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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin
Autoren: Iny Lorentz
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hatte sich entschlossen, die Sache wie einen Scherz aufzufassen. Als sie sich wieder Botho zuwandte und ihn aufforderte, endlich die Tür freizugeben, tat sie es nicht nur mit dem Stolz einer alten Sippe, sondern auch mit dem Temperament ihrer italienischen Mutter, die sie nur wenige Jahre hatte erleben dürfen. Es gab einige Leute in der Herrschaft Eldenberg, die behaupteten, dies sei gut für sie gewesen, denn Signora Margerita hatte in zorniger Stimmung selbst ihren Ehemann dazu gebracht, sich vor fliegenden Bechern, Tellern und anderem Gerät in Sicherheit zu bringen.
    Botho schrumpfte bei ihrem Ausbruch zu einem Häuflein Elend, sein Vater aber lachte sie aus. »Diese Heirat wird stattfinden! Entweder heute Abend noch oder – falls Ihr Euch weiterhin sträubt – spätestens morgen früh.«
    Caterina wurde klar, dass es Trefflich völlig ernst damit war, und stampfte auf den Boden. »Ihr seid verrückt, vollkommen verrückt!«
    Dann versuchte sie, Botho von der Tür wegzuschieben, aber sie hätte ihre Kraft genauso gut an einem mannshohen Felsblock erproben können. Deshalb rief sie, so laut sie es vermochte, nach ihren Begleitern. »Adam! Jockel! Kommt her zu mir!«
    Die einzige Antwort war das boshafte Kichern ihres Gastgebers. »Meine Liebe, ich fürchte, Eure Getreuen werden Euch nicht helfen können. Dafür war der Wein zu stark, den sie in meiner Küche getrunken haben. Meine Leute werden die beiden inzwischen in eine abgelegene Kammer gebracht haben, in der sie ihren Rausch ausschlafen können.«
    »Wenn Ihr Euch einbildet, ich würde vor Angst auf die Knie fallen, nur weil Ihr mich meiner Bediensteten beraubt habt, so täuscht Ihr Euch gewaltig! Ich werde Euren Sohn nicht heiraten, und wenn Ihr den Teufel selbst als Trauzeugen herbeibrächtet.« Caterina verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, so gelassen wie möglich auszusehen. Innerlich raste sie vor Wut über die plumpe Falle, die man ihr gestellt hatte. Da sie Trefflich zugetraut hatte, einem ihrer Knechte das Geld einfach abzunehmen und ihn ohne schriftliche Bestätigung wieder wegzuschicken, war sie selbst nach Rechlingen geritten, um sich den Erhalt der Geldsumme und die Minderung der Schulden von ihm quittieren zu lassen. Niemals hätte sie erwartet, dass er sie auf diese Weise hereinlegen würde.
    Obwohl sie vor Zorn glühte, versuchte sie, ihrer Stimme einen friedfertigen Klang zu geben. »Trefflich, geht in Euch! Wenn mein Vater von dem Spiel erfährt, das Ihr hier mit mir treibt, wird er voller Zorn über Euch kommen. Gegen sein Schwert schützt Euch all Euer Gold nicht.«
    »Vorhin wart Ihr noch höflicher, meine Liebe, und habt mich Rechlingen genannt.« Trefflich gluckste vor Vergnügen, denn es gefiel ihm, ein Mitglied jener Gesellschaftsschicht, die er von Kindheit an mit jeder Faser seines Herzens beneidet hatte, hilflos seinen Launen ausgeliefert zu sehen. Er verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust, was ihm aufgrund seines Leibesumfangs nicht so leicht fiel wie seiner Gefangenen, und musterte sie wie ein Kalb oder eine Stute, die ihm auf dem Markt angeboten wurde.
    Caterina war nicht mit großer Schönheit gesegnet, aber auf ihre Art reizvoll, nicht zu groß und nicht zu klein. Ein paar Rundungen mehr hätten ihr gut getan, aber da sie eine gute Figur hatte, würde das reichliche Essen auf Rechlingen sie bald herausfüttern. Ihm gefiel ihr herzförmiges Gesicht, auch wenn die Nase vielleicht einen Hauch zu lang war, und mehr noch ihre großen, ausdrucksstarken Augen, die im Zorn aufglühten wie Opale im Sonnenlicht. Der Mund mit geschwungenen roten Lippen lud geradezu zum Küssen ein, und ihr lang fallendes, lockiges Haar, das je nach Lichteinfall dunkelblond oder brünett wirkte, umgab sie wie ein kostbarer Mantel. Ihre Haut zeigte da, wo sie nicht von der Sonne mit einem hellen Braun überhaucht worden war, den Schimmer von Elfenbein, ebenso die Zähne, die wie zwei fehlerlose Perlenreihen ihren Mund zierten. Ihr Aussehen und ihre ganze Haltung wiesen sie als Nachkommin eines stolzen Geschlechts aus, das selbst mit einem Berg von Schulden noch auftrat, als hätte der Kaiser ihnen eben ein reiches Lehen geschenkt.
    Trefflich nickte, als müsse er seinen Entschluss noch einmal bekräftigen. Caterina war die einzig richtige Braut für seinen Sohn, edel geboren genug, um jederzeit vor Königen und Fürsten erscheinen zu können, und – was noch wichtiger war – derzeit ohne männlichen Schutz. Bis die Nachricht
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