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Die Luna-Chroniken: Das mechanische Mädchen (German Edition)

Die Luna-Chroniken: Das mechanische Mädchen (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken: Das mechanische Mädchen (German Edition)
Autoren: Marissa Meyer
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hören, so dass sie sich zu fragen begann, ob Adri nicht vielleicht ein Geist war, der durch die Flure schwebte.
    »Wir gehen zum Ball!«, rief Peony.
    Adri wurde rot vor Wut, als sie Cinder in ihrem Seidenkimono sah. »Zieh das sofort aus!«
    Cinder zuckte zusammen und lockerte die Schleife der Schärpe.
    »Peony, was hast du dir dabei gedacht? Diese Roben sind teuer und wenn sie sich im Futter verfängt …« Sie zog den Kimono am Kragen über Cinders Kopf, sowie die Schärpe zu Boden gefallen war.
    »Aber Pearl und ich durften doch früher immer …«
    »Die Zeiten haben sich eben geändert. Ihr geht nicht mehr an meine Sachen. Alle beide!«
    Enttäuscht wickelte sich Peony aus ihrem Gewand. Cinder biss sich auf die Wange. Sie fühlte sich merkwürdig schutzlos ohne die schwere Seide, und ihr wurde übel vor Schuldgefühlen, obwohl sie gar nicht wusste, warum.
    »Cinder.«
    Sie nahm all ihren Mut zusammen und sah Adri direkt an.
    »Ich bin gekommen, um dir mitzuteilen, dass du von jetzt an Pflichten im Haushalt zu übernehmen hast. Du bist alt genug, um Pearl zu helfen.«
    Cinder nickte. Sie freute sich fast, etwas zu tun zu haben, wenn Peony nicht zu Hause war. »Natürlich. Ich will keine Umstände machen.«
    Adris Lippen wurden dünn wie ein Strich. »Abstauben lasse ich dich erst, wenn du sicherer auf den Beinen bist. Ist deine Hand wasserfest?«
    Cinder betrachtete ihre bionische Hand. »Ich … ich denke schon. Aber vielleicht … rostet sie nach einiger …«
    »Okay, abwaschen kannst du also auch nicht. Kannst du wenigstens kochen?«
    Cinder fragte sich, ob ihr Gehirn nicht auch fantastische Kochrezepte ausspucken konnte, so wie diese ständigen nutzlosen Hinweise. »Ich hab es noch nie versucht, jedenfalls nicht, soweit ich mich erinnern kann. Aber ich bin sicher …«
    Peony sah ihre Mutter verständnislos an. »Warum lassen wir nicht einfach Iko reparieren? Dann kann sie wieder die ganze Hausarbeit machen, so wie früher!«
    Adri sah aufgebracht zwischen ihrer Tochter und Cinder hin und her. »Na gut«, sagte sie schließlich und faltete die Kimonos ordentlich über den Unterarm, »ich bin mir sicher, wir finden über kurz oder lang irgendeine Beschäftigung für dich. Und jetzt lass bitte meine Tochter in Ruhe ihre Hausaufgaben machen.«
    »Was?«, protestierte Peony. »Aber wir sind noch nicht mal auf dem Ball angekommen!«
    Cinder wartete den folgenden Streit nicht ab. »Ja, Stiefmutter«, murmelte sie mit eingezogenem Kopf und schlüpfte an Adri vorbei in ihr Zimmer.
    Sie war nicht nur aufgewühlt, sondern auch wütend. Was konnte sie dafür, dass ihr neues Bein so klobig war? Woher sollte sie wissen, dass sie nicht mit Adris Sachen spielen durfte?
    Außerdem demütigte sie die Erkenntnis, dass sie vielleicht wirklich zu nichts nutze war. Sie war elf Jahre alt und wusste nichts – von diesen seltsamen Informationen abgesehen, die anscheinend nur dem Zweck dienten, dass sie nicht dauernd wie die letzte Idiotin dastand. Sie konnte sich weder an die Schule, noch an ihre Eltern, noch an irgendwelche Freundinnen erinnern. Sollte sie irgendwann besondere Talente besessen haben, so wusste sie jetzt nichts mehr davon und hatte sie verloren.
    Seufzend schloss sie die Tür zu ihrem Zimmer und lies sich an ihr zu Boden gleiten.
    Das Zimmer hatte sich in den fast zwei Wochen, die sie hier schon wohnte, kaum verändert – mit Ausnahme der getragenen Kleider, die sie in die Schubladen gelegt hatte, ein Paar in die Ecke gepfefferter Stiefel und der zusammengeknüllten Decke am Fußende ihres Betts.
    Dann fiel ihr Blick hinter die Tür, auf die Kiste, in der die Einzelteile der Androidin lagen. Der tote Sensor, die spindeldürren Arme.
    Auf der Rückseite des Torsos stand ein Barcode, der ihr bisher nicht aufgefallen war. Doch kaum hatte sie einen Blick darauf geworfen, suchte ihr Gehirn schon nach der Entsprechung für die Zahlenfolge und lud die Montageanweisung für dieses Modell herunter. Mit einer Liste der Einzelteile, dem geschätzten Wert und einer vollständigen Reparaturanleitung.
    Etwas rührte sich in ihr, als wäre ihr diese Androidin vertraut. Als wüsste sie, wie die Einzelteile zusammenpassten und wie Mechanik und Programmierung funktionierten. Oder nein, das war keine Vertrautheit, das war eher eine … Verbindung. Als wäre die Androidin nur eine Verlängerung ihrer selbst.
    Sie stieß sich von der Tür ab. Es kribbelte ihr in den Fingerspitzen.
    Vielleicht war sie ja doch zu etwas zu
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