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Die Luna-Chroniken: Das mechanische Mädchen (German Edition)

Die Luna-Chroniken: Das mechanische Mädchen (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken: Das mechanische Mädchen (German Edition)
Autoren: Marissa Meyer
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»Was ist, wenn Adri das merkt?«
    »Pearl und ich spielen dauernd Verkleiden«, antwortete Peony und band die Schärpe um Cinders Taille zu einer Schleife. »Außerdem, wie sollen wir zum Ball gehen, wenn wir nicht schön angezogen sind?«
    Cinder hob die Arme und ließ die Ärmel zurückgleiten. »Ich glaube, meine Hand passt irgendwie nicht so ganz dazu.«
    Peony lachte, obwohl Cinder gar keinen Witz hatte machen wollen. Sie schien fast alles komisch zu finden, was Cinder sagte.
    »Stell dir einfach vor, du würdest Handschuhe tragen«, schlug Peony vor. Dann fällt es keinem auf.« Dann zerrte sie Cinder vor den Spiegel im Badezimmer. Mit den stumpfen braunen Haaren und den Metallfingern, die aus den Ärmeln hervorsahen, sah Cinder nicht weniger albern aus als Peony.
    »Super«, sagte Peony strahlend. »Jetzt sind wir auf dem Ball. Iko war immer der Prinz, aber jetzt müssen wir eben ohne sie klarkommen.«
    »Auf welchem Ball?«
    Peony starrte Cinder im Spiegel an, als wäre ihr gerade ein Metallschwanz gewachsen. »Der Ball am Tag des Friedensfests. Das wird hier immer ganz groß gefeiert – das Fest findet unten im Stadtzentrum statt und am Abend gibt es einen Ball im Palast. In Wirklichkeit bin ich noch nie bei dem Ball gewesen, aber nächstes Jahr wird Pearl dreizehn und darf das erste Mal hingehen.« Sie seufzte und drehte eine Pirouette im Flur. Cinder folgte ihr. Der Kimono schleifte über den Boden, so dass sie noch unbeholfener als sonst lief.
    »Wenn ich das erste Mal hingehe, will ich ein lila Kleid tragen, das sich so aufbauscht, dass ich kaum durch die Tür komme.«
    »Hört sich irgendwie unbequem an.«
    Peony rümpfte die Nase. »Na ja, es muss doch spektakulär sein! Wie soll ich sonst Prinz Kai auffallen? Deswegen gehe ich doch hin.«
    Cinder zögerte, bevor sie der tänzelnden Peony in ihr Zimmer folgte und fragte: »Wer ist Prinz Kai?«
    Peony wirbelte so schnell herum, dass sie auf Adris Kimono ausrutschte und sich fassungslos aufs Bett fallen ließ. »Wer ist Prinz Kai?«, kreischte sie und rappelte sich wieder auf. »Mein zukünftiger Ehemann natürlich! Kennt ihr den in Europa wirklich nicht?«
    Cinder schwankte auf ihren ungleichen Füßen und suchte nach einer Antwort. Aber nach zwölf Tagen in Peonys Familie wusste sie mehr über den Asiatischen Staatenbund als sie je über Europa erfahren hatte. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon – oder von wem – die Mädchen in Europa besessen waren.
    »Guck mal«, sagte Peony, krabbelte über die zerwühlte Decke und nahm den Portscreen vom Nachttisch. »Er begrüßt mich immer.«
    Als sie den Port anstellte, sagte eine Jungenstimme: »Hallo, Peony.« Cinder nahm ihr das kleine Gerät ab. Vom Display sah sie ein zwölf oder dreizehn Jahre alter Junge an, dessen maßgeschneiderter Anzug überhaupt nicht zu seinen fransigen schwarzen Haaren zu passen schien. Er winkte – wahrscheinlich war das Foto bei irgendeinem öffentlichen Auftritt geschossen worden.
    »Umwerfend, oder?«, fragte Peony. »Jede Nacht vor dem Schlafengehen wickele ich mir ein rotes Band um den Finger und sage seinen Namen fünfmal laut vor mich hin. Ein Mädchen aus meiner Klasse hat gesagt, dass sich unsere Lebenswege dann überschneiden. Jedenfalls ist er mein Seelenverwandter.«
    Cinder starrte den Jungen weiter an. Ihre Optobionik scannte das Gesicht ein, verband sich mit einer Datenbank und diesmal war sie schon auf das Textband vorbereitet, das über ihr Sichtfeld lief. ID-Nummer, Geburtsdatum, voller Name und Titel. Prinz Kaito, Kronprinz des Asiatischen Staatenbundes.
    »Seine Arme sind zu lang«, sagte sie nach einer Weile, als ihr klar wurde, was auf dem Foto nicht stimmte. »Also, im Verhältnis zu seinem Körper.«
    »Worüber redest du überhaupt?« Peony nahm ihr den Port weg und starrte eine Minute auf das Display, bevor sie das Gerät auf ein Kissen pfefferte. »Im Ernst, was interessieren mich seine Arme?«
    Cinder konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und zuckte mit den Achseln. »Ist mir nur so aufgefallen.«
    Peony sprang vom Bett. »Egal. Unser Hover ist da. Wir müssen wirklich los, sonst kommen wir noch zu spät zum Ball. Auf dem ich mit Seiner Hoheit tanze und du mit … mit wem du willst. Vielleicht mit einem anderen Prinzen? Wir erfinden einfach einen für dich. Prinz Kai kann ja einen Bruder haben.«
    »Was macht ihr denn hier?«
    Cinder drehte sich um und sah Adri drohend in der Tür stehen. Cinder hatte sie schon wieder nicht kommen
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