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Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst
Autoren: Anne B. Ragde
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sich, was für ein Handy er hatte, sie hatte es gar nicht gesehen.
    Er klang fröhlich.
    »Tut mir leid, dass ich jetzt anrufe und das hier sage, aber ich muss das einfach.«
    Sie dachte, dass sie es so verdammt satt hatte, sich für alles immer entschuldigen zu müssen, konnten die anderen sie nicht einfach in Ruhe lassen, damit sie niemandem wehtun musste? Er verstand nicht, was sie damit meinte.
    »Wir können uns nicht mehr sehen. Ich bin einfach die total Falsche für dich. Ich bin ein Miststück, verstehst du? Ein Miststück. Und das ist ansteckend. Das wollte ich nur sagen. Damit du dir nicht die Hoffnung machst, es könnte noch mehr passieren, denn das wird es nicht. Für Emma tut es mir schrecklich leid, aber da musst du dir etwas ausdenken.«
    Er wollte wissen, was passiert war, nachdem er sie am Ravnkloa abgesetzt hatte.
    »Passiert, passiert! Ich habe einfach nachgedacht. Dass es nicht richtig von mir ist, dich hinters Licht zu führen. Ich vögele wie blöd durch die Gegend, ich bin nicht ganz bei Trost, du musst einen großen Bogen um mich machen.«
    Aber er habe sich nun einmal in sie verliebt.
    »Du weißt nicht, in wen du dich verliebt hast. Deshalb rufe ich ja an.«
    Er glaubte nicht, dass sie das was, sie sagte, ernst meinen würde, sondern sich etwas vormachen würde, sie hörte eine Tür zufallen, vermutlich, weil er nicht wollte, dass Emma mithören konnte.
    »Und wenn du auch noch anfängst zu weinen, dann lege ich auf. Oder … ich lege ohnehin gleich auf. Es tut mir leid, dass ich dich verletze.«
    Was meine sie mit »auch noch weinen«?
    »Ich kann da jetzt nicht drüber reden. Die Welt ist verrückt.«
    Sie hätte vor dem Anrufen nicht die drei Glas trinken dürfen. Er wollte wissen, ob sie mit anderen geschlafen habe, seit sie zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten.
    »Nein, nicht, seit wir zum ersten Mal miteinander geschlafen haben. Aber sehr oft, seit wir uns zum ersten Mal im Wald begegnet sind.«
    Er freue sich, das zu hören.
    »Du freust dich? Na gut. Von mir aus. Mach’s gut. Ich lege jetzt auf.«
    Sie schaltete das Handy aus, sank auf dem Wohnzimmerteppich zu Boden, erst auf die Knie, dann auf die Ellbogen, presste das Gesicht in die verfilzte Wolle und weinte. Tom Ingulsen. Aus und vorbei. Fertig. Entsorgt, wie alle anderen zuvor, sie weinte, bis ihr wieder schlecht wurde, diesmal stürzte sie zum Klo, kotzte, bis nichts mehr kam, und dachte an Ratten und Mülltonnen.
    Danach holte sie ein Stück Küchenpapier, hob damit das Kondom auf und warf es ins Klo. Es schwamm oben, als sie abzog. Sie musste das Klo mit Papier vollstopfen, bis das Kondom endlich verschwand.

92
    Er rief nicht an. Er schickte keine Mail, eine Woche verging, es kam eine Mail von Emma, offenbar von ihr selbst geschrieben, es wimmelte nur so von Schreibfehlern. Emma erzählte von Glücksstern und von der Schule und wollte wissen, ob sie das Bild aufgehängt hatte, sie solle auch von Papa grüßen, er hatte ihr offenbar nichts gesagt, vielleicht nur, dass sie schrecklich viel arbeiten müsse oder auf Reisen sei.
    Das Bild. Sie holte es vom Kleiderschrank herunter. Da stand sie in roter Chenillehose und rief: »Er lebt!«, als verkünde sie Jesu Auferstehung. Und die Stöcke lagen zwischen den Steinen. Diese verdammten Stöcke. Wie hatte das nur alles angefangen? Mitten in der Nacht war sie aufgewacht und hatte gemeint, etwas für ihre Gesundheit tun zu müssen? Sie riss die Zeichnung in Stücke und warf sie in den Kamin, bedeckte sie mit Holzscheiten, endlich war Herbst, und bald kam der Winter, die befreiende Dunkelheit, Jokke sagte genau das, wie sie es selbst empfand, damals, als er seinen Text über die schöne dunkle Zeit geschrieben hatte.
    Sie flehte Andreas an, sie auf Reportagereise fahren zu lassen. Sie versuchte, ihn mit Sjur Orheim zu locken, der erst dreizehn Jahre alt war und ein Wunderkind am Klavier und der an einem Musikfestival in Edinburgh teilnehmen würde, er kam aus Oppdal, wo alle nur Fidel und Quetschkommode spielten, darüber müssten sie absolut berichten, sie könnte fahren.
    »Die Reisekasse ist leer! Und dieses Gequengel macht mich noch wahnsinnig. Das hier ist wie ein verdammter Hühnerstall, die Luft strotzt nur so von Hormonen. Wenn du es nicht bist, dann ist es Sigrid. Wenn es nicht Sigrid ist, dann ist es Tonje. Könnt ihr euch nicht bald mal so benehmen, als ob ihr Eier hättet?«
    »Haben wir doch«, zischte Tonje. »Aber bei uns sind die im Körper.«
    Sie begrüßte
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