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Die Luna-Chroniken: Das mechanische Mädchen (German Edition)

Die Luna-Chroniken: Das mechanische Mädchen (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken: Das mechanische Mädchen (German Edition)
Autoren: Marissa Meyer
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Kiste.«
    Cinder schauderte. Ob Androiden wohl oft solche Fehler hatten? Und Cyborgs?
    »Als Iko noch funktioniert hat, mochte ich sie richtig gern. Sie war viel lustiger als dieser langweilige Gärtnerdroide.« Peony zog die Hand mit den drei Greifern heraus und schlenkerte sie in der Luft herum, so dass die Finger aneinanderklackerten. »Wir haben oft Verkleiden gespielt.« Ihre Augen leuchteten auf. »Verkleidest du dich gerne?«
    Auf einmal stand Adri im Zimmer. Auf Cinders Sichtfeld erschien die Information, dass »Verkleiden« ein Spiel war,
in dem sich Kinder mithilfe von Kostümen oder Erwachsenenkleidern in Phantasiewelten hineinversetzen …
    Ach nee , dachte sie und blendete den Hinweis aus.
    »Nun, Cinder«, sagte Adri, schnürte ihren Gürtel enger und sah sich schlechtgelaunt in dem Zimmer um. »Garan hat mir gesagt, dass du keine hohen Ansprüche hast. Entspricht das Zimmer deinen Erwartungen?«
    Cinder sah sich noch einmal um, betrachtete das Bett, die Kommode, die kahlen Zweige, die irgendwann im Garten der Nachbarn blühen würden. »Ja, vielen Dank.«
    Adri rieb sich die Hände. »Gut. Lass mich wissen, wenn du etwas brauchst. Nach all dem, was du durchgemacht hast, hoffe ich, dass du dich bei uns wie zu Hause fühlst.«
    Cinder befeuchtete die Lippen und überlegte gerade, ob sie sich noch einmal bedanken sollte, als ein kleines orangefarbenes Licht in ihrer Optobionik flackerte. Sie runzelte die Stirn, da sie nicht wusste, was diese Funktion zu bedeuten hatte.
    Vielleicht war ein Chip defekt. Oder es war ein Programmierfehler.
    »Komm jetzt, Peony«, sagte Adri und ging voran in den Flur. »Hilf mir in der Küche.«
    »Aber Mama, Cinder und ich wollten gerade …«
    » Auf der Stelle , Peony.«
    Wütend warf Peony Cinder die Hand der Androidin zu und trottete hinter ihrer Mutter her.
    Cinder bewegte die Hand so, dass die leblosen Finger hinter den beiden herwinkten.
    Sechs Nächte nach ihrer Ankunft bei der neuen Familie wachte Cinder brennend auf. Sie schrie, bäumte sich auf und krachte auf den Boden, als sei ihr bionisches Bein abgebunden. Keuchend schlug sie auf ihre Arme und Beine ein, um die Flammen zu ersticken, bis sie merkte, dass sie nur geträumt hatte.
    In ihrem Sichtfeld erschien eine Warnung vor einem raschen Temperaturanstieg, und so zwang sie sich stillzuliegen, bis der Hinweis verschwunden war. Ihre Haut war feucht, kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn. Sogar ihre Metallprothesen hatten sich erhitzt.
    Als sie wieder Luft bekam, stand sie wacklig auf, humpelte zum Fenster und sog die frostige Luft ein. Der Schnee hatte zu schmelzen begonnen, tagsüber verwandelte er sich in Matsch und nachts gefror er zu glitzerndem Eis. Cinder stand da, genoss die Kälte auf ihrer Haut und sah fasziniert zu, wie der fast volle Mond die Welt in ein gespenstisches Gelb tauchte. Sie versuchte, sich den Albtraum ins Gedächtnis zu rufen, aber alles, an das sie sich noch schemenhaft erinnern konnte, war Feuer und – nach einer Weile – das Gefühl von Sandpapier auf der Zunge.
    Sie schloss das Fenster und schlich zur Tür, darauf bedacht, nicht über die Tasche mit gebrauchten Anziehsachen zu stolpern, die Pearl ihr nach einer väterlichen Lektion über Nächstenliebe ins Zimmer gepfeffert hatte.
    Aus der Küche hörte sie Adris Stimme; sie blieb stehen und stützte sich an der Wand ab, damit sie nicht auf ihre schwerere Hälfte kippte.
    Sie bemühte sich, Adri zu verstehen, und ihre Stimme wurde plötzlich lauter. Doch Cinder war sofort klar, dass Adri nicht lauter sprach, sondern dass irgendetwas in ihrem Kopf die Lautstärke regelte. Sie rieb sich das Ohr, weil es sich anfühlte, als krabbelte ein Käfer darin herum.
    »Vier Monate, Garan«, sagte Adri. »Wir sind ihr noch vier Monate schuldig. Suki-ji ĕ versteigert unsere Sachen, wenn wir die Miete nicht demnächst bezahlen. Jedenfalls hat sie damit gedroht.«
    »Sie versteigert unser Zeug schon nicht.« Garan klang beruhigend und entnervt zugleich. Sie hatte seine Stimme lange nicht gehört. Tagsüber tüftelte er im Schuppen herum. So nannte es Peony zumindest, auch wenn sie nichts Genaueres wusste. Er kam zwar zu den Mahlzeiten rein, sagte aber so gut wie nichts und Cinder fragte sich ab und zu, wie viel er überhaupt mitbekam. Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, war er mit seinen Gedanken ganz woanders.
    »Und was sollte sie davon abhalten, unsere Sachen zu verkaufen? Wenn ich sie wäre, würde ich nicht lange fackeln!«,
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