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Die Liebe des letzten Tycoon

Die Liebe des letzten Tycoon

Titel: Die Liebe des letzten Tycoon
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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der Morgen da. Ich bin hier in der Nähe zur Welt gekommen, als Sohn armer Schlucker aus dem Süden, die mal bessere Tage gesehen hatten. Der Familiensitz dient jetzt als Schuppen. Wir hatten vier Domestiken – meinen Vater, meine Mutter und meine beiden Schwestern. Weil [19] ich nicht mitmachen wollte, bin ich nach Memphis gegangen, um meine Karriere zu starten, aber die hat sich mittlerweile festgefahren.« Er zog mich an sich. »Willst du mich heiraten, Cecelia, und mich am Brady-Vermögen teilhaben lassen?«
    Er war so entwaffnend, dass ich meinen Kopf an seine Schulter legte.
    »Was machst du, Cecelia? Gehst du zur Schule?«
    »Ich studiere in Bennington. Als Junior.«
    »Entschuldige, das hätte ich mir denken können, aber die Vorteile einer Collegeausbildung sind mir versagt geblieben. Als Junior also… Ich habe im Esquire gelesen, dass die Juniors nichts zu lernen brauchen, Cecelia.«
    »Warum denken eigentlich alle, dass Mädchen, die aufs College gehen…«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Wissen ist Macht.«
    »So, wie du daherredest, merkt man gleich, dass wir auf dem Weg nach Hollywood sind«, sagte ich. »Dort sind sie immer um Jahre hinter der Zeit zurück.«
    Er tat empört.
    »Willst du damit sagen, dass die Mädchen im Osten sich privat nicht ausleben dürfen?«
    »Doch, natürlich, das ist es ja gerade. Du wirst lästig. Lass mich los.«
    »Geht nicht, dann wacht womöglich Schwartze auf, und ich denke, dass er seit Wochen zum ersten Mal wieder zum Schlafen gekommen ist. Hör zu, Cecelia, ich hatte mal ein Verhältnis mit der Frau eines Produzenten. Ein sehr kurzes Verhältnis. Als es vorbei war, erklärte sie mir klipp und [20] klar: ›Wenn du das rumerzählst, fliegst du aus Hollywood raus. Mein Mann hat hier nämlich sehr viel mehr zu sagen als du.‹«
    Jetzt war er mir wieder sympathisch. Wenig später bog das Taxi in eine lange, nach falschem Jasmin und Narzissen duftende Auffahrt ein und hielt an einem großen grauen Etwas – dem Haus von Andrew Jackson. Der Fahrer drehte sich um und wollte uns etwas darüber erzählen, aber Wylie bedeutete ihm, auf Schwartze zeigend, er solle den Mund halten.
    »Um diese Zeit kommen Sie nicht hinein«, sagte der Taxifahrer höflich.
    Wylie und ich setzten uns vor die dicken Säulen der Treppe und lehnten uns an. »Was ist eigentlich mit Mr. Schwartze los?«, fragte ich. »Wer ist der Mann?«
    »Zum Teufel mit Schwartze. Er hat früher mal einen großen Laden geleitet… First National? Paramount? United Artists? Zur Zeit ist er total am Boden. Aber der kommt wieder. Wer im Filmgeschäft endgültig baden geht, muss schon Alkoholiker oder Junkie sein.«
    »Du magst Hollywood nicht«, stellte ich fest.
    »Doch, doch – aber ist das ein Thema, wenn man im Morgengrauen vor Andrew Jacksons Haus sitzt?«
    »Also ich mag Hollywood«, beharrte ich.
    »Es ist schon okay. Eine Goldgräberstadt im Lotusland. Weißt du, von wem das ist? Von mir. Es ist ein guter Ort für harte Typen, aber ich bin aus Savannah, Georgia, nach Hollywood gekommen. Am ersten Tag war ich auf einer Gartenparty. Mein Gastgeber schüttelte mir die Hand und verschwand. Es war alles da – der Swimmingpool, [21] samtgrüner Rasen zu zwei Dollar pro Quadratzentimeter, schöne katzenhafte Wesen, die Cocktails schlürften und Spaß hatten… Und kein Mensch, der mit mir geredet hat. Keine Seele. Ich habe fünf, sechs Leute angesprochen, ohne eine Antwort zu bekommen. Das ging eine Stunde so und noch eine, dann bin ich aufgestanden und wie ein Verrückter rausgerannt. Erst als ich wieder im Hotel war und der Mann am Empfang mir einen an mich gerichteten Brief überreichte, einen Brief, auf dem mein Name stand, hatte ich wieder das Gefühl, ein eigenes legitimes Ich zu haben.«
    Begreiflicherweise hatte ich solche Erfahrungen nie gemacht, aber wenn ich an Partys dachte, auf denen ich gewesen war, konnte ich mir diese Situation schon vorstellen. Wir nehmen in Hollywood Fremde nicht mit offenen Armen auf, es sei denn, sie trügen ein Schild um den Hals, auf dem steht, dass sie ihre Lorbeeren anderswo erworben haben und uns nicht gefährlich werden können – mit anderen Worten, dass sie bereits prominent sind. Und auch dann müssen sie sich noch vorsehen.
    »Da muss man über den Dingen stehen«, erklärte ich gespreizt. »Solche Flegeleien darfst du nicht persönlich nehmen, das machen die mit allen.«
    »So ein hübsches Mädchen – und so altklug.«
    Der östliche Himmel war in
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