein Stück aus dem Fensterrahmen. Mit rudernden Armen stolperte er zurück und stieß Ronnie zu Boden. »Bleib unten.«
    Ava schüttelte sich vor Lachen. »Wir sind tatsächlich von Cops umstellt, aber sie sind auf meiner Seite! Ist das witzig!«, keuchte sie. »Ach, Kev, du böser, unartiger Junge. Uns arme, hilflose Mädchen hier draußen auf dem Dach festzuhalten!«
    »Lass mich Edie holen«, wiederholte er verzweifelt.
Zisch, bäng
. Eine Kugel bohrte sich in die Dachschindeln. Fluchend sprang er zurück.
    »Du und deine Freundin seid wirklich aus einem Guss.« Ava kämpfte sich auf die Füße und zog Edie mit sich hoch. »Wenn ich eins nicht vertragen kann, dann ist es, bemitleidet zu werden. Darum ist dies meine Antwort.«
    Zisch, bäng
. Als die nächste Kugel einschlug, stoben Holzsplitter und Farbpartikel durch die Luft. Kev fuhr zurück. »Was?«
    »Fick dich«, sagte Ava. »Fickt euch alle.«
    Die Hand, mit der sie Edie an sich drückte, winkte ihm grazil zum Abschied zu. Sie ließ sich nach hinten fallen und nahm Edie mit. Über die Dachkante. Außer Sicht. Sie machte kein Geräusch, aber Kevs gepeinigter Schrei begleitete ihren Sturz.

40
    Sechs Wochen später …
    Kev stieg aus dem Wagen und überprüfte die Adresse auf dem Zettel, obwohl er sie auswendig kannte, seit Ronnie sie ihm diktiert hatte. 42 Lake Circle Road. Das Papier war zerknittert und abgegriffen, nachdem er es wie ein Unterpfand der Liebe in seiner Tasche herumgetragen hatte. Dabei war es noch nicht mal eine Nachricht von Edie selbst. Doch er klammerte sich an dieser einzigen, fragilen Verbindung zu ihr fest.
    Kev hatte sie seit Wochen nicht gesehen, genauer gesagt seit jener Nacht, als er vorläufig verhaftet und eingesperrt worden war. Er hatte fast vierundzwanzig Stunden lang Marterqualen ausgestanden, bis sich endlich jemand erbarmt und ihm gesagt hatte, dass Edie Parrish noch lebte.
    Ava Cheung war tot. Sie hatte sich das Rückgrat und das Genick in dem Geäst der Eiche vor dem Wintergarten gebrochen – und dadurch Edies Sturz abgefangen. Edie hatte eine Oberschenkelfraktur, mehrere angeknackste Rippen, eine Gehirnerschütterung und eine Organverletzung davongetragen. Sie hatte einige Tage auf der Intensivstation im Koma gelegen. Ihre Familie hatte sie aus der Klink geholt, noch bevor Kev wieder auf freiem Fuß war und sie besuchen konnte. Damit sie ohne das Blitzlichtgewitter der Presse genesen konnte. Er hatte vollstes Verständnis für diese Entscheidung, befürwortete sie sogar. Nur dass sie Edie auch vor ihm versteckt hatten. Und das ging ihm mächtig auf die Nüsse.
    Ermüdende Tage lang hatten sie immer wieder die Details durchgekaut, bevor die Polizei endlich überzeugt war, dass Kev sich nichts hatte zuschulden kommen lassen. Dank Ronnies Zeugenaussage sowie der von Evelyn Morris, ihrer Tochter Tanya, Dr. Katz und Yuliyah, des lettischen Mädchens, war er schließlich freigekommen. Richard Fabian, der Einzige aus Tom Bixbys Team, der die Schlacht im Wald hinter Sandy überlebt hatte, hatte die Polizei zu dem Versteck geführt, wo Yuliyahs Leidensgenossinnen gefangen gehalten wurden, und jetzt waren alle sechs Mädchen frei und in Sicherheit.
    Sie hatten ihn gerade noch rechtzeitig für Tonys Beerdigung entlassen. Aber niemand wollte ihm sagen, wo Edie war, oder auch nur, wie es ihr ging.
    Er hatte vergeblich gebettelt, gedroht und an das Gewissen appelliert. Inzwischen nahmen die Angestellten der Parrishs noch nicht mal mehr seine Anrufe entgegen. Allerdings hatten sie einen großen Blumenstrauß für Tony ins Bestattungsinstitut geschickt. Wie verflucht freundlich von ihnen.
    Die Wochen zogen im Schneckentempo dahin. Kev hatte versucht, sich in winzigen, peinigenden Häppchen mit der Möglichkeit auseinanderzusetzen, dass Edie die Nase voll haben könnte von dem verrückten Scheiß, der ihm in seinem Leben widerfuhr. Von grotesken, tödlichen, widerwärtigen Erfahrungen wie dem X-Cog, wie Des, wie Ava. Sie hatte ihren Teil mitgemacht, und vielleicht reichte es ihr einfach.
    Kev könnte es ihr kaum zum Vorwurf machen. Trotzdem sollte sie die Courage haben, es ihm direkt ins Gesicht zu sagen. Sie konnte ihn aufgeben, ihn einfach in den Wind schießen, und fertig. Anstatt ihn Zentimeter
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