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Die Lilie von Florenz

Die Lilie von Florenz

Titel: Die Lilie von Florenz
Autoren: Julie Gordon
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des Orchesters hob sich das leise Murmeln ihrer Stimmen. Allegra suchte die einzelnen Gruppen nach dem Conte ab. Da stand er – und an seiner Seite, als gehörte sie zu ihm, Cristina. Sie wagte es sogar, sich bei ihm unterzuhaken …
    Allegra schloss den Fensterladen. Es schmerzte sie, diesen Mann mit einer anderen Frau glücklich zu sehen.
    In diesem Moment betrat ihr Vater das Zimmer.
    Giancarlo Bandinelli ging gebeugt. Er war gerade einmal Mitte vierzig, aber die Jahre waren nicht spurlos an ihm vorübergezogen. Manchmal dachte Allegra daran, wie jung und strahlend schön ihr Vater früher gewesen war – früher, als ihre Mutter noch lebte und als sie alle gemeinsam in dem kleinen Palazzo in Florenz gelebt hatten. Das lag nun schon so viele Jahre zurück … Geldsorgen und die Trauer um Allegras Mutter hatten ihn vor der Zeit altern lassen. Grau und schütter war sein Haar, die Augen waren getrübt von beginnender Erblindung. Er stützte sich schwer auf seinen Stock. Als er Allegra sah, lächelte er jedoch.
    â€žDu bist so schön wie deine Mutter am Tag unserer Verlobung“, sagte er leise.
    Allegra senkte den Blick.
    â€žSie wäre stolz auf dich.“
    Er reichte ihr den Arm, und Allegra hakte sich bei ihm unter. Bevor sie das Zimmer verließen, hielt sie ihn fest. „Eine Frage habe ich, Vater.“
    â€žNur zu“, sagte er.
    Allegra nahm all ihren Mut zusammen. „Warum soll ich den Conte del Pirandelli heiraten? Es ist nicht so, dass mich dieses Arrangement, das du für mich und das Wohl der Familie getroffen hast, nicht ehrt, jedoch …“
    â€žAh, ich verstehe.“ Ihr Vater lachte leise. „Du meinst, wir entsprechen nicht seinen Vorstellungen einer guten Partie?“
    Allegra nickte knapp.
    â€žLass das nur meine Sorge sein, mein Kind. Glaub mir, der Conte kam zu mir und hielt um deine Hand an. Nie hätte ich nach den Sternen gegriffen, wenn dieser Stern sich uns nicht zugeneigt hätte. Und nun komm. Wir wollen deinen Verlobten und die Gäste nicht warten lassen.“
    Mehr wollte ihr Vater also nicht zugeben. Im Stillen aber beschloss Allegra, dass sie es wissen wollte – was auch immer er vor ihr verheimlichte. Und sie spürte, es gab einiges, das zu erfahren sich lohnte.
    â€žMein Gott, ist das eine rührende Geschichte“, seufzte Cristina theatralisch. Sie hatte sich bei Matteo untergehakt und spazierte mit ihm durch den kleinen Park, der sich hinter dem Landhaus erstreckte. „Kleines armes Aschenputtel wird mit dem großen reichen Prinzen verheiratet, der auf dem weißen Pferd angaloppiert kam, um sie zu retten …“
    â€žHör auf, Cristina“, sagte Matteo. Er drehte sich um und schaute zum Haus zurück. Jeden Augenblick würde Giancarlo Bandinelli mit seiner Tochter durch die hohen Flügeltüren treten. „Lass uns zurückgehen.“
    â€žAch, bitte!“ Cristina zog einen Schmollmund. „Aber nur, wenn du mir sagst, warum du ausgerechnet sie heiraten willst!“
    Matteo lächelte. „Nun, ich werde es dir sagen, es ist ganz einfach: ich brauchte eine Frau. Mein Vater und die Fürstin haben mich gleichermaßen dazu gedrängt. Und wenn ich mir mit dieser Frau meine Freiheit bewahren kann …“ Er sprach nicht weiter.
    Cristina schien diese Antwort zufrieden zu stellen.
    Und auch Matteo hatte bis vor wenigen Stunden gedacht, es wäre genau so. Er hatte nicht mit dem zurückhaltenden Charme von Allegra Bandinelli gerechnet. Schon als sie einander vorgestellt worden waren, hatte sie ihn bezaubert. Doch als sie ihn im Gästezimmer beobachtet hatte, war er vollends von ihr fasziniert. Er hatte gedacht, der Ausflug auf das toskanische Land sei lediglich eine Pflichtveranstaltung. Jetzt aber sehnte er sich danach, Allegra endlich in seinem Palazzo als seine Frau willkommen zu heißen …
    All das musste Cristina aber nicht wissen.
    â€žSie kommen!“ Ein Raunen und Flüstern wogte durch die Menge. Matteo machte sich von Cristina los und eilte nach vorne. Die Musik war verstummt, die Diener traten beiseite. Alle warteten gespannt auf den Auftritt von Allegra und ihrem Vater.
    Und da war sie. Die hohen Flügeltüren wurden von zwei Dienern aufgehalten, und sie trat hinaus auf den Kiesweg hinter dem Haus. Matteo stand plötzlich allein da – all seine Freunde hielten respektvollen Abstand. Er ging Allegra entschlossen
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