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Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)

Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)
Autoren: Robin Gold
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letzte Samenkorn schließlich mit Erde bedeckt und gegossen war, wischte sich Clara über die Stirn, klopfte sich den Dreck von den Händen und setzte sich auf den einzigen Stuhl, der auf dem Balkon stand. Sie zog einen dicken, roten Strich durch den Punkt einen eigenen Garten mit Avocadobaum haben , und die Tränen, gegen die sie so lange angekämpft hatte, ließen ihre Sicht verschwimmen.
    Am nächsten Tag, nachdem Clara und Leo auf der Terrasse eines kleinen Bistros in ihrem Viertel zu Mittag gegessen hatten, kehrten sie in Claras Wohnung zurück, um ihre Memoryschlacht weiterzuführen. Clara mochte zwar Pech in der Liebe haben, aber sie hatte keinesfalls die Absicht, mal wieder von ihrem Bruder bei diesem Kinderspiel geschlagen zu werden. Auf gar keinen Fall. Wild entschlossen, ihm endlich zu zeigen, wer hier das Sagen hatte, und einen der letzten Punkte von ihrer To-do-Liste zu streichen, saß sie im Schneidersitz am Boden vor dem Wohnzimmertisch und starrte siegeswillig auf die ausgebreiteten Karten – ein Moment höchster Konzentration –, als ihr Handy plötzlich klingelte. Sie dachte an Lincolns Spielstrategie und deckte noch rasch zwei Eckkarten auf, die jedoch nicht übereinstimmten, sprang dann wie von der Tarantel gestochen auf, machte einen Satz über Mon Chéri hinweg und flitzte zu ihrer Handtasche auf dem Fensterbrett. Hastig fischte sie ihr Handy heraus und starrte auf das Display.
    Sie machte ein langes Gesicht und seufzte, außerstande, ihre Enttäuschung zu verbergen.
    »Ich verstehe nicht, warum du nicht einfach das Telefon nimmst und ihn anrufst.« Leo deckte eine Karte mit einer Kuh und eine mit einem Eisbecher auf. »Es ist doch offensichtlich, dass du mit ihm reden möchtest.«
    »Ich wüsste nicht einmal, was ich Lincoln sagen sollte, Leo«, sagte Clara mutlos. »Wirklich nicht.« Sie hatte ihrem Bruder nicht verraten, dass sie heute Morgen im Mayflower Café vorbeigeschaut und insgeheim gehofft hatte, dort mit etwas Glück »zufälligerweise« Lincoln über den Weg zu laufen. Zwei geschlagene Stunden hatte sie an ihrem Cappuccino genippt, an dem runden Tisch, an dem sie vor sieben Monaten auch mit Lincoln gesessen hatte, nachdem sie im Park zusammengeklappt war. Immer wenn die kleine Glocke an der Eingangstür des Cafés erklang, flammte in Clara neue Hoffnung auf, und sie versuchte, so unauffällig wie möglich zum Eingang zu schielen. Aber Lincoln kam nicht. Und schließlich überließ Clara, die sich sowieso schon ziemlich albern vorkam, ihren Tisch einem händchenhaltenden älteren Paar. Sie fragte sich, ob sie mit ihrem Verhalten bereits den Tatbestand des Stalkings erfüllte, und beobachtete, wie der weißhaarige Herr galant den Stuhl herauszog, damit sich seine Frau setzen konnte. Sie spürte, wie sich wieder der vertraute Kloß in ihrem Hals bildete.
    »Du bist dran«, erinnerte Leo sie.
    »Ups! Tschuldigung.« Clara dachte einen Augenblick nach und deckte dann eine Karte auf, die zufälligerweise mit einer der Eckkarten übereinstimmte. Sie nahm das Paar an sich und deckte noch eine weitere Karte auf. »Wie dem auch sei. Es ist jetzt neun Tage her. Wenn Lincoln mir noch etwas hätte sagen wollen, dann hätte er das mittlerweile gemacht.«
    Leo war mit Aufdecken dran. »Nicht unbedingt. Vergiss nicht, dass du Abstand wolltest. Lincoln ist ein vernünftiger Typ. Er respektiert bloß deinen Wunsch. Das heißt aber nicht, dass es ihm gefällt.«
    Sie runzelte die Stirn. »Du bist mein Bruder. Du musst das sagen. Abgesehen davon freut er sich vermutlich so auf Argentinien, dass er keinen Gedanken an mich verschwendet. Er fliegt übermorgen.« Zögernd starrte Clara auf die immer weniger werdenden Karten und klopfte mit einer ihrer bereits gewonnenen Karten auf den Tisch, bevor sie zwei weitere aufdeckte, die wieder ein passendes Paar ergaben.
    »Noch ein Grund mehr, ihn anzurufen«, drängte Leo sie. »Du könntest ihm sagen, dass du weißt, wie viel ihm der Argentinosaurus bedeutet, und dass du ihm bloß gute Reise wünschen willst. Bleib locker und nett. Viel Spaß in Dino-Land .« Leo deckte zwei Karten auf. » Schönes Knochenausgraben .«
    Clara dachte darüber nach. »Ja, aber was dann? Ich wünschte mir, die Dinge lägen anders, Leo. Aber ich weiß wirklich noch immer nicht so ganz, was ich von Lincoln will«, erklärte sie und deckte erneut auf. Entmutigt schüttelte sie den Kopf. »Das ist das Problem. Und es wäre ihm gegenüber nicht fair.«
    »Weißt du was? Du musst
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