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Die Lilie von Florenz

Die Lilie von Florenz

Titel: Die Lilie von Florenz
Autoren: Julie Gordon
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riesigen Segelohren. Er runzelte die Stirn. „Wir haben genug Lakaien“, sagte er. „Wer seid Ihr, Signora, dass Ihr die Anweisungen des Conte aufheben könnt?“
    Ehe Cristina antworten konnte, wurde sie beiseitegeschubst. Sie stürzte auf das Pflaster und stützte sich mit einer Hand ab – ausgerechnet in einem Haufen Pferdeäpfel. Angewidert betrachtete Cristina ihre stinkende Hand, während hinter ihrem Rücken die Laute eines ungleichen Kampfs zu hören waren.
    Sie wollte nicht hinsehen, wie die beiden Männer den Stallburschen bewusstlos schlugen. Sie wollte davon nichts wissen.
    Wo war sie nur hineingeraten?
    Einige Minuten vergingen, in denen sie angestrengt lauschte, ohne sich zu regen. Dann spürte sie wieder eine Hand auf ihrer Schulter.
    â€žWir sind soweit.“ Loris half ihr auf. Mario und er hatten die Livreen der Lakaien gefunden und angezogen. Sie waren etwas eng und spannten über den breiten Schultern der beiden Männer. Ein dritter Lakai, ein kleines verhuschtes Männchen mit weißer Perücke, drückte sich an das Hinterrad der Kutsche und wartete auf weitere Anweisungen.
    Der Stallbursche lag reglos neben den Strohballen, die an der Stalltür aufgestapelt waren.
    Cristina wandte sich ab. Sie ertrug den Anblick des leblosen Körpers nicht. Rasch stieg sie in die Kutsche. Ihre Hand fuhr unwillkürlich über den Rock, hin und her, auf und ab, und sie verrieb den Pferdemist auf dem zarten Stoff.
    Die Kutsche ruckte an und verließ den Innenhof des Palazzo. Cristina schaute nicht zurück. Es war zu schrecklich, was gerade passierte. Warum war sie nicht ein bisschen mutig? Warum hatte sie nicht wenigstens versucht, Matteo zu warnen?
    Auf dem Weg zu ihrem Palazzo weinte sie still.

18. KAPITEL
    Die Stille der Gasse wurde nur durch das Rattern der Räder und das Klappern der Hufe unterbrochen. Ein Pferd schnaubte im Takt der trabenden Hufe, und die hohen Häuser, die die Gasse einschlossen, warfen die Laute erstaunlich hell zurück.
    Es hatte begonnen zu schneien.
    Matteo wunderte sich. Er wunderte sich nicht nur über den Schnee, der still niedersank und alles umhüllte wie eine warme Daunendecke, sondern auch über das Wesen, das in seinen Armen ruhte und schlief.
    Die Müdigkeit hatte sie übermannt, kaum dass sie in die Kutsche stiegen.
    â€žAllegra“, flüsterte er kaum hörbar.
    Sie hatte sich ihm nicht offenbart. Sie hatte nicht zugelassen, dass er sie mit ihrem richtigen Namen ansprach, aber er spürte, dass sich etwas verändert hatte. Sie war weicher geworden. Der harte Zug um den Mund und die steile Stirnfalte waren verschwunden und hatten einer Weichheit Platz gemacht, die er nicht in Worte fassen konnte. Doch es machte ihn glücklich.
    Sie erreichten den Palazzo. Sanft berührte Matteo ihre Schulter, und sie schlug die Augen auf.
    â€žSind wir schon da?“ Sie richtete sich auf und blickte aus dem Seitenfenster der Kutsche. Ein beinahe kindliches Strahlen erhellte ihr Gesicht. „Es schneit!“
    Er legte die Hand auf ihren Unterarm. „Bevor du gehst, möchte ich dir von meinem größten Wunsch erzählen“, sagte er leise.
    â€žWas ist dein größter Wunsch?“ Sie wandte sich ihm vertrauensvoll zu.
    â€žIch wünsche mir, dass meine junge Braut zu mir zurückkehrt. Sie heißt Allegra …“ Seine Stimme versagte ihm und er räusperte sich verlegen.
    â€žVielleicht kommt sie zu dir zurück. Vielleicht findet ihr wieder zueinander“, sagte Allegra nach kurzem Zögern. „Schau, wenn du morgen bei Luigi Bandinelli vorsprichst … vielleicht ist sie dann da.“ Und wie zu sich selbst fügte sie hinzu: „Es wird Zeit, dass sie ihr Versteckspiel beendet …“
    Ihre Worte machten Matteo unendlich froh. Er umarmte sie ungeschickt in der Enge der Kutsche. Dann wurde der Kutschenschlag vom Kutscher geöffnet. Er klappte die kleinen Trittstufen aus und verneigte sich eilfertig, als Allegra schnell wie der Wind aus der Kutsche stieg. Sie ging ein paar Schritte durch den unberührten Schnee und drehte sich noch einmal zu Matteo um. Ihre kleine Hand winkte ihm zu, und dieses Bild prägte sich ihm ein. Ja, er glaubte später sogar, die Schneekristalle auf ihrem kastanienroten Haar glitzern zu sehen. Dann wurde der Schlag geschlossen, und er sah nichts außer seinem Atem, der die matte Scheibe in der Tür
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