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Die Loge

Die Loge

Titel: Die Loge
Autoren: Daniel Silva
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Gardasee.
    »Als ich es las, wurde mir klar, daß der vor uns liegende Kampf schwierig werden würde«, sagte Paul VII. »Das Dokument enthielt zwei unheilvolle Wörter, müssen Sie wissen.«
    »Crux Vera«, erriet Gabriel, und der Papst nickte zustimmend. Crux Vera.
    Daraufhin machte sich Monsignore Donati auf die Suche nach dem richtigen Mann, der diese Schriftstücke ans Licht der Weltöffentlichkeit bringen konnte. Ein Mann voller Überzeugung. Ein Mann, dessen Vergangenheit ihn über jeden Verdacht erhaben machte. Donatis Wahl fiel auf einen israelischen Holocaust-Historiker, der Gastdozent an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität war: Professor Benjamin Stern. Monsignore Donati reiste nach München und traf heimlich mit ihm in seiner Wohnung in der Adalbertstraße zusammen. Er präsentierte Professor Stern die Dokumente und sicherte ihm volle Unterstützung bei seinen Recherchen zu. Hohe Vatikanbeamte, die aus verständlichen Gründen ungenannt bleiben mußten, würden die Echtheit der Dokumente bezeugen. Und wenn das Buch erschien, würde sich der Vatikan jeglicher Angriffe auf den Verfasser und sein Werk enthalten. Professor Stern nahm das Angebot an und erhielt die Schriftstücke ausgehändigt. Er schloß einen Werkvertrag mit seinem Verlag in New York ab und ließ sich von seinen Pflichtvorlesungen an der LMU befreien. Dann machte er sich an die Arbeit – auf Monsignore Donatis Drängen unter strengster Geheimhaltung.
    Ein Vierteljahr später begannen die Probleme. Monsignore Cesare Felici verschwand. Zwei Tage später verschwand auch Monsignore Manzini. Donati versuchte, Regina Carcassi zu warnen, aber seine Warnung kam zu spät. Auch sie verschwand. Er flog nach München, um sich mit Benjamin Stern zu treffen und ihn zu warnen. Sein Leben sei ernstlich gefährdet, teilte er ihm mit. Professor Stern versprach ihm, die nötigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Donati fürchtete um Sterns Leben und um den Erfolg seines Plans. Als gewiefter Taktiker begann er, einen Ausweichplan auszuarbeiten.
    »Und dann wurde Benjamin ermordet«, sagte Gabriel.
    »Das war ein schrecklicher Schlag. Selbstredend habe ich mich für seinen Tod verantwortlich gefühlt.«
    Donati sei über die Morde entsetzt gewesen, berichtete der Papst weiter. Sie bestärkten ihn in seinem Entschluß, die Crux Vera mit Hilfe des Geheimnisses des Klosters am Gardasee zu vernichten – oder noch besser, die Crux Vera dazu zu zwingen, sich selbst zu zerstören. Er arrangierte eilig den Besuch in der Synagoge. Er vertraute Männern, die er als Crux-Vera-Mitglieder ausgemacht hatte, Geheimnisse an, weil er wußte, daß diese dann Carlos Casagrande und Kardinal Brindisi zu Ohren kommen würden. Und er vereinbarte mit Benedetto Foà von der Repubblica, daß dieser in dem von Rudolf Gertz, einem Mitglied des Geheimbunds, geleiteten Presseamt Fragen nach seiner Kindheit stellen würde.
    »Monsignore Donati hat vor dem Stier ein rotes Tuch geschwenkt«, kommentierte Gabriel. »Und das rote Tuch wart Ihr.«
    »Ganz recht«, bestätigte Paul VII. »Er hat gehofft, die Crux Vera zu einer abscheulichen Tat provozieren zu können, die es zuließe, sie endgültig zu zerschlagen und ihren unheilvollen Einfluß auf die Kurie zu tilgen.«
    »Eine uralte Geschichte«, sagte Gabriel. »Eine Vatikanintrige, bei der das Leben des Papstes auf dem Spiel steht. Und der Plan hat besser funktioniert, als Monsignore Donati hätte hoffen können. Carlo Casagrande hat seinen Attentäter auf Kardinal Brindisi angesetzt und dann Selbstmord verübt. Anschließend hat Donati Foà zum Dank für seine Dienste genaue Informationen über die Crux Vera gegeben. Der Geheimbund ist diskreditiert und entmachtet.«
    »Und die Kurie ist von seinem verderblichen Einfluß befreit – zumindest vorläufig.« Der Papst ergriff Gabriels Hand und sah ihm in die Augen. »Und nun will ich Ihnen eine Frage stellen: Vergeben Sie mir meine Mitschuld am Tod Ihres Freundes?«
    »Solche Vergebung kann ich nicht gewähren, Euer Heiligkeit.«
    Paul VII. sah wieder zum Tiber hinüber. »In manchen Nächten, wenn der Wind ungünstig steht, kann ich es noch immer hören. Das Brummen und Rumpeln der deutschen Lastwagen. Die Stimmen, die den Papst anflehen, etwas zu tun. Wenn ich meine Hände jetzt betrachte, sehe ich manchmal Blut an ihnen. Benjamins Blut. Wir haben ihn unsere Schmutzarbeit erledigen lassen. Unseretwegen ist er tot.« Er wandte sich erneut Gabriel zu. »Sie müssen mir
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