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Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling

Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling

Titel: Die Londoner Drakulia Vampire 01 - Luzifers Wüstling
Autoren: Colleen Gleason
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dieser starren, schwarzen Masse war ab und an eine Gasse oder der Zugang zu einem Hinterhaus, ebenso finster und gefährlich.
     
    Zumindest für Sterbliche.
     
    Am heutigen Abend verspürte Voss ein merkwürdiges Prickeln, als ob etwas ganz Ungewöhnliches sich ereignen würde.
     
    Vielleicht lag es aber einfach daran, dass er sich schon seit Jahren nicht mehr in der Londoner Gesellschaft bewegt hatte, obwohl er seine Unruhe wahrlich nicht einer Form gesellschaftlichen Lampenfiebers zuschreiben würde. Ein hundertvierzig Jahre alter Vampir hatte einfach keine schwachen Nerven mehr ... selbst wenn er direkt mit seiner eigenen Schwäche konfrontiert wurde, was im Falle von Voss die unscheinbare, kleine Pflanze Ysop war.
     
    Jeder von ihnen, jeder Drakule, hatte eine persönliche Asthenie – eine Achillesferse, eine individuelle Verwundbarkeit, oder wie auch immer man es nennen wollte. Neben dem Holzpflock durch das Herz oder einer Klinge, die den Kopf vom Rumpf trennte, oder dem direkten Kontakt mit Sonnenschein, war diese Asthenie die einzig echte Gefahr für ein Mitglied der Drakulia. Und selbst dann verursachte die Asthenie nur Schmerz und extreme Schwäche – was es aber wiederum dem Pflock, dem Schwert und dem Sonnenschein erlaubte, ihre Arbeit zu verrichten.
     
    Aber kein Drakule sprach je über diese Schwäche, geschweige denn verriet er, was sie genau war. Sie war etwas Intimes, ähnlich etwa einem schlaffen Glied zu sehr ungünstiger Stunde. Niemals erörtert, niemals zugegeben, niemals untersucht. Es gab, wie Giordan Cale es einmal formuliert hatte, Ehre unter Dieben, Piraten und den Drakulia.
     
    Um seinem Kopf jedoch etwas zu tun zu geben, aber auch schlicht der persönlichen Zerstreuung wegen und nicht zuletzt, um über ein gutes Druckmittel zu verfügen, sollte er es einmal benötigen, hatte Voss sich ein Spiel daraus gemacht, die Asthenien seiner Drakulia-Brüder herauszufinden. Er hielt es für nichts weniger als das einzigartige Geheimnis eines jeden, und er hatte mit Hilfe von List, Gerissenheit und simpler Beobachtung die Schwächen vieler seiner Schicksalsgenossen entdeckt.
     
    Es war etwas, was er schon seit Jahren praktizierte, denn Voss war schon immer ein guter Beobachter gewesen. Er war als jüngstes Kind und als der langersehnte Erbe aufgewachsen, und hatte in seiner Jugend viel Zeit damit verbracht, den Privatlehrern zu entwischen und seine fünf älteren Schwestern auszuspionieren.  
     
    Schon ganz klein begriff er, dass Wissen Macht war und dass Geheimnisse ein gutes Druckmittel sein konnten. Seine Schwestern waren vernarrt in ihn und waren willfährige Opfer seiner Manipulationen. Sie bezahlten ihn mit Zuckerwerk oder mehr Zeit zum Spielen, wenn er drohte zu verraten, wer gerade wessen Liebhaber küsste oder sich mit einem Lakai in den Stall schlich oder sich Kleider und Schuhe einer anderen Schwester „auslieh“. Wenn der Liebhaber einer anderen Schwester gehörte oder wenn das verschwundene Kleidungsstück auf mysteriöse Weise zerrissen und besudelt wieder im Kleiderschrank der Besitzerin auftauchte, trieb das den Preis nur in die Höhe.  
     
    Er betrachtete das alles als einen herrlichen Spaß, und folglich aß Voss jede Menge Biskuitkringel, kandierten Rosmarin und Rosenwasserplätzchen, oder er erstritt sich Schachspiele mit seinen Schwestern oder deren Liebhabern.  
     
    Als er fünfzehn wurde und ins Internat kam, merkte Voss rasch, dass sein Hang zur Beobachtung und Manipulation nicht nur eine Sache der Zerstreuung oder des Vergnügens war, sondern seiner persönlichen Sicherheit diente. Die höheren Jahrgänge in Eton saugten sich wie Blutegel an dem hübschen, blonden Jungen und dessen schmächtiger Eleganz fest und warfen ihn gleich an seinem zweiten Schultag ins Plumpsklo. Nachdem Voss bis dato sein ganzes junges Leben lang nur verwöhnt und verhätschelt worden war, öffnete dieser Schock ihm die Augen für eine ganz andere Seite der Welt und der Menschen darin.  
     
    Bereits in jener ersten Woche fand Voss durch Herumlungern, durch Spionieren und durch das Zusammentragen von unterschiedlichen Informationen seinen Ausweg – obwohl er von eben jener Woche schon sieben Stunden im Plumpsklo verbringen musste. So fand er heraus, dass der größte und brutalste Junge aus den höheren Jahrgängen, Barding Delton, ein schreckliches Geheimnis hatte, das er äußerst sorgfältig hütete. Als Voss ihn aufsuchte und ihm mitteilte, dass – sollte er noch einmal ins
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