Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
Autoren: Martin Calsow
Vom Netzwerk:
Berühmtheit erlangt. Sie spielte schnell, setzte hohe Beträge und gewann auch immer wieder. Aber wie alle Spieler verlor sie mehr, als sie einnahm. Jan wusste nichts von ihrer Leidenschaft. Nur ab und zu hatten sie in den vergangenen Wochen zusammen gespielt. Und Jans langsames Spiel war Regina schon bald auf die Nerven gegangen. Sie war das schnelle Ziehen der meist zwingenden Züge gewohnt. Sie konnte nie begreifen, wie man bei einer Drei und einer Eins lange nachdenken konnte. Jan hatte ihre Ungeduld gespürt und ihr dann Schach vorgeschlagen, was ihr vorkam wie ein Wechsel von Sex zu Petting.
    »Du hast wieder eine SMS bekommen«, sagte sie etwas zu deutlich in die Stille hinein.
    Er tat gelangweilt, griff aber nach einer kleinen Pause dennoch zum Telefon und las.
    »Schickt sie dir den Kaufvertrag per SMS ?«, fragte Regina eine Spur zu spitz.
    Sie hatten fast das Inntaldreieck erreicht. Der Verkehr auf der anderen Seite der A93 war ins Stocken geraten.
    Jan blickte verächtlich aus dem Fenster. »Jedes Jahr das Gleiche, die Menschen benehmen sich wie Herdentiere. Alle wissen um die Staus, aber sie müssen jeden Tag Urlaub ausnutzen. Diese Gier widert mich an. Hauptsache Spaß, alles mitnehmen und konsumieren. Und der Stau geht in den Alpendörfern weiter.« Obwohl er Münchener war, verachtete Jan den Hype um das Skifahren. Er sah die Zerstörung, die der hemmungslose Ausbau der Skiregionen in den Alpen verursachte. Früher zog er es vor, den Stress in der Notfallstation des Krankenhauses auf stillen Wanderungen abzubauen. Dank seines Schichtdienstes konnte er unter der Woche, frei von Touristenschwärmen, allein in die Berge gehen.
    »Du lenkst ab«, insistierte Regina.
    Jan antwortete nicht. Mit einem Ruck riss er das Lenkrad nach rechts und zog auf die Ausfahrt Richtung Rosenheim.
    »Was machst du?«, rief Regina.
    Jan schwieg. Er bog auf das Gelände einer Tankstelle und stoppte den Wagen. Dann sah er sie mit wütendem Gesicht an. »Ich habe ein Kind verloren. Es war auch das Kind dieser Frau. Ich liebe sie nicht mehr. Aber ich stehe in ihrer Schuld. Sie bittet mich, nach München zu kommen. Der Verkauf des Hauses wächst ihr über den Kopf. Das ganze Haus ist voll mit gemeinsamen Erinnerungen. Kannst du das verstehen?« Den letzten Satz hatte er fast geschrien.
    Regina schwieg. Langsam beschlugen die Scheiben. Es war, als säßen sie in einer Nebelwolke. »Sie ruft, und du kommst. Was soll ich davon halten? Ich will nicht die böse Geliebte sein, die …«
    »Das bist du nicht. Ich liebe dich. Aber sie braucht meine Hilfe. Und ich soll jetzt mit dir zu einem zweifelhaften Treffen an den Tegernsee fahren. Das ist sehr schwierig für mich.«
    Sie sah ihn nicht an. Statt zu weinen, eine Regung, die sie sich schon früh hatte abgewöhnen müssen, schlug sie mit der Hand auf die Ablage des Autos. »Dann fahr halt zu ihr.«
    Jan hasste solche Ausbrüche. Schweigend stieg er aus, stapfte durch den dichten Schnee, öffnete die Heckklappe und nahm seine Reisetasche und einen kleinen Koffer heraus.
    Regina war ebenfalls ausgestiegen und hatte sich eine Zigarette angezündet. »Wo willst du denn jetzt hin? Sei vernünftig, Jan.«
    Er sah über den Wagen hinweg zu ihr. »Ich fahre mit dem Zug nach München, und du fährst an den Tegernsee. Wir beide lassen unsere Köpfe ein wenig abkühlen und sehen uns dann in München wieder. Was meinst du?«
    Sie trat gegen die Felge des Wagens und schüttelte nur den Kopf. Dann schritt sie schweigend um Jan herum, setzte sich auf die Fahrerseite und fuhr dicht und mit quietschenden Reifen an gerade tankenden Autofahrern vorbei.
    Es wurde bereits dunkel, als sie im Tegernseer Tal eintraf. Von der A8 führte nur eine Straße in das Tal hinein. Am Wochenende und zu Ferienzeiten stauten sich dort die Autos der Kurzurlauber aus dem nur 50 Kilometer entfernten München. Der See lag eingebettet zwischen malerisch schneebedeckten Bergen. Vier große Seen bestimmen das Voralpenland. Der Tegernsee ist der schönste von allen, fand Jan. Früher war er oft hier, hatte mit seiner Familie wunderbare Sommertage am See verbracht. Er mochte die Menschen – kein einfacher Schlag, aber nicht so hinterfotzig wie die Münchener.
    Die tiefen Temperaturen der letzten Wochen hatten das Gewässer komplett zufrieren lassen. Das war ungewöhnlich, da der See mit seinen 72 Metern Tiefe nicht als eissicher gilt. In Gmund musste sie sich entscheiden, ob sie den See westlich oder östlich umrundete. Ihr Ziel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher