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Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst
Autoren: Anne B. Ragde
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Wohnungstür auf und ging sofort aufs Klo, blutete wie ein Schwein. Alles war ein Traum, alles war nur Unsinn, das hier war nicht passiert, am Wochenende würde sie kurz bei ihnen vorbeischauen, voller Energie und Nachsicht, mit Baseball-Mützen mit dem Logo der Zeitung und mit Hits for kids, er hatte ihre Telefonnummer nicht, allerdings könnte er die jederzeit in der Redaktion erfragen, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass er das tun würde, nachdem sie einfach so gegangen war. Vielleicht würde sie am Wochenende nicht einmal hinfahren müssen. Doch, für Emma. Sie hatte es versprochen.
    Sie ging in die Küche, ließ sich ein Glas eiskaltes Wasser einlaufen und starrte lange ihren Kühlschrankmagnet an, dann holte sie Küchenpapier und die Sprühflasche und putzte die Kühlschranktür, bis sie funkelte. Den Magnet warf sie in den Mülleimer. Die Zeichnung wanderte von der Kommode in der Diele oben auf den einen Kleiderschrank.
    In dieser Woche wollte sie zu Soundgarden fahren und mit ihnen über ihre Boxen sprechen. Sie glaubte nicht, dass ihr Verstärker weitere Lautsprecher bedienen könnte, also würde sie in ein richtiges B & O-Multiroom-System investieren müssen, und so was wurde bei Soundgarden nicht verkauft. Der B & O-Laden von Trondheim war geschlossen worden, also müsste sie den in Oslo anrufen, denn jetzt musste sie sich um jeden Preis beschäftigen, wenn bald Kopf und Körper wieder funktionierten. Vielleicht sollte sie auch einen Inspektionstermin für den Audi vereinbaren, den hatte sie vernachlässigt, obwohl er immer so treu war.
    Lange blieb sie sitzen und überlegte, ob sie Kraft genug hatte, zur Arbeit zu fahren. Aber alles in ihrem Körper tat weh, sie schickte Andreas eine SMS , sie fühle sich so elend, dass sie schon mit dem Gedanken spiele, ihren eigenen Nachruf zu schreiben, schaltete ihr Handy aus, ging ins Bett und war sofort eingeschlafen.

83
    Sie hatte noch nie so stark und so lange geblutet, sie blutete drei Tage lang, er rief nicht an, es kamen auch keine Mails mehr von emmaing. Sie suchte sich seine Nummer heraus und speicherte sie, um sehen zu können, wenn er anrief, sie speicherte auch die von Emma.
    Bei der Arbeit fuhr sie auf Hochtouren. Stellte fest, welche Bands die verschiedenen Festivals gebucht hatten, machte Listen von möglichen Interviewpartnern, notierte sich Fragestellungen, bestellte CD s, recherchierte im verschimmelten Unterholz hinter den Top-10-Listen, verbrachte den gesamten Donnerstag mit zehn Jugendlichen bei einem Textschreibkurs mit dem Autor Idar Lind und schrieb am laufenden Band kurze Klatschberichte aus der Musikwelt.
    Tonje ging es wieder gut.
    »Weißt du, als ich aus der Narkose aufgewacht bin, war ich nur erleichtert. Fast gar nicht traurig.«
    »Du hast ihm nichts gesagt?«
    »Spinnst du? Der Idiot. Stell dir vor, wenn ich nur eine Woche später zum Arzt gegangen wäre, wäre es zu spät gewesen. Dieser Gedanke macht mich fast ein bisschen verrückt. Ich. Als Mutter. Ich sehe es lebhaft vor mir. Meine Mutter hätte mich umgebracht. Jesus Christus.«
    Fünf Kronen ins Schwein, dachte Ingunn plötzlich. Was sollte sie mit der Zeichnung machen? Aber Emma würde ja doch nie zu ihr nach Hause kommen und Wände und Kühlschrank überprüfen, es war alles nur Unsinn. Hormonunsinn. Sie würde es niemals wagen, ihm in nüchternem Zustand in die Augen zu schauen, nachdem sie ihm das gesagt hatte. Sie hatte es noch nie einem Mann gesagt, nicht einmal dem Elfmonatigen, und schon gar nicht dem Psychiater, bei dem ihr Koffer in der Diele gestanden hatte, aber bei ihm hatte sie sich schön darüber ausgelassen, sie rief ihren Arzt an und ließ ihn per Telefon in der Apotheke in Heimdal zehn Schlaftabletten für sie anweisen. Das war alles, was sie bekam, wenn er es telefonisch machen musste.
    »Gibt es keine stärkeren als fünf Milligramm?«, fragte sie.
    Doch, es gab noch siebeneinhalb.
    »Dann will ich lieber die.«
    Vielleicht sollten Sie noch einen Termin vereinbaren, schlug er vor, wenn sie irgendwelche Probleme hatte?
    »Nein, ich habe nur verdammt viel Stress bei der Arbeit, ich nehme die Arbeit mit ins Bett und grübele und grübele dann, und ich brauche allen Schlaf, den ich kriegen kann, um bei der Arbeit zu funktionieren.«
    Sie fuhr in der Mittagspause zur Apotheke und war zutiefst erleichtert, als sie die Tabletten in der Handtasche hatte, Schlaf-Dunkelheit-Vergessen, dann fuhr sie in die City Syd und deckte sich mit Weißwein und Gin ein.
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