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Die Löwin von Aquitanien

Die Löwin von Aquitanien

Titel: Die Löwin von Aquitanien
Autoren: Tanja Kinkel
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Großmutter?«
    »Sicher. Du kannst deinem Schwiegervater sagen, ich fände es zu amüsant, wieder einmal nach Paris zu kommen, vielleicht lädt er mich dann ein.«

    Alienor befand sich noch in Fontevrault, als Will, Graf von Salisbury, sie mit einer unerhörten Neuigkeit besuchte. Sie befand sich im Klostergarten, wo sie die Geheimnisse des Kräuteranbaus entdeckte, hatte die Hände voller Erde und richtete sich mühsam auf, als sie Henrys Sohn kommen sah.
    »Du hast ein Talent dafür, Will, mich in unangenehmen Lagen anzutreffen.«
    »Ihr seid überall die Königin«, parierte er gewandt.
    Alienor lachte. »Die Königin der Kräutergärten, keine Frage. Aber weißt du, ich finde es beruhigend, etwas mit den Händen zu tun, und das ist zumindest nützlicher als Sticken. Außerdem bin ich damit nicht ganz umsonst in diesem Kloster.«
    Sie klopfte ihre Hände ab und musterte ihren Stiefsohn. »Was ist denn geschehen? Du machst ein Gesicht wie damals, als du mich in meiner Gefangenschaft besuchtest, und ich kann dir versichern, zwischen Fontevrault und dem Salisbury Tower ist ein gewaltiger Unterschied.«
    Will räusperte sich. »Kein Zweifel, meine Königin. Es ist nur…
    John hat seine Ehe mit Avisa von Gloucester annullieren lassen.«
    Alienor zuckte die Achseln. »Und? Das päpstliche Dekret dazu hatte er doch schon seit Jahren in der Tasche. Innozenz wird ihm keine Schwierigkeiten machen.«
    »Innozenz nicht«, sagte der Graf von Salisbury, »aber die Lusignans.«
    »Ich war schon einmal besser im Rätselraten«, entgegnete Alienor, »aber was hat Avisa von Gloucester mit den Lusignans zu tun? «
    Will zog eine Grimasse. »Nicht sie. Johns neue Gemahlin.«
    »Seine neue Gemahlin?«
    Will verbeugte sich, als wolle er jemanden vorstellen. »Isabelle d’Angoulême.«
    »Ach du meine Güte. Gehen wir in den Gang dort, Will, da steht eine Bank. Ich muß mich setzen.«
    Er bot ihr seinen Arm, und sie ließen sich beide auf der grauen Steinbank an der Wand des Kreuzgangs nieder. »Also«, sagte Alienor, »John hat dieses zwölfjährige Mädchen geheiratet, das mit Hugo de Lusignan verlobt war?«
    Will nickte. »Es war eine geheime Vereinbarung mit Aimar d’Angoulême«, berichtete er, »sowie Johns Ehe mit Avisa annulliert wäre, sollte er sich mit Isabelle verloben, als Unterpfand dafür, daß Aimar d’Angoulême seine Treue von Philippe auf John überträgt.
    Aimar ist einer von Philippes mächtigsten Verbündeten und…«
    »Ich weiß«, unterbrach Alienor. »Es war ein kluger Schachzug, aber wie wurde denn aus der Verlobung eine Heirat?«
    »Nun«, antwortete Will von Salisbury, »John wunderte sich auch schon etwas, daß Aimar bereit war, eine Verlobung aufzulösen, nur um eine andere einzugehen, die doch ebenso schnell wieder aufgelöst werden konnte, wenn John eine bessere Verbindung im Auge hatte.
    Aber dann, als die Verlobung geschlossen werden sollte, stellte uns der Herzog von Angoulême seine Tochter vor, und da war es geschehen.«

    Will zog eine Grimasse. »Seht Ihr, das ist genau der Teil, der mir an der Angelegenheit nicht paßt. Meine Gemahlin Eva ist ebenfalls ein Kind, elf Jahre alt, und ich werde selbstverständlich noch Jahre mit dem Vollzug der Ehe warten - bis sie eine erwachsene Frau ist.
    Aber sowie John dieses Mädchen sah, war er verloren. Oh, sie wirkt nicht wie ein Kind, oder doch um Jahre älter, und sie ist… nun, wunderschön. Doch sie ist immer noch erst zwölf, und als ich John sagte, er müsse auf sie warten, so wie ich auf Eva, erwiderte er mir bloß, er würde gerne wissen, ob ich auch auf Eva warten würde, wenn sie so aussehen würde wie Isabelle und in meinem Bett läge.« Er holte kurz Luft. »Fazit: statt eines geheimen Verlöbnisses eine vollzogene Ehe, und sowie die Lusignans das erfahren, ist der Teufel los.«
    Sie schwiegen beide eine Weile. Dann meinte Alienor nachdenklich: »Was die Mitgift angeht, John könnte schlechter fahren - Isabelle ist eine der reichsten Erbinnen überhaupt. Auch das Bündnis mit ihrem Vater ist sehr wichtig und nützlich. Aber das treibt die Lusignans natürlich in Philippes Hände. Und das Mädchen - wie nimmt sie es auf? «
    Der Graf von Salisbury war ein wenig verlegen. »Eigentlich…
    nun, es war nicht gerade eine Vergewaltigung. Sie ist sehr jung, sehr schön und sehr sinnlich, und ich glaube, es ist die Mischung von allen dreien, die John so anzieht. Nach der Hochzeitsnacht kam sie mir vor wie eine Katze, die Sahne geschleckt
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