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Die lieben Patienten!

Die lieben Patienten!

Titel: Die lieben Patienten!
Autoren: Robert Tibber
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traditionellen Glases, nur daß es in seinem Falle Gläser wurden.
    Ich ließ ihn bei seinem Sherry und den gemeinsamen Erinnerungen mit Miss Chudley und ging nach Hause, um mich von dem Nachmittag zwischen Vögeln und wilden Tieren zu erholen.
     

16. KAPITEL
     
    »Es ist demütigend«, erklärte Caroline am Sonntagabend, als Faraday gegangen war, »ich glaube, ich werde in die Staaten zurückkehren.«
    »Was war denn heute nachmittag los? Ihr seid doch lange genug allein zusammen gewesen.«
    »Nichts«, sagte Caroline ärgerlich. »Einfach nichts, außer daß ich mir meine Finger wund getippt habe und jetzt eine ganze Menge mehr über Dysarthrie-Fälle weiß als vorher.«
    »Sieh mal«, sagte ich, da ich sie gar nicht gern so niedergeschlagen sah, »soll ich nicht einmal mit Faraday sprechen? In diplomatischer Weise natürlich; ich würde es sehr taktvoll machen.«
    Caroline schüttelte den Kopf. »Wenn ein Mann nicht merkt, daß ein Mädel verrückt nach ihm ist, muß er wirklich vollkommen desinteressiert sein.«
    »Oder andere Sachen im Kopf haben«, verteidigte ich Faraday. »Er ist ein bißchen eilig verschwunden, nicht wahr?«
    »Er konnte es nicht erwarten, zu einem Pharyngospasmus zurückzukehren. So faszinierend fand er mich.«
    »Es tut mir leid, daß ich es sagen muß«, versuchte ich ihr klarzumachen, »aber soweit ich Faraday kenne, glaube ich, daß du nur deine Zeit verschwendest. Meiner Meinung nach ist er der geborene Junggeselle. Er lebt, denkt und träumt von der Medizin, und solange ich ihn kenne, ist das noch nie anders gewesen. Darum steht er natürlich jetzt auch auf dem Posten, den er hat.«
    »Eine scheußliche Zeitverschwendung!« seufzte Caroline, und dabei ließen wir es für den Augenblick. Caroline tat mir leid. Seit dem Brand in der Schule war sie nicht mehr dasselbe Mädchen. Sie schien nicht nur das Interesse an ihren Teenagern und deren sexuellen Gewohnheiten verloren zu haben, sondern ebenso an ihrer Diät und der Kalorienberechnung, und gelegentlich vergaß sie sogar, ihre Tabletten einzunehmen. Selbst die Kinder bemerkten den Wechsel. Kusine Caroline kümmerte sich, wie Penny berichtete, nicht mehr um den Kobold und seine Abenteuer und schien auch, laut Peter, ihren scheinbar bodenlosen Vorrat an Cowboygeschichten erschöpft zu haben. Sie war, wie sie einmütig erklärten, überhaupt nicht mehr lustig.
    Sylvia und ich machten uns Sorgen.
    »Vielleicht sollte ich einmal mit Faraday sprechen«, schlug Sylvia am Dienstagnachmittag vor, als Caroline, die sich seit Sonntagabend nicht mehr weit vom Telefon entfernt hatte, alle Hoffnung auf einen Anruf von Faraday aufzugeben schien.
    »Was könnte das helfen?«
    »Nun, so mit weiblichem Gefühl. Ich könnte einige Andeutungen machen.«
    »Du kannst dir auch einen Ring durch die Nase ziehn...« antwortete ich weise. »Er hat Caroline am Wochenende doch lange genug gesehen.«
    »Ich glaube, ich versuche es trotzdem. Ich kann es nicht ertragen, daß sie so niedergeschlagen ist.«
    »Ihr Frauen könnt es doch nicht lassen, euch einzumischen.«
    »Wenn wir euch nicht ab und zu einen Schubs geben würden, kämen die meisten von euch nicht zur Heirat. Ihr unschuldigen Männer ahnt ja nicht, wieviel Untergrundarbeit da geleistet wird.«
    »Ach, wenn Faraday nicht an Caroline interessiert ist, können weder du noch ich, noch sonst wer etwas daran ändern. Das ist doch klar.«
    »Da bin ich nicht so sicher«, äußerte sich Sylvia.
    Ich dachte einen Augenblick nach. »Niemand hat mich durch Untergrundarbeit zum Heiraten getrieben. Ich sehe dich noch auf
    dem Krankenhausball in deinem purpurroten Kleid mit dem hochgesteckten Haar, als ich entschied, daß du das einzige Mädchen für mich seiest.«
    »Habe ich mich sehr verändert?«
    Ich blickte auf Sylvia, die in Rock und Pullover und flachen Schuhen gerade einen Knopf an Peters graues Schulhemd nähte.
    »Ja.«
    »In welcher Art?«
    »Du siehst wie eine richtige Arztfrau aus.«
    »Danke.«
    »Es war als Kompliment gedacht.«
    Sylvia blickte von ihrer Näherei auf. »Ich glaube, jetzt, wo die Kinder den ganzen Tag in der Schule sind«, sagte sie nachdenklich, »und Maria das Telefon beantworten kann, könnte ich eigentlich wieder als Mannequin arbeiten.«
    »Würdest du das gern tun?«
    »In aller Morgenfrühe zur Arbeit gehen«, murmelte Sylvia, »stillhalten zur Anprobe, mit schmerzenden Füßen, lächeln, wenn einem nicht im geringsten danach zumute ist, den ganzen Tag so viele Kleider, daß
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