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Die Liebe deines Lebens

Die Liebe deines Lebens

Titel: Die Liebe deines Lebens
Autoren: Cecelia Ahern
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nebenbei auch noch Fahrlehrerin werden konnte –, hatte er sich bereit erklärt, es mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu versuchen. Etwas ungeduldig blickte ich auf die Uhr über seiner Schulter. »Okay, vereinbaren Sie mit Gemma einen Termin für nächste Woche, und ich freue mich darauf zu hören, wie Sie zurechtkommen.«
    Als die Tür sich hinter ihm schloss, hörte ich auf zu lächeln und suchte mein Bücherregal nach einem meiner Selbsthilfebücher ab. Es kam häufig vor, dass meine Klienten sich über meine Sammlung wunderten, und ich war auch ziemlich sicher, dass ich mit meiner Leidenschaft den kleinen Buchladen meiner Freundin Amelia vor der Pleite bewahrte. Die Bücher waren meine Bibeln, meine Berater, wenn ich nicht mehr weiterwusste oder Tipps für die Probleme meiner Klienten brauchte. Seit einem Jahrzehnt träumte ich davon, selbst einen Ratgeber zu schreiben, aber ich war nie weiter gekommen, als mich, aufgeregt und bereit, meine Gedanken zu formulieren, an meinen Schreibtisch zu setzen und den Computer anzuschalten. Aber dann starrte ich nur auf den weißen Bildschirm und den blinkenden Cursor, und die Leere vor meinen Augen entsprach der Leere in meinem Kopf.
    Meine Schwester Brenda sagte immer, ich sei mehr an der Idee des Bücherschreibens interessiert als daran, es tatsächlich zu tun, denn wenn ich wirklich schreiben wollte, dann
würde
ich schreiben, jeden Tag, allein, für mich, ob nun ein Buch daraus würde oder nicht. Sie meinte, Schriftsteller fühlten sich immer zum Schreiben getrieben, ob sie nun eine Idee hatten oder nicht, ob sie einen Computer besaßen oder nicht, ob sie Stift und Papier hatten oder nicht. Ihr Schreibdrang würde nicht davon gesteuert, ob sie einen bestimmten Kugelschreiber von einer bestimmten Marke zur Verfügung hätten oder ob auch genug Zucker in ihrem Milchkaffee sei – Dinge, die bei mir den kreativen Prozess behinderten, wann immer ich mich zum Schreiben niederließ. Brenda gab des Öfteren irgendwelche mehr oder weniger bescheidenen Erkenntnisse zum Besten, aber ich musste zugeben, dass ihre Beobachtungen in meinem Fall möglicherweise zutrafen. Ich wollte schreiben, ich wusste nur nicht, ob ich es konnte, und hatte Angst, dass ich, wenn ich tatsächlich damit anfing, feststellen würde, dass ich es eben nicht konnte. Monatelang schlief ich mit
»Wie man erfolgreich ein Buch schreibt«
auf dem Nachttisch, schlug es aber kein einziges Mal auf, weil ich fürchtete, wenn ich nicht in der Lage wäre, die Tipps zu befolgen, würde das bedeuten, dass ich es niemals schaffen würde, und am Ende versteckte ich den Ratgeber in der Schublade. Ich räumte diesen Traum sozusagen weg, bis irgendwann der richtige Zeitpunkt kommen würde.
    Schließlich fand ich im Bücherregal das Buch, das ich suchte.
»Sechs Tipps, wie man Angestellten taktvoll kündigt (mit zahlreichen Illustrationen)«.
    Ich weiß nicht, ob die Bilder hilfreich waren, aber ich hatte jedenfalls schon versucht, den besorgten Gesichtsausdruck des Arbeitgebers vor dem Badezimmerspiegel nachzuahmen. Ich studierte die Notizen, die ich auf einem Klebezettel innen aufs Deckblatt geklebt hatte, unsicher, ob ich dazu überhaupt imstande war. Meine Firma
Jobagentur Rose
war seit vier Jahren im Geschäft, ein kleines Unternehmen mit vier Leuten, und unsere Sekretärin Gemma sorgte dafür, dass alles funktionierte. Zwar sträubte ich mich innerlich dagegen, ihr zu kündigen, aber der finanzielle Druck wurde immer größer. So war ich ganz in meine Notizen vertieft, als es an der Tür klopfte und Gemma hereinbrauste.
    »Gemma!«, krächzte ich und wollte das Buch schuldbewusst und möglichst unauffällig wieder ins Regal zurückschieben. Aber das war so vollgestopft, dass mir das Buch, statt brav ins Fach zu rutschen, aus der Hand glitt und zu Boden fiel, direkt vor Gemmas Füße.
    Gemma kicherte und bückte sich, um es aufzuheben. Als sie den Titel sah, wurde sie ganz rot. Fragend schaute sie mich an, erst überrascht, dann entsetzt, verwirrt und tief verletzt. Ich machte den Mund auf und zu, aber kein Wort kam heraus, während ich mich krampfhaft zu erinnern versuchte, in welcher Reihenfolge ich meine Botschaft übermitteln sollte, welche Wortwahl und welchen Gesichtsausdruck der Ratgeber empfahl. Ich rief mir die Tipps
Klarheit, Empathie, nicht zu viel Gefühl
vor Augen … War Offenheit eigentlich angeraten oder eher das Gegenteil? Aber ich war zu langsam, und bevor ich zu einem Entschluss gekommen war, wusste
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