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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin
Autoren: Iny Lorentz
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von der erzwungenen Heirat ihren Vater im fernen Italien erreichte und dieser darauf reagieren konnte, war Caterina bereits schwanger oder der Bund sogar schon mit einem Erben gesegnet. Franz von Eldenberg würde nichts anderes übrig bleiben, als seinen reichsritterlichen Stolz hinunterzuschlucken und Botho als Eidam an sein Herz zu drücken.
    Mit diesem Gedanken schob Trefflich die letzten Skrupel beiseite und musterte Caterina spöttisch. »Da Ihr Euch bockig zeigt, werden wir Euch zähmen müssen wie eine übermütige Stute. Eine Nacht in der Wolfsgrube wird Euren Trotz schon brechen. Felix, Werner, kommt herein!«
    Die beiden Knechte mussten bereits vor der Tür gewartet haben, so schnell betraten sie den Raum. Es handelte sich um ungewöhnlich kräftige, muskelbepackte Kerle, die beinahe so groß waren wie Botho. Während Trefflichs Sohn sich ein paar Schritte zurückzog, packten sie Caterina und bogen ihr rücksichtslos die Arme auf den Rücken.
    Ihr war sofort klar, dass die Kerle nur darauf warteten, sie schreien zu hören, aber diesen Triumph wollte sie ihnen nicht gönnen. Da sie vor Schmerzen die Zähne zusammenbiss, konnte sie Trefflich nicht ins Gesicht schleudern, was sie von ihm hielt.
    »Seid doch nicht so rau! Ihr renkt ihr ja die Gelenke aus!« Bothos Stimme klang wie die eines bettelnden Kindes.
    Die Knechte lachten nur, denn sie nahmen den Sohn des Herrn nicht ernst. Vorerst hatte er keine Macht über sie, und wenn er in einigen Jahren seinem Vater nachfolgte, waren sie mit der Belohnung, die der alte Trefflich ihnen für diese Sache geben würde, längst über alle Berge. Wahrscheinlich würden sie schon bald nach der Hochzeit verschwinden müssen, denn aus den Augen ihrer Gefangenen leuchtete ihnen ein Hass entgegen, der nicht mehr von dieser Welt zu sein schien. Werner erinnerte sich, dass Caterinas Mutter aus Italien stammte, einem Land, in dem die Menschen über geheime Künste verfügten, und wandte sein Gesicht ab, damit das Weib ihn nicht mit dem bösen Blick verhexen konnte.
    »Bringt sie zur Wolfsgrube! Wir werden doch sehen, ob sie immer noch so mutig ist, wenn sie einen Blick hineingeworfen hat.« Trefflichs Stimme triefte vor Hohn, er kannte keine Frau, deren Willen nicht spätestens nach einer Nacht an diesem tiefen, finsteren Ort gebrochen war.

2.
    D ie Wolfsgrube entpuppte sich als ein mehr als vier Klafter tiefes Loch im hintersten Teil der Burganlage, in dem der Vorbesitzer der Herrschaft ein paar wilde Wölfe gehalten hatte. Den Gerüchten zufolge, die über den Mann im Umlauf waren, hatte er die Tiere mit jenen Knechten und Mägden gefüttert, die so ungeschickt gewesen waren, seinen Zorn zu erregen, oder auch mit dem einen oder anderen Wanderer, den er auf seinem Land abgefangen hatte. Caterina erinnerte sich mit Schaudern an die Geschichten, die sie über den letzten Reichsritter auf Rechlingen gehört hatte, und atmete beinahe erleichtert auf, als sie am Rand der Grube stand und ein kleines Stück des Bodens erkennen konnte. Sie hatte schon befürchtet, es gäbe noch hungrige Bestien darin, über deren Köpfen sie angebunden werden sollte. Aber es drang kein Laut zu ihr hinauf und es roch auch nicht nach frischem Tierdung. Die Grube allein schreckte sie nicht. Selbst wenn man sie zwang, die ganze Nacht darin zu verbringen, würde sie diesem fetten, eingebildeten Kaufmann am nächsten Morgen genauso ins Gesicht lachen wie an diesem Abend.
    Trefflich schien zu bemerken, dass sie den Mut noch nicht verloren hatte, denn er wies mit der Hand nach Osten. »Der Aufenthalt dort unten wird gewiss nicht angenehm sein. Seht Ihr die gelbe Wolke über dem Horizont? Sie kündet ein heftiges Gewitter an mit Blitzen, die Felsen spalten können, und wahrscheinlich sogar mit Hagelschlag. Geht Euer Starrsinn so weit, dass Ihr Euch dem Wüten der Geister und Dämonen aussetzen wollt, die ein solches Unwetter begleiten? Kommt mit uns ins Warme, trinkt ein Glas vom besten Wein auf Euren Verlobten und reicht ihm vertrauensvoll Eure Hand!«
    Der Handelsherr glaubte zwar nicht, seine Gefangene einschüchtern zu können, doch er hoffte, mit seinen besorgt klingenden Worten seine Verhandlungsbereitschaft unterstreichen und seinen Tölpel von Sohn beruhigen zu können.
    Bothos sonst stets gerötetes Gesicht wirkte mit einem Mal so blass, als sei er eben dem Gottseibeiuns begegnet. »Du meinst, da zieht ein Unwetter herauf? Aber dann darfst du Caterina doch nicht in die Grube werfen lassen! Sie kann
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