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Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)

Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)
Autoren: Robin Gold
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du Angst hast, aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, es an den Leuten auszulassen, die sich um dich …«
    » Bitte! «, Clara ging hoch wie eine Rakete. » Ich habe Angst? Das ist ja lächerlich. Du bist doch derjenige, der Schiss hat, Leo!«
    »Wovor denn bitte?« Er erhob abwehrend beide Hände.
    »Gute Frage! Sag du’s mir!«, rief sie und gab ihm keine Zeit zu antworten. »Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass du es vielleicht deshalb vermeidest, jemanden ins Herz zu schließen, weil du Angst hast, dass ihm etwas zustoßen könnte? Wie Dad? Und Sebastian? Lieber nichts riskieren und schööön auf Nummer sicher gehen, damit man nicht verletzt wird, oder? Schon mal drüber nachgedacht, dass das vielleicht der Grund ist, warum du jedes Mal, wenn du merkst, dass du Gefahr läufst, dich auf eine Frau einzulassen, davonläufst wie ein ängstlicher kleiner Junge? Vielleicht ist das ja der Grund, warum du’s immer wieder vergeigst? Blitzmeldung: Du hast Angst, Leo!« Clara wollte eigentlich noch mehr sagen, aber der Ausdruck im Gesicht ihres Bruders ließ sie verstummen.
    »Und du hast gerade eine Grenze übertreten«, sagte er mit zittriger, barscher Stimme, die kaum mehr war als ein Flüstern. »Wirklich nett …«
    Und dann ging er mit hängendem Kopf davon.
    »Ich kann deine Schwester nirgends finden«, sagte Libby zu Leo, als sie in die Küche kam. »Es ist bald Essenszeit. Hast du sie gesehen?«
    »Nicht während der letzten paar Stunden«, antwortete er mit vorgetäuschtem Interesse für die Zeitschrift, die vor ihm auf dem Küchentisch aufgeschlagen war.
    »Das ist wirklich komisch. Sie ist nicht im Garten – zum Glück «, schob Libby flüsternd hinterher. »Auch oben ist sie nirgends, soweit ich weiß. Da komme ich gerade her. Und hier unten ist sie auch nicht. Ich hab im Musikzimmer nachgeschaut und im Esszimmer. Alle Badtüren sind offen. Komisch.« Sie pochte stirnrunzelnd auf die Küchentheke. »Clara? Liebes?«, rief sie laut, und ihre Stimme hallte durchs Haus.
    »Vielleicht ist sie im Keller«, schlug Leo, die Nase noch immer in dem Magazin, vor.
    »Gute Idee. Ich schau mal nach.« Libby marschierte davon.
    Ein paar Minuten später kehrte sie in die Küche zurück. »Das ist wirklich seltsam. Wo könnte sie bloß sein?« Da hellte sich Libbys Gesicht plötzlich auf, und sie hob den Zeigefinger. »Ihr Auto! Vielleicht ist sie nur draußen und holt etwas. Ich schaue mal nach.«
    Als sie wieder in die Küche zurückkehrte, zeugte ihr verunsichertes Gesicht von Besorgnis. »Es sieht Clara überhaupt nicht ähnlich, einfach so zu verschwinden. Ich fange an, mir Sorgen zu machen, Leo. Ich hab in der Garage nachgesehen, aber da ist sie auch nicht. Hat sie zu dir etwas gesagt, dass sie noch mal wegwollte? Einen Spaziergang machen oder so?«
    »Nicht dass ich wüsste«, antwortete er.
    »Kannst du bitte mal zwei Sekunden nicht in deine Zeitschrift starren und mir helfen, deine Schwester zu finden? Ich mache mir Sorgen. Clara ist gerade sehr verletzlich«, betonte Libby. »Sie ist immer noch durcheinander wegen Sebastian.«
    »Ist sie das?« Leo klappte überrascht seine Zeitschrift zu.
    »Ich denke, deshalb ist sie so schlecht drauf.«
    »Meinst du?«
    »Sie macht eine schlimme Zeit durch. Sie vermisst ihn schrecklich. Und dabei ist sie schon so weit gekommen, Leo. Sie ist fast ein neuer Mensch.« Libby seufzte. »Natürlich gibt es auf dem Weg immer mal wieder Schlaglöcher der Trauer. Das ist zu erwarten. Aber ich möchte wirklich nicht, dass sie stolpert und wieder zu weit vom Weg abkommt. Nicht, nach all den Fortschritten, die sie schon gemacht hat«, murmelte sie mehr an sich selbst als an ihren Sohn gerichtet. »Meinst du, sie ist vielleicht auf dem Speicher?«
    »Äh … ich denke, wenn sie auf dem Speicher wäre, dann bestünde wirklich Anlass zur Sorge, denn sie war noch nie da oben.«
    »Tja, mein Sohn, dann haben wir ein Problem. Denn deine Schwester ist verschwunden.«
    »Nein, ist sie nicht«, beruhigte Leo Libby mit unüberhörbarer Überzeugung und erhob sich von seinem Stuhl. »An einem Ort haben wir noch nicht nachgesehen.«

33
    Der Abend dämmerte bereits, und das stete Zirpen der Grillen erfüllte die kühle Luft an diesem Augustabend. »Klopf, klopf!«, rief Leo und pochte mit den Fingerknöcheln gegen die alte, verwitterte Leiter der Ahornburg, als er sie langsam erklomm. »Bitte um Erlaubnis, eintreten zu dürfen«, sagte er, noch bevor er oben angekommen war. Auf eine
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