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Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling

Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling

Titel: Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
Autoren: Colleen Gleason
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seine Vergnügen suchen, wollte man die Dinge nicht stumpf und öde werden lassen. Unglücklicherweise waren es sein Hang zu Zerstreuung und sein Vergnügen an Rätseln gewesen, die vor über einem Jahrhundert den Keil zwischen ihn und Dimitri getrieben hatten.  
     
    Aber dann wiederum: Ein Leben ohne Zerstreuung, ohne Vergnügungen und vor allem ohne ein geistiges Kräftemessen ab und an wäre grauenvoll eintönig. Ganz besonders, wenn man eine Ewigkeit Zeit hatte.
     
    Voss ignorierte das innere Grummeln und nahm das von Kimton akkurat gefaltete Taschentuch entgegen, steckte es sich in die Tasche und warf im Spiegel einen letzten kritischen Blick auf seine Erscheinung.
     
    Wieder in die Zivilisation zurückkehren zu dürfen, war eine Wohltat, wenn man davor ein paar Jahrzehnte in den Kolonien gelebt hatte. Der Mann, der als sein Vater einbestellt worden war, Lord Dewhurst, war in den Ruhestand getreten – was hieß, dass er dafür bezahlt wurde, den Rest seines Lebens im Gebirge von Rumänien oder in der Schweiz zu verbringen – und Voss konnte nach vierzig Jahren Exil wieder den Platz als Lord Dewhurst einnehmen. Während dieser Zeit waren ihm kurze Reisen nach Paris, Wien, Rom und sogar London möglich gewesen, aber er konnte nie lange dort bleiben und dort immer noch seine Bank in Anspruch nehmen.  
     
    Es war zu kompliziert und sicherlich auch nicht sehr klug, erklären zu müssen, warum Viscount Dewhurst nie alterte und nicht gerne bei Sonnenschein nach draußen ging und die warme, schwere Geschmacksnote von Blut jedem Jahrgangswein vorzog, geschweige denn diesem widerlichen Gebräu, das man in Boston Ale nannte. Und falls irgendjemandem die anhaltende, frappierende Ähnlichkeit von Generation zu Generation im Hause Dewhurst auffiel, so erklärte man es sich mit einem starken Stammbaum.  
     
    Voss lächelte, während er sich die Handschuhe anzog. Ein in der Tat wirklich starker und ziemlich einzigartiger Familienstammbaum. Die Tatsache, dass er und Dimitri so wie auch Cezar Moldavi aus demselben, wenn auch weit verzweigten Ästen dieses Baums kamen, war lediglich ein geringfügiges Ärgernis, wenn man das große Ganze betrachtete. Es war ein glückliches Schicksal, dass seine Drakulia Vorfahren, wie auch die von Dimitri, Cale und einer Handvoll anderer, ihre Ehefrauen unter der britischen und französischen Aristokratie gefunden hatten und ihnen so Titel und Besitztümer im ganzen westlichen Europa vermachen konnten. Im Gegensatz dazu lagen Moldavis Wurzeln weit, weit weg in den kalten, barbarischen Bergen von Transsylvanien und Rumänien. Zugige Schlösser und hoch in den Bergen gelegene Landsitze, weitab von allem, was man auch nur vage als Zivilisation verstehen konnte, hätten Voss wahrlich nicht zugesagt. Vielleicht war das der Grund, warum Moldavi so versessen darauf war, seine Macht über Sterbliche und Vampire zu mehren, und weswegen er sich jetzt in Paris mit dem Plan niedergelassen hatte, Napoleon zu seinem Verbündeten zu machen.  
     
    Am Fuße der Treppe in seinem Haus am St. James Park fand Voss neben der Eingangstür seinen Butler Grissum wartend vor, den er aus leicht nachvollziehbaren Gründen Griesgram nannte.  
     
    „Ihre Kutsche, Mylord“, sagte er tonlos. Heute war nicht der Abend in diesem Jahrzehnt, an dem er das einzige Lächeln des Jahrzehnts lächeln würde. Er blickte nur trübe an seiner langen Nase entlang hinunter.  
     
    „Wo ist Eddersley? Und Brickbank?“, fragte Voss, wobei er einen Blick auf die Uhr in der Eingangshalle warf. Fast elf. Sie hätten bereits um halb zehn hier sein sollen, und er hatte den Eindruck gehabt, Stimmen zu hören, als er dabei gewesen war, sich fertig anzukleiden. Niemand in seinem Haushalt hätte gewagt, seine Abendtoilette zu unterbrechen.
     
    „Hier“, trällerte eine Stimme. Eine überaus fröhliche Stimme, die Brickbank gehörte – etwas zu hoch in der Tonlage, um noch ohne weiteres als männliche Stimme erkannt zu werden. Dem Klang nach hatte er sich im Arbeitszimmer an Voss’ privatem Jahrgangswein gütlich getan. Verflixt. Er war erst seit drei Tagen wieder in London, und Brickbank wurde schon jetzt zu einem echten Ärgernis.  
     
    Ja, Voss wollte in den Kreisen der guten Gesellschaft verkehren und hatte auch durchaus nicht vor, sich irgendwelche Gelegenheiten entgehen zu lassen, die sich bieten könnten (oder die man sich schaffen könnte), während er seinen dringlicheren Geschäften nachging. Aber es gab eine Zeit zum
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