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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)
Autoren: Smila Spielmann
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vier Jahre alt und deine Mutter war noch nicht lange tot, als ich einen Auftrag bekam. Ich sollte in die östlichen Wälder reiten und dort etwas abgeben. Damals war ich ziemlich lange fort, erinnerst du dich?“
    Lucthen nickte bang. Er sagte nichts um seinen Vater nicht aus den Erinnerungen zu reißen, die ihn offensichtlich eingeholt hatten. Er schien im Feuer Dinge zu sehen, die Lucthen verborgen blieben.
    „ Doch als ich sah, was ich in die östlichen Wälder bringen sollte, da war mein erster Gedanke, dass ich mich weigern würde“, fuhr er schließlich fort. „Tagelang konnte ich mich zu keiner Entscheidung durchringen. Ich brachte sie her. Das kleine, süße Mädchen. Sie war noch ein Säugling und sie war blind.“
    Lucthen ballte die Hände zu Fäusten um nicht unwillkürlich nach dem Netz zu greifen. Bei Lucis, das konnte nicht wahr sein!
    „ Du hast sie vom ersten Moment an geliebt – und sie hat dich geliebt. Wenn sie nicht in deinen Armen liegen durfte, hat sie nur geschrieen und gebrüllt, doch sobald du sie gehalten hast, sind ihre Tränen versiegt und sie hat dich mit ihren hellen Augen angesehen, als würde sie dich ganz genau erkennen.“ Dem alten Mann fiel es sichtlich schwer weiterzusprechen, doch er zwang sich dazu. „Lucthen, wenn du nicht alles gewesen wärst, das mir geblieben war, ich hätte dich in die Auen mitgenommen und dich bei ihr gelassen. Denn beim Licht, ich wusste, dass ihr ohne einander nicht glücklich werden würdet. Doch ich konnte es nicht. Ich konnte mich dem Befehl meines Königs nicht widersetzen und ich konnte dich nicht gehen lassen. Ich hatte doch gar keine Wahl.“
    Lucthen war wie vor den Kopf gestoßen. All die Jahre hatte ihm sein Vater nichts gesagt, all die Jahre… „Warum?“, fragte er schließlich. Er konnte die Bitterkeit in seiner Stimme hören, doch er hatte nicht die Kraft sie zu unterdrücken. „Warum sollte Talos wollen, dass du einen Säugling in die Auen bringst?“
    Lucthens Vater schwieg lange Zeit. „Er hatte seine Gründe, doch ich kann sie dir nicht nennen.“ Die Stimme des alten Mannes hatte einen stählernen Klang angenommen und Lucthen begriff dumpf, dass er von seinem Vater auf diese Frage keine Antwort erhalten würde.
    „ Ihren Namen, sag mir wenigstens ihren Namen.“
    Wieder schwieg sein Vater lange Zeit und Lucthen dachte schon, er würde auch auf diese Frage keine Antwort erhalten. Doch dann hörte er ihn, den einen Namen, den zu hören er sein ganzes Leben gehofft hatte.
    „ Liisatiina.“
     
    Die neue Baronin von Kornthal betrat Hand in Hand mit ihrer Nichte die große Halle der Burg. In den langen Tagen ihrer Abwesenheit hatte sich nichts verändert und doch spürte Crystal, dass alles anders war. Die Dienerschaft hatte sich in der Halle versammelt um sie zu begrüßen und Crystal blickte in die vertrauten Gesichter. Marthe, die Köchin, die sie kannte seit sie das Licht der Welt erblickt hatte, der Magus Horten, der Joys Lehrer war und der damals schon sie und Rhys unterrichtet hatte, die beiden Stalljungen, die sich so ähnlich sahen, dass Crystal sie ständig zu verwechseln pflegte und schließlich Prudence, das Mädchen, das als Amme für Joy angestellt worden war – sie alle schauten ihre Herrin erwartungsvoll an und obwohl Crystal gewusst hatte, dass dieser Moment kommen würde, hatte sie das Gefühl jetzt kein Wort über die Lippen zu bringen. Thorben stand nur ein paar Schritte hinter ihr. Er war in den letzten Tagen eine große Stütze gewesen; er hatte sich um ein Zimmer in einer Taverne für Joy und sie bemüht und veranlasst, dass die Leichen von Joys Eltern der Tradition gemäß den Flammen übergeben wurden, damit sie eingehen konnten in das Licht Lucis’. Crystal hatte sich beharrlich geweigert zur Burg zurückzukehren und ihre Stellung als Baronin anzutreten. Nur Thorbens Überredungskunst war es zu verdanken, dass sie schließlich begriff, dass die Angreifer dieser furchtbaren Nacht geflohen waren und nicht wiederkommen würden. Der Gedanke, an den Ort zurückzukehren, an dem ihre Liebsten gestorben waren, war Crystal unerträglich erschienen.
    Es hatte Tage gedauert Joy zu erklären, was passiert war; dass ihre Mutter und ihr Vater nicht wiederkommen würden, dass sie jetzt bei Lucis waren – bei Sonne, Mond und Sternen und allem was licht und gut war. Joy weinte bis sie keine Tränen mehr hatte und verkündete, dass sie ihre Eltern viel dringender brauchte als Lucis. Crystal konnte ihr die Blasphemie
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