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Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals

Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals

Titel: Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals
Autoren: Nora Roberts
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Sommerball. Unwillkürlich hielt er den Atem an. Sie trug Blau, ein blasses, dezentes Blau, das ihre weiße Haut wie frische Milch aussehen ließ. Das Haar war hochgesteckt, und das Gesicht glich tatsächlich genau der Kamee seiner Großmutter. Er spürte, wie Verlangen ihn durchzuckte, dann etwas, das tiefer ging und stärker war, als er erwartet hätte. Trotzdem wartete er geduldig, bis sie den Kopf drehte und ihre Blicke sich trafen. Anders als die meisten Frauen errötete sie nicht. Sie lächelte auch nicht kokett, sondern erwiderte seinen Blick ruhig und gelassen. Daniel spürte, wie die Herausforderung sein Herz schneller schlagen ließ, als er ohne Hast auf sie zuging.
    Mit einer Bewegung, die zu elegant war, um unhöflich zu erscheinen, trat er auf sie zu und stellte sich vor sie, ohne ihre Begleiter zu beachten. »Miss Whitfield, für den Walzer.«
    Als er ihr die Rose reichte, zögerte Anna. Aber es wäre unhöflich gewesen, sie nicht zu nehmen. Der Duft stieg ihr in die Nase. »Mr. MacGregor, dies ist meine Freundin Myra. Myra Lornbridge, Daniel MacGregor.«
    »Wie geht es Ihnen?« Myra gab ihm die Hand und sah ihm in die Augen. Zwar war sie sich nicht sicher, ob sie diesen Mann mögen würde, auf jeden Fall aber würde sie ihn respektieren. »Ich habe bereits viel von Ihnen gehört.«
    »Ich habe geschäftlich mit Ihrem Bruder zu tun.« Sie war kleiner als Anna, mit mehr Kurven. Eine patente Frau, mit Sicherheit interessant.
    »Nein, Jasper ist zu diskret, um etwas zu erzählen. Er hasst Klatsch und Tratsch.«
    Daniel lächelte. »Genau deshalb mache ich gern Geschäfte mit ihm. Sie mögen Ballett, Miss Whitfield?«, wandte er sich wieder an Anna.
    »Ja, sehr.« Sie roch an der Rose, ärgerte sich jedoch augenblicklich darüber und ließ die Hände sinken.
    »Ich fürchte, ich habe bisher nicht allzu viele Vorstellungen besucht und weiß die Schönheit des Balletts nicht recht zu würdigen.« Er fügte dem Zauber der Rose noch ein kleinlautes Lächeln hinzu. »Aber man hat mir gesagt, dass es hilft, wenn man die Geschichte kennt oder es mit einem echten Ballett-Liebhaber besucht.«
    »Das ist wahr.«
    »Ob ich Sie wohl um einen großen Gefallen bitten dürfte?«
    Alarmiert kniff sie die Augen zusammen. Sie ahnte, was er beabsichtigte. »Nur zu.«
    »Ich habe eine Loge. Wenn Sie mir Gesellschaft leisten, können Sie mir vielleicht zeigen, wie man das Ballett wirklich genießt.«
    Anna lächelte nur. So leicht war sie nicht zu beeindrucken. »Unter anderen Umständen gern. Aber ich bin mit Freunden hier, also …«
    »Nicht doch«, mischte Myra sich ein. Welcher Teufel auch immer sie ritt, er trieb sie weiter voran. »Es wäre doch eine Schande, wenn Mr. MacGregor sich ›Giselle‹ ansehen müsste, ohne es zu genießen, findest du nicht auch?« Sie lächelte Anna durchtrieben zu. »Geht nur, ihr zwei.«
    »Ich danke Ihnen.« Daniel warf Myra einen belustigten Blick zu. »Sehr sogar. Miss Whitfield?«
    Er bot ihr den Arm. Einen Moment lang dachte Anna daran, die Rose zu Boden zu werfen, mit dem Fuß zu zertreten und dann davonzumarschieren. Doch dann lächelte sie nur milde und hakte sich bei ihm ein. Es gab wesentlich bessere Wege, ein Match wie dieses zu gewinnen, als unbeherrschte Wutanfälle. Daniel führte Anna fort und zwinkerte Myra zu. Gleichzeitig erkannte Myra auch, dass Anna die Stirn in tiefe Falten gelegt hatte.
    »Wieso haben Sie eine Loge, wenn Sie Ballett nicht mögen?«
    »Aus geschäftlichen Gründen«, gestand Daniel, während sie die Treppe hinaufgingen. »Aber heute Abend wird sich die Investition endlich bezahlt machen.«
    »Bestimmt, darauf können Sie wetten.« Anna rauschte durch die Tür und nahm ihren Platz ein. Die Rose legte sie sich vorsichtig auf den Schoß und ließ sich von Daniel das Schultertuch aus elfenbeinfarbener Spitze abnehmen. Dabei berührten seine Finger ihre bloßen Schultern, und sie beide spürten es. Anna faltete anmutig die Hände und beschloss, es ihm heimzuzahlen, indem sie ihn beim Wort nahm. Er hatte es so gewollt.
    »Nun, um Ihnen den Hintergrund zu erklären …« Im Tonfall einer Kindergärtnerin, die den Kleinen das Märchen von Rotkäppchen erzählte, erklärte Anna ihm ausführlich, worum es in »Giselle« ging. Ohne ihm Gelegenheit zu lassen, sie zu unterbrechen, gab sie danach alles zum Besten, was sie über das Ballett wusste. Was genug war, um auch den stärksten Mann einschlafen zu lassen, wie sie glaubte. »Ah, der Vorhang geht auf. Jetzt
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